Waffen für den Frieden

Seite 2: Wo findet die größte humanitäre Krise der Welt statt?

Telepolis schrieb dazu im Sommer 2019: "Dafür, dass es sich bei dem Krieg, (...) um die 'größte humanitäre Krise der Welt' handelt, ist dessen Präsenz in den Medien eher gering."

Anders als dieser Krieg lässt sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine für die Militarisierung der Gesellschaft einsetzen. Das geschieht über die stündlichen Nachrichten und die breite mediale Berichterstattung.

Es beginnt mit der Desinformation, in der Vorgeschichte dieses durch nichts zu rechtfertigenden Krieges sei, wie es der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz am 10. März 2022 im TV-Talk Maybritt Illner erklärte, treffe die Nato "keine Verantwortung".

Der Militärexperte Carlo Masala unterstützte diese Darstellung in der Sendung mit der Äußerung, die Nato habe immer besonnen reagiert. Friedrich Merz griff den Ball auf und fragte, wie wir die Freiheit verteidigen können. Hier brachte Carlo Masala das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr ins Gespräch.

Die Manipulation der öffentlichen Meinung ergibt sich aus der Evidenz, dass diese beiden erfahrenen Experten die Fakten zur Nato-Osterweiterung kennen müssen.

Wohlgemerkt: Darauf zu verweisen geschieht aus Verantwortung gegenüber den Fakten und stellt keine Parteinahme für den Krieg Russlands dar. Merz und Masala werden die Warnungen kennen, die der US-Stratege am 5. Februar 1997 in der New York Times veröffentlichte:

Man ist unumwunden der Ansicht, dass die Erweiterung der NATO der verhängnisvollste Fehler der amerikanischen Politik in der gesamten Nachkriegszeit wäre.

Es ist zu erwarten, dass eine solche Entscheidung die nationalistischen, antiwestlichen und militaristischen Tendenzen in der russischen Öffentlichkeit anheizen, sich negativ auf die Entwicklung der russischen Demokratie auswirken, die Ost-West-Beziehungen wieder in die Atmosphäre des Kalten Krieges zurückversetzen und die russische Außenpolitik in eine Richtung lenken würde, die uns überhaupt nicht gefällt.

Die Russen sind wenig beeindruckt von amerikanischen Beteuerungen, dass sie keine feindlichen Absichten hegen. Sie würden ihr Prestige (das für die Russen immer an erster Stelle steht) und ihre Sicherheitsinteressen beeinträchtigt sehen. Natürlich hätten sie keine andere Wahl, als die Expansion als militärische Tatsache zu akzeptieren. Aber sie würden sie weiterhin als eine Abfuhr des Westens betrachten und wahrscheinlich anderswo nach Garantien für eine sichere und hoffnungsvolle Zukunft für sich selbst suchen.

Der Text erschien unter dem Titel "A Fateful Error", zu Deutsch: "Ein schicksalhafter Irrtum".

Fazit: Die Militarisierung der Welt- und Innenpolitik stellt einen schicksalhaften Irrtum dar, und das in einer Zeit, in der die Zukunft davon abhängt, dass die Menschheit zu einer globalen Kooperation in Abwehr der Zukunftsgefährdungen findet.

Abschreckung, Desinformation und Investitionen in Zerstörungsmittel müssen zeitnah in die Daseinsvorsorge, und Zukunftssicherung umgeleitet werden. Alles andere stellt Realitätsverleugnung dar.