Verzögerungen bei der Internationalen Raumstation

NASA denkt an Reparaturmission für russisches Modul und entwickelt ein neues aufblasbares Modul für Aufenthaltsräume

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Eigentlich war vorgesehen, dass das nächste Modul bereits im April 1998 an die Internationale Raumstation angebaut werden sollte. Doch technische und finanzielle Probleme haben die Fertigstellung der russischen Zvezda immer weiter hinausgeschoben. Die letzte Verzögerung kam durch den Fehlstart einer russischen Protonrakete zustande, mit der das Modul in den Weltraum befördert werden sollte. Nach der im Dezember abgeschlossenen Untersuchung ist der Start jetzt für diesen Sommer vorgesehen.

Ohne das Modul Zvezda kann die Raumstation nicht permanent bewohnt werden, weil sie eine zentrale Funktion als Steuereinheit spielt und notwendige Aufenthaltsräume für die Crew besitzt. Die weitere Verschiebung des Starts bedeutet nicht nur, dass die für März vorgesehene Atlantismission zur Einrichtung von Zvezda sowie der für den Mai geplante Aufenthalt der ersten Crew auf der Raumstation ebenfalls verschoben werden müssen, sondern dass auch ein weiteres Problem entsteht: die Lebensdauer des Flugsystems des russischen Moduls Zarya, das sich ebenso wie das amerikanische Dockingmodul Unity seit Ende 1998 im Orbit befindet, ist lediglich bis zum Frühjahr 2000 ausgelegt.

Auch wenn man keine ernsthaften Probleme durch die voraussichtliche Verzögerung erwartet, richtet sich die NASA jetzt offenbar darauf ein, das Shuttle Atlantis mit der siebenköpfigen amerikanischen und russischen Crew nun doch wie vorgesehen Ende März zu starten, um sicherzustellen, dass alles funktionsfähig bis zum Andocken von Zvezda bleibt. Die wichtigste Aufgabe wäre die Überprüfung des elektrischen Systems, das alle Systeme auf Zarya mit Energie versorgt. Zwei der insgesamt sechs wiederaufladbaren Batterien sind bereits ausgeschaltet. Zudem müssen Ventilatoren für das Kühlsystem und Filter für Klimasystem ausgewechselt werden. Probleme gibt es auch noch mit dem automatischen Dockingsystem von Zarya.

Inzwischen wird bei der NASA ein neues Modul für Aufenthaltsräume der Crew auf der Internationalen Raumstation entwickelt. TransHab ist im Gegensatz zu den bisherigen Konzepten der Aufenthaltsräume für die Amerikaner, die aus Aluminium gebaut werden, ein aufblasbares System, das 1997 zunächst für künftige Marsaufenthalte konzipiert wurde. Fall das Konzept von TransHab als Modul für die Raumstation gebilligt würde, wäre sie für den bisher Ende 2004 vorgesehenen Flug zur endgültigen Fertigstellung gedacht.

Der Mantel von TransHab besteht aus etwa 20 Schichten und soll stärker als Metall sein. Die äußeren Schichten bestehen aus Nextel und Zellschaum, die kleine Meteoriten und umherfliegenden Weltraumschrott zersplittern lassen und beim Eindringen in die Schutzschicht abbremsen sollen. Eine Schicht aus Kevlar stabilisiert die Form des Moduls, während drei Schichten aus Combitherm, ein Material, das man bei der Verpackung von Lebensmitteln verwendet, für die Luftabdichtung im Inneren sorgen. Die innerste Schicht besteht aus einem Gewebe aus feuerfestem Nomex, das den Mantel auch gegen Löcher und Kratzer von innen schützt. Der Mantel dient natürlich auch der Wärmeisolation.