Vermutlich haben israelische Kampfflugzeuge einen syrischen Flughafen angegriffen

Bild: IDF

In der angespannten Situation in der Region nach dem mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz in Douma und der Drohung Trumps eine riskante Aktion

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Die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtet, dass Luftverteidigungssysteme einen Angriff mit israelischen Raketen auf den T-4- bzw. Tiyas-Militärflughafen in der Provinz Homs bei Palmyra erwiderten und acht Raketen abgeschossen hätten. Bei dem Angriff um 4 Uhr morgens seien mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Die Raketen sollen von israelischen F-15-Kampfflugzeugen im libanesischen Luftraum abgefeuert worden sein.

Zunächst wurde im syrischen Fernsehen behauptet, es seien wahrscheinlich amerikanische Flugzeuge gewesen, das Pentagon wies dies jedoch zurück. Aus syrischer Sicht war der erste Verdacht nicht ganz unbegründet, nachdem gestern US-Präsident Trump angekündigt hatte, dass derjenige, der vor den mutmaßlichen Chemiewaffenangriff in Douma verantwortlich ist, einen "hohen Preis" zahlen müsse. Für Trump steht fest, dass für den Angriff das Assad-Regime verantwortlich ist, wie das die Weißen Helme berichteten.

Auch das russische Verteidigungsministerium berichtete von dem Angriff, der von 2 israelischen F-15-Kampfflugzeugen ausgeführt worden sei. Sie hätten 8 Raketen abgefeuert, 5 davon seien von der Luftabwehr abgeschossen worden, 3 seien eingeschlagen. Auch hier heißt es, dass die israelischen Flugzeuge nicht in den syrischen Luftraum eingedrungen seien. Nach libanesischen Berichten sei zur Zeit des Angriffs ein israelisches Aufklärungsflugzeug unterwegs gewesen.

Nach dem Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) sollen 14 Menschen, darunter iranische Milizen, getötet worden sein. Die israelische Regierung hüllt sich wie meist in Schweigen, aber es ist bekannt, dass immer einmal wieder Ziele in Syrien angegriffen wurden. Dabei sollen vor allem Waffenlieferungen an die Hisbollah unterbunden werden. Erst kürzlich räumte das israelische Militär offiziell ein, 2007 eine syrische Atomanlage zerstört zu haben.

Schon im Februar wurde allerdings der Tiyas-Flughafen schon einmal in einer "chirurgischen Aktion tief in Syrien" angegriffen, weil von dort aus eine iranische Drohne in den israelischen Luftraum gesteuert worden sein. Der Flughafen soll von Quds von der Iranischen Revolutionären Garde und Hisbollah benutzt worden sein. Die angeblich neuartige iranische Drohne wurde im israelischen Luftraum von einem Militärhubschrauber abgeschossen.

Als Strafaktion folgten in zweiter Welle weitere 8 israelische Kampfflugzeuge, die 12 syrische und iranische Ziele, darunter drei syrische Luftabwehrbatterien und vier nicht weiter genannte iranische Ziele, angriffen. Syrien antwortete mit massivem Luftabwehrfeuer und schoss dabei eine F-16 über israelischem Territorium ab. Der Abschuss des israelischen Kampfflugzeugs wurde vor allem im Iran gefeiert. So hieß es, das sei ein "klares Warnsignal an Israel" gewesen: "Die Zeit der israelischen Luftangriffe auf Syrien ist vorbei." Jetzt würde auf weitere Aggressionen "rücksichtlos reagiert" werden. Russland zeigte sich sehr ungehalten. Angeblich wollte Israel weitere Angriffe fliegen, hatte dies aber nach einem Telefongespräch von Netanjahu mit Putin abgebrochen.

Vorbei sind die israelischen Angriffe auf syrische Ziele offenbar nicht. Der israelische Bauminister Yoav Galant, ein früherer General und Mitglied im Sicherheitskabinett, sagte nichts zum Angriff, sondern kommentierte lediglich: "Wir haben klare Interessen in Syrien und setzten rote Linien. Wir werden nicht dulden, dass von Syrien aus Waffen in den Libanon kommen, und wir werden den Aufbau eines iranischen Stützpunkts nicht dulden."

Unklar ist, was die israelische Armee auf dem Militärflughafen zerstören wollte oder ob der Angriff nur eine Warnung sein und an die roten Linien erinnern sollte. Ausgenutzt wurde offenbar der mutmaßliche Chemiewaffeneinsatz in Douma und die Drohung von Donald Trump an Syrien und Russland. Ausgerechnet in dieser angespannten Lage noch zusätzlich Angriffe im eigenen Interesse zu fliegen, ist riskant, was nahelegt, dass es für Israel das Ziel wert gewesen war. Zudem steht Israel gerade wegen des harten Vorgehens am Grenzzaun zum Gaza-Streifen unter Kritik, wo das Militär schon zum zweiten Male Protestierende, für Israel sind es Terroristen, getötet und hunderte verletzt hat.

Um Ziele in Syrien ungefährdeter treffen zu können, hat die Armee eine Einheit mit Boden-Boden-Präzisionsraketen des Typs EXTRA aufgebaut (Israel bereitet sich auf weitere Konflikte vor). Sie haben eine Reichweite von 150 km und sollen jedes Ziel innerhalb von 5 Minuten zerstören können. Später sollen weiter reichende Raketen des Typs Predator Hawk zum Arsenal kommen, die den ganzen Libanon und große Teile Syriens abdecken können. Sie sind aber noch in der Entwicklung.