VisIT the Web!

Grafisches Suchmaschinen-Interface will Web-Recherchen effizienter machen

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"Wir denken, dass wir die Art wie Menschen suchen und wie sie im Web lernen verbessern können", so die Worte von Daniel Kauwell, einem der Mitentwickler der neuen Software VisIT. VisIT steht für Visualization of Information Tool und bezeichnet ein neuartiges Suchmaschinen-Interface, das die Internet-Recherche zu einem "graphischen Erlebnis" machen möchte.

Während bei Suchmaschinen wie Google (Mit Google durchs WWW) oder Yahoo die Ergebnisse einer Schlagwort-Recherche als Liste in 10er-Tranchen angezeigt werden, erfolgt die Darstellung mit VisIT in der Form eines Organigramms: Die gefundenen Treffer, also die Webpages auf denen der Suchbegriff vorkommt, werden als Icons in Kästchen-Form dargestellt, die um die dazugehörige Website gruppiert sind. Jede Website ist mit ihrer URL versehen und verlinkt.

Recherchen mit VisIT haben den Vorteil, so die Entwickler, dass bei einer Suchabfrage an die hundert Hits auf einmal ins Blickfeld geraten. Der User muss sich nicht über die Vorwärts-Funktion durch Trefferlisten blättern. Und: Das Ergebnis ist hierarchisch geordnet. Wichtige Webpages befinden sich in der Mitte des Organigramms, was durch eine intensivere Farbgebung der Icons zusätzlich hervorgehoben wird. Am Rande stehen die weniger wichtigen, "blassen" Webpages.

Weiterer Vorteil: Pfeile zwischen den einzelnen Kästchen stehen für die Hyperlinks zwischen den Websites und machen transparent, welche Webpages von anderen als wichtig und nützlich gewertet werden. Icons, auf die viele Pfeile zeigen, kann der User schnell als relevant erkennen. Die Pfeile weben also eine Netz, das die Netz-Struktur des Internet optisch wiedergibt.

Praktisch sollen Netz-Recherchen mit VisIT sein, weil man gleichzeitig mehrere Suchmaschinen benutzt. Doppelt gefundene Seiten werden nicht angezeigt. Geht man mit dem Cursor auf ein Icon wird der Eingangstext der Seite angezeigt, so dass man prüfen kann, ob diese Webpage interessant ist. Die Navigation unterstützt VisIT indem Seiten, die man bereits besucht hat, mit einem Rahmen gekennzeichnet werden. Die Website, auf der man sich gerade befindet, leuchtet.

James Levin, ein weiterer Mitentwickler, sieht VisIT auch als "knowledge-construction tool", gemäß der Theorie, dass die Menschen dann am nachhaltigsten Lernen, wenn sie ihr Wissen selbst zusammenbauen müssen. VisIT ist also mehr als eine Suchmaschine. Es soll die Suche im Internet zum pädagogisch wertvollen Erlebnis machen - mit Spaß-Faktor. Zwar ist es möglich, die Organigramme mit Hintergrundbildern aufzupeppen, doch insgesamt kommt die graphische Darstellung eher schlicht und nüchtern daher. Keine 3D-Spielereien, dafür viele Kästchen mit noch viel mehr Pfeilen. Vielleicht hängt dieses funktionale Design damit zusammen, dass VisIT ein Hochschulprodukt ist, und Wissenschaftler bekanntlich auch trockene Materie nicht scheuen, wenn es denn der Forschung dient. VisIT wurde am Beckmann Institute für Advanced Science und Technology der University of Illinois entwickelt und über das National Center for Supercomputing Applications (NCSA vom amerikanischen Department of Education mitfinanziert.

VisIT ist als Betaversion gratis erhältlich. Die Software läuft vorläufig nur auf mit Windows ausgestatteten PCs, eine Version für Macintosh OS X soll in Kürze angeboten werden. Das Programm ist nach Angaben der Entwickler kompatibel mit den meisten Browsern, Schwierigkeiten gibt es noch mit einzelnen Providern z. B. AOL.

Ob das Programm sich, so wie es seine Entwickler hoffen, durchsetzen wird, erscheint fraglich. Wer das Programm installieren will, benötigt dazu Java 1.3 runtime environment, das zwar gratis erhältlich ist, aber viel Geduld beim Herunterladen erfordert (mindestens 20 Minuten). Wer mit VisIT auf die Suche gehen will, muss ebenfalls Zeit mitbringen: es ist erforderlich sich jedesmal auf dem VisIT-Server einzuloggen, die vollständige Darstellung der Suchergebnisse braucht mehrere Minuten. Die Benutzerführung ist wenig intuitiv gestaltet. Auch hier dauert es, bis man sich mit dem Menü vertraut gemacht hat, gerade Anfänger könnte dies eher abschrecken. Und was die hierarchische Anordnung der Suchergebnisse betrifft, sind auch bei Google die ersten zehn Treffer die wichtigsten.