Verband schlägt Alarm: Energie- und Verkehrswende viel zu langsam

Doppelstock-Tunnel Köln-Kalk während der Sanierungsmaßnahmen im Dezember 2015. Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

Energie und Klima – kompakt: Beim jetzigen Tempo verfehlt Deutschland seine Ziele bei der Energie-Transformation. Das gilt für alle Sektoren. Warum es statt mehr Autobahnen mehr elektrifizierte Bahntrassen braucht.

Während die Internationale Energieagentur in Paris die Zukunft der erneuerbaren Energieträger in rosigen Farben beschreibt, kommt die Energiewende in Deutschland nicht recht voran. Das geht unter anderem aus Klagen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor.

Der Interessenverband der Energieversorger, der in früheren Jahrzehnten ganz von den Kohle- und Atominteressen der großen Platzhirsche wie RWE, EnBW, E.on und Vattenfall beherrscht war, vereinigt heute nicht nur zahlreiche Stadtwerke, sondern auch viele kleine und größere Unternehmen in seinen Reihen, die ausschließlich auf den Ausbau der erneuerbaren Energieträger setzen.

Der Ausbau von Sonne, Wind und Co. verlaufe derzeit noch viel zu langsam, um die für das Jahr 2030 formulierten Ziele zu erreichen, heißt es in dem BDEW-Bericht. In fast allen Sektoren bleibe der Ausbau deutlich hinter den Zielen zurück. Zum Beispiel habe die Fotovoltaik, das heißt die direkte Umwandlung von Sonnenenergie in Strom, 2021 zwar die höchste Zubaurate aller Technologien aufgewiesen (5,7 Gigawatt), doch selbst für sie sei die Erreichung der 2030er-Zielvorgabe fraglich.

Die Ziele waren im vergangenen Jahr mit dem sogenannten Osterpaket deutlich ehrgeiziger formuliert worden. Im Erneuerbare-Energien-Gesetz heißt es nun: Bis 2030 soll …

1. der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch im Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland einschließlich der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (Bundesgebiet) auf mindestens 80 Prozent im Jahr 2030 gesteigert werden und 2. ab dem Jahr 2035 die Stromerzeugung im Bundesgebiet nahezu treibhausgasneutral erfolgen.

Großen Nachholbedarf gebe es auch in den Bereichen Aus- und -Umbau der Netze, in der Digitalisierung sowie bei der Elektrifizierung des Verkehrssektors. Was letztere angeht, so gibt es hierzulande unter anderem immer noch Probleme, neue Straßenbahnlinien einzurichten, obwohl diese sich schneller als U-Bahn bauen lassen, erheblich günstiger als diese sind und im Vergleich zu Bussen eine deutlich höhere Verkehrsleistung erbringen können.

Außerdem stellt das Fachmagazin Urban Transport Magazine fest, dass sich bei der Ersatzbeschaffung die Fristen zwischen Ausschreibung, Auftragsvergabe und Auslieferung immer mehr in die Länge ziehen. Während die ÖPNV-Fahrgastzahlen – von dem pandemiebedingten vorübergehenden Rückgang einmal abgesehen – seit Jahren anwachsen, hinken die Betreiber in Kommunen und Unternehmen dem Bedarf zunehmend hinterher.

Noch langsamer ist die Entwicklung bei der Bahn: Der Anteil der elektrifizierten Strecken der Deutschen Bahn AG wurde von 19.100 Kilometer im Jahr 2000 lediglich auf 20.400 Kilometer in 2020 erhöht. 20 Jahre hat man für nicht einmal 1000 Kilometer Elektrifizierung benötigt und es damit gerade auf einen Elektrifizierungsgrad von knapp zwei Dritteln gebracht. Nach Zählung der Allianz pro Schiene lag Deutschland damit 2020 hinter Ländern wie Polen, Dänemark, Italien und vor allem der Schweiz nur im europäischen Mittelfeld.

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