Verbreitung des ILOVEYOU-Virus möglicherweise ein Unfall

Der vermutliche Urheber des "Love-Bug" ließ bei einer Pressekonferenz in Manila viele Möglichkeiten im Raum stehen.

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Ein phillippinischer Computerstudent sagte, möglicherweise habe er den sich so erfolgreich fortpflanzenden ILOVEYOU-Email-Wurm unabsichtlicherweise losgelassen. Onel de Guzman, der einige Tage untergetaucht war, erschien gestern bei einer Pressekonferenz in Manila.

Begleitet von einem Rechtsanwalt, wollte er sich weder darauf festnageln lassen, alleiniger Urheber des sogenannten "Love-Bug" zu sein, noch diesen abgeschickt zu haben. Seine Aussage dazu: "Es ist möglich". Soviel aber scheint festzustehen, dass das ILOVEYOU-Script auf der Abschlussarbeit de Guzmans beruht. Thema seiner Abschlussarbeit war eine Software, die Windows-Passwörter stiehlt und es dem Anwender ermöglicht, fremde Internet-Accounts zu nutzen. Die Motivation dazu boten scheinbar hohe Internetzugangskosten in Manila. Doch seine Arbeit war von seinem College als unethisch abgelehnt worden.

de Guzman und ein zweiter Student, der den Abschluss am selben College auch tatsächlich gemacht hat und dessen Abschlussarbeit die These de Guzmans ergänzt, sollen beide Mitglieder einer Programmierer-Gruppe namens GRAMMERSoft sein. Dieses Wort war auch im VBS-Script des Love-Bug aufgetaucht, ebenso wie die Formulierung "I hate go to school". Laut de Guzmans Anwalt hatten auch andere Kenntnis von seiner Software. An das, was er an dem Tag, als sich die ILOVEYOU-Mails wie ein Flächenbrand verbreiteten, getan hatte, konnte sich der Student nicht mehr erinnern.

In einer Anhörung eines Komitees des US-Kongresses gestern wurden weitere Details bekannt, wie weitverbreitet der Love-Bug in US-amerikanischen Bundesbehörden eingeschlagen hatte. Mindestens 14 Behörden waren betroffen, darunter auch die NASA und die CIA. besonders schlimm soll es das Verteidigungsministerium getroffen haben, wo systemweite Neuinstallationen gemacht werden mussten. Abgesehen davon, dass es ein wenig verwunderlich ist, dass in so sensiblen Regierungsorganen ein bekanntermaßen für Sicherheitslücken anfälliges Produkt wie Microsoft Outlook verwendet wird, fragt man sich auch, was mit den Milliarden an Dollars für das sogenannte National Infrastructure Protection Center geschieht. Nicht zuletzt scheint sich mehr und mehr herauszustellen, dass vor allem einsame Beamte in Verwaltungsbüros anfällig für das geschickte "social engineering" der "ILOVEYOU"-Subject-Zeile waren und die betreffende Email freudig angeklickt haben.