"Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden"

Seite 3: "Durch immer mehr Geld wird eine Volkswirtschaft nicht reicher"

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Trotz allem spricht das Buch das Problem des Geldsystems an. Es verdeutlicht mit einfachen Worten, auf welch tönernen Füßen es steht und warum der überwiegende Teil der Bevölkerung über die Ausweitung der Geldmenge (Inflation) beraubt wird. Es beschreibt, wie mit vielen statistischen Tricks so getan wird, als würden die Preise real nicht steigen, sondern sogar eine reale Deflationsgefahr herrschen. Denn real hat die Umverteilung über das Geldsystem dazu geführt, wie die Autoren richtig beschreiben, "dass immer mehr Menschen von ihrem Lohn nicht mehr leben können, und dass auch Familien in aller Regel vom Einkommen eines Verdieners kaum mehr ihren Lebensunterhalt bestreiten können".

Sie beschreiben auch die fatalen Folgen, welche die Geldschwemmen, die zur Krisenlösung immer wieder angewandt werden, auf die Volkswirtschaften haben. "Werden die Zinsen immer weiter nach unten geschleust, verfällt eine Volkswirtschaft gleichsam in eine Abhängigkeit von billigem Geld, wie ein Drogenabhängiger, der ohne seine tägliche Dosis Rauschmittel nicht auskommt." Seit 2008 wurden weltweit die Hebel auf "permanenten Billigzins- und Rettungsmodus" gestellt. Banken und Staaten würden seither gerettet, "koste es, was es wolle".

Sie appellieren an die Leser, sich keinen Bären von Politikern und sogenannten Experten aufbinden zu lassen. "Durch immer mehr Geld wird eine Volkswirtschaft nicht reicher." Sie analysieren richtig, dass "unser Geldsystem in sich selbstzerstörerisch veranlagt ist". Inzwischen müssten Zinsen immer weiter gesenkt werden, um zu verhindern, dass die Fehlinvestitionen der zurückliegenden Aufschwünge aufgedeckt werden oder überschuldete Staaten durch steigende Zinsen sofort in die Pleite abrutschen. An Irland< oder Portugal lässt sich das leicht aufzeigen, wie uns über diese Zinspolitik eine angeblich erfolgreiche Rettung verkauft wird. In Wirklichkeit wurden die Probleme nur vergrößert.

Beschrieben wird auch, dass nach dem Kollaps nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers und der folgenden Finanzkrise nur ein Teil der Fehlinvestitionen liquidiert wurden. Investoren, Banken und später auch Staaten wurden auf diverse Arten gerettet. "Aus den schlechten privaten Investitionen wurde eine schlechte öffentliche Staatsschuld - der Vorgang geräuscharm geschmiert mit neuem Geld." Doch könne die Verschiebung von schlechten Schulden auf die Staaten und Notenbanken die Zerstörung von Wohlstand nicht ungeschehen machen.

"Es ist politisch nicht möglich, die Zinsen steigen zu lassen"

Tatsache ist, dass mit viel frischen Geld, das Notenbanken oder Banken aus dem Nichts erzeugen, neue Aufschwünge und immer neue und immer größere Krisen erzeugt werden, weil durch die Rettungen sogar eine notwendige Bereinigung verhindert wird. Die Geldpolitik der US-Notenbank nach dem Platzen der Dotcom-Blase, hatte zwar einen neuen Aufschwung gebracht, aber eine noch größere Blase am Häusermarkt erzeugt. Als die geplatzt ist, wurde weltweit zur Geldschwemme von Notenbanken angesetzt, was zu immer neuen Blasen führt (WhatsApp-Deal macht Dotcom-Blase 2.0 deutlich). Bagus und Marquart beschreiben das so:

Die Ungleichgewichte schaukeln sich so langsam hoch. Und wir starten von immer höheren Niveaus schlechter Schulden aus in einen neuen Zyklus. Seit 40 Jahren bietet sich damit das gleiche Bild. In Krisen werden die Zinsen gesenkt und überschuldete Akteure mit neuem Geld gerettet. Ein Papiergeldsystem gleicht damit einem Schneeball, der - auf Bergesspitze losgelassen -nach unten rollt, größer wird und weitere Schneemassen in Bewegung setzt. Der Anreiz, das Geldmonopol zur eigenen Bereicherung zu nutzen, ist enorm hoch. Das wiederum reizt zum Schuldenmachen an. In der Krise werden dann die Schuldner gerettet, indem noch mehr Geld produziert wird und die Zinsen gesenkt werden.

Sie prognostizieren, dass "der Offenbarungseid früher oder später" komme und dann alle merken werden, dass der wirkliche Wert des Vermögens weit niedriger ist, als sie glauben. Wie der Offenbarungseid geleistet wird, stehe in den Sternen. Angeboten werden verschiedene Varianten: Die Finanzsituationen von Staaten könnte verbessert werden, indem diese ihre abgegebenen Versprechen nicht einhalten, wie es in Krisenstaaten schon durchgezogen wird. "Sie könnten beispielsweise die staatlichen Renten, Sozialleistungen und Arbeitslosenunterstützung massiv kürzen, um ihre Defizite auszugleichen oder Schulden zurückzuzahlen. Viele Ansprüche, auf die sich die Menschen verlassen haben, würden sich als wertlos erweisen."

Die Staaten könnten auch die Schuldenrückzahlung einstellen und mit dem Staatsbankrott würden die bisher verdeckten Verluste bei Banken und Versicherungen zu Tage treten und damit die Verluste bei Ersparnissen, Rentenversicherungen, usw. ihrer Kunden offensichtlich werden, die allesamt in Staatsanleihen investiert haben. Die "Pleitespirale" käme einem "finanziellen Armageddon" gleich. "Deshalb hat die Politik bisher alles getan, dieses Szenario zu vermeiden."

Eine weitere Möglichkeit wäre die "finanzielle Repression", die der Internationale Währungsfonds (IWF) längst propagiert, um die Ersparnisse der Bevölkerung noch stärker in Richtung Staat zu kanalisieren und so eine Schuldensenkung zu erreichen. Die geforderte Vermögensabgabe würde aber nicht nur auf Spareinlagen wie in Zypern angewendet werden, sondern auf alle Werte und Vermögen, zum Beispiel auch auf Immobilien, um eine nachhaltige Entschuldung zu erreichen.

Dazu gibt es die radikale Methode einer echten Währungsreform, Streichung von Staatsschulden inklusive. "Das ist wie das Drücken der 'Reset'-Taste am Computer. Wenn alles gut läuft, gibt es anschließend einen Neustart im Papiergeldsystem. Solch eine Reform funktionierte in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg." Doch die Autoren weisen auch darauf hin, dass 1948 nicht alle Staatsschulden für nichtig erklärt wurden: "Die von Banken gehaltenen Staatsanleihen fielen nicht aus. Die Banken erhielten Ausgleichsforderungen." So wurde der Staat praktisch entschuldet und die Banken rekapitalisiert. Ihre Verbindlichkeiten wurden gezehntelt, nicht aber ihre Anlagen in Staatsanleihen. Die Sparer wurden allerdings für diesen Vorgang enteignet.

Für Bagus ist klar, dass wegen der enormen Verschuldung von Staaten, Unternehmen, gehebelter Banken, aber auch Privathaushalten die Zinsen durch immer neues Gelddrucken niedrig gehalten werden müssen und der Offenbarungseid näher kommt.

Allein eine Zinserhöhung von 1% auf 2% wäre eine Verdoppelung, womit unheimliche Zinslasten verbunden wären. Deshalb denke ich, dass es politisch nicht möglich ist, die Zinsen steigen zu lassen. Und um die Zinsen niedrig zu halten, müssen sie immer weiter neues Geld drucken. Irgendwann könnten dann die Leute das Vertrauen verlieren und dann sind wir im Weimar-Szenario.

Bagus

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