Vier Prozent der Isländer holten sich bereits die neue Cyberwährung

Jedem Isländer, der sich im Internet legitimieren kann, werden 31,8 Auroracoins zugebucht

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Island dürfte weltweit einer der Orte mit dem höchsten Potential für eine Cyber-Währung sein. So bewegen sich Statistiken zufolge rekordverdächtige 96 Prozent der rund 330.000 Isländer im Web, denen noch dazu überdurchschnittliche Technik-Affinität und Early-Adapter-Qualitäten nachgesagt werden.

Dazu kommt eine Währung, die seit 1960 gegenüber dem Dollar 99,5% an Wert verloren hat, während dieser gegenüber Gold seinerseits 98 % an Wert verloren hatte. Noch dazu ist die isländische Krone seit dem Bankencrash von 2008 einem rigiden Kontrollregime unterworfen und im internationalen Zahlungsverkehr kaum verwendbar, so dass weder Isländer im Ausland ungehindert investieren können, noch ausländische Investoren ihre in Island allenfalls erzielten Gewinne ins Ausland transferieren können.

Dem will nun Baldur Friggjar Odinsson - so jedenfalls das Pseudonym auf der Webpage (?) - mit der Cyber- bzw. Krypto-Währung Auroracoin Abhilfe schaffen, die seit 25. März durch einen "Airdrop" an alle Isländer ausgegeben wird.

Die Auroracoins basieren technisch auf den sogenannten Litecoins, die sich wiederum an das Bitcoin-Protokoll anlehnen. Allerdings sollen sie ein effizienteres Mining ermöglichen, das durch die Verwendung von scrypt-basierenden Proof-of-Work (POW) Algorithmen auch mit normalen Computern durchgeführt werden kann. Zudem kommen die Transaktionsbestätigungen etwa viermal schneller (~2,5 Minuten), weshalb das Litecoin-Netzwerk im gesamten Verlauf mit gegen 84 Millionen Litcoins auch vier Mal so viele Einheiten wie das Bitcoin-Netzwerk produzieren und auch etwas weniger anfällig gegen Hackerangriffe sein soll (Die Bitcoins-Telenovela).

Bei den isländischen Auroracoins wurde die maximale Geldmenge jedenfalls mit 21 Millionen Coins festgelegt, wovon die Hälfte bereits vorproduziert wurde und nun an die Isländer verteilt werden soll. Wer sich also mit seiner amtlichen Registernummer via Internet als Isländer identifizieren kann, erhält nun in einer ersten viermonatigen Phase 31,8 Auroracoins eingebucht. Es folgen zwei weitere Phasen, in denen die jeweils nicht abgerufenen Coins neuerlich von allen Isländern beansprucht werden können.

Bis 18 Uhr des ersten Tages sollen bereits vier Prozent der Isländer ihr Guthaben beansprucht haben, wobei der Cybermoney-Marktplatz coinmarketcap.com den Kurs für eine Auroracoin zuletzt mit 7,70 US-Dollar angegeben hatte.

Fraglich ist allerdings, wie Islands Regierung und Notenbank reagieren werden, sollten die Auroracoins als Zahlungsmittel allgemeine Anerkennung finden. So sind Bitcoin-Transaktionen verboten, weil damit die herrschenden Devisenkontrollen umgangen werden könnten. Cyberwährungen wären zudem "nicht vertrauenswürdig", wie die die Notenbank warnt, was angesichts der eigenen Leistungen der Isländischen Notenbank doch eine etwas gewagte Analyse darstellt.

Ab 30 März können auch die Deutschen in Opposition zum Fiat-System die Cyberwährung GermanyCoin erhalten. Im ersten Airdrop sollen eine Million GermanCoins vergeben werden, 25 Coins pro Person. Der genaue Zeitpunkt wurde noch nicht bekannt gegeben. Es sollen weitere 21 Airdrops stattfinden.