Wal ahmt menschliche Stimme nach

Erstmals haben Wissenschaftler durch Analysen von Aufnahmen nachweisen können, dass Wale menschliche Stimmen nachahmen können

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Im beobachteten Fall handelte es sich um einen Weißwal, der im Alter von neun Jahren spontan, ohne Training, Stimmen nachahmte, obgleich Wale normalerweise deutlich unterschiedliche Töne von sich geben, mit denen sie auch kommunizieren. Weißwale sind besonders gesellige und kommunikative Wale, die ein breites Spektrum an unterschiedlichen Tönen produzieren können.

Weißwal NOC versucht, wie Menschen zu sprechen. Screenshot aus dem Video der National Marine Mammal Foundation

Wie die Meeressäugetier-Forscher in Current Biology berichten, wurden schon zuvor vor allem bei Delfinen bemerkt, dass sie menschlichen Stimmen ähnliche Töne geäußert haben. Auch bei Weißwalen wurde bereits bemerkt, dass ihre Töne wie das Schnattern von Kindern klingen können. Im Vancouver Aquarium glaubten die Tierwärter, ein Weißer Wal würde seinen Namen "Lagosi" sagen. Andere Wörter habe man nicht verstehen können. Aufnahmen wurden aber bislang noch nicht gemacht.

Die Forscher haben in der National Marine Mammal Foundation, wie sie sagen, ab 1984 erstmals in einem Wal- und Delfinbecken Geräusche gehört, die so klangen, als würden sich zwei Menschen in größerer Entfernung unterhalten. Schließlich entdeckten sie, dass die Töne von einem Weißwal namens NOC stammten, der dort mit zwei Weißwalweibchen und einigen Delfinen gehalten wurde. Ein Taucher soll im Becken gewesen sein, so die Geschichte, und beim Herauskommen die Außenstehenden gefragt haben: "Wer hat mich aufgefordert herauszugehen?" Das "heraus" (out) soll mehrmals von NOC gekommen sein.

Die Forscher begannen dann, die Gespräche des Wals unter und über dem Wasser aufzunehmen und zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass diese einen ähnlichen Rhythmus wie menschliche Sprache hatten. Zudem waren die Frequenzen mit 200-300 Hz meist um einige Oktaven tiefer als die üblichen Töne und auch so der menschlichen Stimme ähnlicher. Im Unterschied zur Erzeugung anderer Töne blähten sich bei der Nachahmung der menschlichen Sprache abwechseln die beiden Vestibularsäcke stark auf, was, wie die Forscher vermuten, zur Produktion der tieferen Töne erforderlich sein könnte. Zur Stimmerzeugung wurde auch der Nasalgang verwendet, auf den zusammen mit dem Überdruck in den Vestibulärsäcken unterschiedlicher Druck ausgeübt wurde. Das ist nicht einfach und zeigt nach den Forschern die Bemühungen des Wals. NOC konnte auch dazu gebracht werden, bei Aufforderung menschliche Töne von sich zu geben.

Allerdings verlor NOC nach vier Jahren die Lust, menschliche Stimmen nachzuahmen, obgleich er weiterhin sehr gesprächig war und zahlreiche unterschiedliche Töne wie Pfiffe oder Explosiv-Pulslaute produzierte, die sich mitunter auch wie Schreie oder Gebell anhörten. Mit den anderen Walen hat sich NOC nie mit seiner menschlichen Stimme unterhalten.

Die Forscher sagen, NOC habe die menschliche Stimme zwar nicht so gut wie Papageien nachahmen können, doch habe sich gezeigt, dass er Stimmen lernen konnte. Der enge Kontakt mit Menschen habe vermutlich eine wichtige Rolle gespielt, wie oft und wie gut er seine menschliche Stimme einsetzte. Vor fünf Jahren ist NOC gestorben. Hier oder hier ist ein Beispiel seiner Stimme.