Ukraine-Krieg: Russischer Durchbruch in Awdijiwka – Verteidigung vor dem Kollaps?

Seite 4: Ukrainische Verteidigung und der Informationsraum: Eine Einschätzung

Der lokale russische Durchbruch bedeutet noch lange kein Durchbruch der Front. Die Ukraine hat mehrere Verteidigungsstellungen in der Region, mit dem Verlust von Awdijiwka wäre also lediglich ein wichtiges Bollwerk durchbrochen.

Anders formuliert: Das Ende der Festung Awdijiwka wäre nicht gleichzusetzen mit dem Zusammenbruch der ukrainischen Verteidigung. Allerdings ist die Stadt ein wichtiger Pfeiler der ukrainischen Verteidigung nördlich von Donezk. Die Einnahme bedeutet also einen großen taktischen Erfolg für die russische Armee.

Und stetige taktische Erfolge führen letztlich in der Summe zu einem Sieg, hier sei ein Clausewitz-Zitat erlaubt:

Unsere Behauptung lautet also, daß nur große taktische Erfolge zu großen strategischen führen können, oder, bestimmter ausgedrückt, daß die taktischen Erfolge von vorherrschender Wichtigkeit in der Kriegführung sind.

Außerdem wäre der Verlust der ehemals stärksten Festung im ukrainischen Verteidigungsgürtel mit einem spürbaren Erfolg für die russischen Streitkräfte im Informationsraum verbunden.

Spiegelbildlich müsste hingegen der Verlust von Awdijiwka für die ukrainischen Truppen einen nicht zu unterschätzenden Effekt auf die Moral haben: Wenn es die russischen Truppen gelingt, die stärkste Festung der Front einzunehmen, was soll sie dann noch aufhalten können?

Gefahr weiterer Fehler

Kreative Aussagen über die Stärke der russischen Streitkräfte bergen die Gefahr weiterer fundamentaler Fehler in der Proxy-Kriegsführung, wie das bereits bei der gescheiterten Frühlingsoffensive der Ukraine zu sehen war. Die dort erlittenen Verluste sind für die Ukraine "de facto" nicht zu ersetzen.

Kreative Aussagen über die Stärke der russischen Streitkräfte bedeuten auch in der Folge ein weiteres, sinnloses Sterben Zehntausender ukrainischer Soldaten.

Es steht die Vermutung im Raum, dass oben genannte Behauptungen kommunikationsstrategischen Zwecken dienen sollen. Den Menschen soll offenbar der Eindruck vermittelt werden, dass weitere Waffenlieferungen, die mit Kürzungen im Sozialbereich verbunden sind, sinnvoll sind.

Wenn man ehrlich das vermutete Ausmaß der russischen Überlegenheit diskutieren würde, würde die Zustimmungsquote, weiterhin Waffen an eine verlierende Ukraine zu liefern, vermutlich weiter sinken.

Die hier zusammengestellten Informationen speisen sich aus folgenden OSINT-Quellen: Weeb Union, Military Summary Channel, Suriyakmap, Deepstatemap, Remilind23, HistoryLegends, simplicius76, Militaryland, Red Fish Bubble 2.1 (geschlossene Gruppe).