Vitamin-D-Mangel und Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung

Bild: NIAID/CC By-2.0

Die Rolle von Vitamin D als Schutz vor oder Linderung einer Covid-19-Erkrankung bleibt mangels überzeugender Studie offen

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Telepolis hatte schon früh von Vermutungen berichtet, dass Vitamin D eine Rolle beim Schutz vor Covid-19 spielen könnte (Schützt Vitamin D vor Covid-19?). Inzwischen haben einige Studien bestätigt, dass schwere Infektionen und Todesfälle auch mit einem geringen Vitamin-D-spiegel zu tun haben können. Auch die französische Académie nationale de Médecine empfiehlt das Testen des Vitamin-D-Spiegels vor allem bei älteren Personen, da "eine signifikante Korrelation zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und der Sterblichkeit durch Covid-19" in Studien belegt wurde. Der britische Wissenschaftliche Beratungsausschuss für Ernährung (SACN) prüft "die potenzielle Fähigkeit von Vitamin D, das Coronavirus-Risiko zu verringern" (Covid-19 und Vitamin D).

Gerade ältere Menschen weisen oft einen Vitamin-D-Mangel auf, in den nördlichen Ländern ist aufgrund des vermehrten Aufenthalts in Innenräumen ein Vitamin-D-Mangel weit verbreitet. Das ist weithin bekannt. Aber anders als bei teuren Medikamenten wie Remdesivir ist Vitamin D billig zu produzieren und daher vermutlich keine interessante Profitquelle für Pharmakonzerne und Wissenschaftler, die neue Medikamente oder Impfstoffe auf den Markt bringen wollen, die bei der Covid-19-Pandemie viele Milliarden Gewinn verspricht.

Gerade hat eine im NSF Journal veröffentlichte Studie der Universität Hohenheim bestätigt, dass Grunderkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, starkes Übergewicht und Bluthochdruck das Risiko für eine starke oder auch tödliche Covid-19-Infektion verstärken. Aber diese Grund- oder Vorerkrankungen sind häufig mit einem Vitamin-D-Mangel verbunden, der besonders in Wintermonaten in den nördlichen Breitengraden auftritt. Aber Vitamin-D-Mangel gibt es auch in südlichen Ländern. Im Iran weisen über 80 Prozent der Menschen einen Vitamin-D-Mangel auf, in Pakistan über 60 Prozent, in Indien zwischen 20 und 96 Prozent, in Europa zwischen 20 und 60 Prozent.

Biesalski: Vitamin D-Versorgung kann Indikator für Sterblichkeitsrisiko sein

Der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Hans-Konrad Biesalski sagt nach einer Durchsicht zahlreicher Studien: "Die wichtigste Vitamin-D-Quelle ist die Bildung in der Haut durch das Sonnenlicht, und im Alter funktioniert das nur noch eingeschränkt." Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle im Renin-Angiotensin-System (RAS) und im Immunsystem, also bei Entzündungsprozessen, ein Mangel könne bei einer Covid-19-Erkrankung besonders in der Lunge zu einer Sepsis und zu einem Akuten Atemnotsyndrom führen.

Über Nahrung lässt sich der Vitamin-D-Mangel kaum kompensieren, da es nur in wild wachsenden Pilzen oder im Fischfett oder in der Kabeljauleber vorkommt, weswegen Menschen in skandinavischen Ländern weniger unter Vitamin-D-Mangel leiden. Meist werden Lebensmittel nicht mit Vitamin D aufgepeppt.

Ansonsten wird es durch Sonneneinwirkung auf die Haut produziert, was bei zunehmenden Alter abnimmt, bei starker Pigmentierung der Haut und bei Luftverschmutzung geringer ist - auch bei exzessivem Gebrauch von Sonnenschutzcreme. Daher sind Menschen, so Biesalski , die älter sind, die aufgrund Armut eine schlechtere Ernährung haben, eine dunkle Hautbesitzen oder deren Körper der Sonne wenig ausgesetzt sind, stärker gefährdet. Wer sich - abgesehen von Ernährung und Alter - länger in Innenräumen aufhält, seinen Körper durch Kleidung vor Sonneneinstrahlung schützt oder in Quarantäne lebt, könnte ein höheres Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung haben.

Biesalski empfiehlt, bei Covid-19-Erkrankungen auf den Vitamin-D-Status zu schauen. Das Vitamin könne aber nicht heilen, sondern höchstens Symptome lindern oder sekundäre Entzündungsprozesse verhindern. Menschen, die keiner Risikogruppe angehören, sollten eine Dosis von 800 IU täglich erhalten. Eine hohe Dosierung bringe auch Gefahren mit sich. Der Wissenschaftler warnt allerdings auch, dass es nur wenige Studien über die gesundheitliche Auswirkung von Vitamin D gibt, vor allem nicht auf Covid-19. Oft wirke Vitamin D auch nur zusammen mit Vitamin A auf das Immunsystem ein, Studien über die Folgen eines Vitamin-A-Mangels gebe es aber nicht. "Prophylaktisch", so Biessalski, "sollte man sich viel im Freien aufhalten, auf die Ernährung achten - und spätestens bei Verdacht auf eine Infektion den Hausarzt bitten, den Vitamin-D-Spiegel zu prüfen."

Das britische National Institute for Health and Care Excellence (Nice) kam allerdings zu dem Schluss, es gäbe keinen Hinweis darauf, dass Vitamin D eine Covid-19-Erkrankunge beeinflussen könne - weder bei der Behandlung noch für die Prävention. Auch das britische Scientific Advisory Committee on Nutrition (SACN) sieht keine hinreichenden Belege dafür, die Einnahme von Vitamin D zu empfehlen. Menschen sollten aber 10 Mikrogramm pro Tag zu sich nehmen, um Knochen und Muskeln zu schützen, wenn man sich lange Zeit in Innenräumen aufhält.