Was die EXPO in Hannover bieten will

Eindrücke vom "Just-in-time" EXPO-Journalisten-Workshop

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Der Eröffnungstag der EXPO rückt näher und das Interesse der Bevölkerung nimmt langsam zu. Doch noch kann sich so manch einer nicht vorstellen, was ihn eigentlich erwartet. Dass ein neu bebautes, riesiges Gelände entstanden ist, hat man schon wahrgenommen, aber was wird sich dort abspielen? Informationen zu geben und umfassende Fakten zu vermitteln, dies war das Ziel eines eineinhalbtägigen Journalisten-Workshops in Hannover. 2.500 Teilnehmer konnte die EXPO in den letzten zwei Jahren schon verzeichnen, obwohl bei der Rundfahrt über das Gelände auf den noch brach liegenden Grundstücken der jeweiligen Ausstellungsgebäude noch sehr viel Fantasie abverlangt wurde.

Themenpark: Mobilität - Freie Fahrt in die Mobilität der Zukunft, Architekt: Jean Nouvel

Der "Weltpartner" Volkswagen nutzte die Gunst der Stunde und lud die Journalisten zunächst zu einer Besichtigungstour nach Wolfsburg ein. Dort möchte der Volkswagenkonzern zeitgleich mit der Eröffnung der Weltausstellung am 1. Juni 2000 die Autostadt einweihen, die das Kompetenz- und Erlebniszentrum des Volkswagenkonzerns werden.

Den anwesenden Journalisten wurde in einem Kubus aus vier Wänden eine eindrucksvolle virtuelle Demonstration der neuen Autostadt Wolfsburg geboten. Dieses Kino kann schon heute - gegen zusätzliches Eintrittsgeld - von den Besuchern des Auto-Museums besucht und per Shuttle-Bus erreicht werden. Der Hauptstrom der Besucher soll über den Bahnhof Wolfsburg anreisen und wird das neu geschaffene Gelände über eine breite Mittellandkanal-Brücke betreten. Begrüßt werden die Besucher in einem ebenfalls neu geschaffenen gläsernen Gebäude mit dem neudeutschen Namen "Piazza". Alle Gebäude sind durch riesige Glasfronten geprägt und bieten einen Kontrast zum dunkelroten Backsteinflair der Produktionshallen. In zwei runden gläsernen 50 Meter hohen Türmen können bis zu 400 Neuwagen abgestellt werden. Vom Prinzip erinnern sie sehr an die smart-Türme. Ähnlich wie bei diesen ist auch ein Ziel der Autostadt, dass bis zu 1.000 Neuwagenbesitzer ab dem 1. Juni 2000 ihren Neuwagen direkt am Werk abholen können. Für diesen Zweck werden die Fahrzeuge im Turm-Hochregal zwischengelagert. Daneben wird jedes Tochterunternehmen in Eigenverantwortung ein eigenes Ausstellungsgebäude im Bereich der Autostadt bauen und somit den Besuchern noch weitere Informationen anbieten. So wird der Besucher eingeladen, interaktiv zu lernen und zu erleben.

Der Kubus der Autostadt

In weniger als 20 Minuten wurde unsere Journalistengruppe durch das Automuseum von VW geführt, hier konnte der dritte gebaute Käfer mit dem Brezelrückfenster ebenso bewundert werden wie der erste Bulli oder die Airbrush-Sonderanfertigungen des neuen Beetle. Dabei wurde klar, dass die hier beengten Ausstellungsmöglichkeiten unbedingt eines Neubaus in Form eines Setzkastens innerhalb der Autostadt bedurften. Warum sich auf dem Gelände auch ein 5-Sterne-Hotel befindet, konnte nicht ganz schlüssig vermittelt werden, aber es soll wohl bis ins Jahr 2001 gute Belegungszahlen aufweisen. Der "normale" Volkswagenkunde wird aber wahrscheinlich nicht zu den Übernachtungsgästen zählen. Auf Qualität wurde allerdings auch bei den Versorgungsbetrieben geachtet, so gibt es kein Mac Donalds, sondern Mövenpick zeichnet dafür verantwortlich. Die Autostadt stellt eine einfache Rechnung auf, sie kalkuliert damit, dass die 1.000 Neuwagenabholer durchschnittlich 2,5 Besucher im Schlepptau haben werden. Für den Besucher rechnet sich die Erlebniswelt Auto wohl auch deshalb, weil er keine Überführungsgebühren mehr zahlen muss. Da wird er diesen Betrag vielleicht in eine sinnstiftende Erlebniswelt rund um das Thema Volkswagen investieren. Die Autostadt wird dadurch 1.500 neue Arbeitsplätze schaffen können, investiert aber im Vorfeld über 800 Millionen Mark.

Alle diese Eindrücke nebst einer kurzen Werksbesichtigung der Produktion erlebten die beteiligten 14 Journalisten im Galopp, denn immer wieder hieß es "wir haben nur wenig Zeit". So zumindest sind solche Veranstaltungen nicht gerade werbewirksam. Kaum angekommen ging es im Bus wieder zurück zur EXPO, denn hier sollte am frühen Nachmittag der Workshop beginnen.

EXPO-Journalisten-Workshop

Themenpark: Die Zukunft der Arbeit - Veränderung im Welttheater der Arbeit, Architekt: Jean Nouvel

Hier stießen zur Überraschung der VW-Besucher noch weitere 36 Kollegen und Kolleginnen dazu. Und prompt ging es im "just in time"-Verfahren weiter. Einem Veranstaltungspunkt folgte prompt der nächste. Im drei Viertel Stundentakt standen jeweils neue Referenten aus den verschiedenen EXPO-Abteilungen zur Verfügung. Einer halben Stunde Vortrag folgte die obligatorische Fragerunde. Doch oft schafften die Referenten diese Zeitvorgabe nicht, und wir hingen wieder im Moloch der knappen Zeit gefangen. Der Workshop sollte in erster Linie Basiswissen vertiefen und neue Hintergrundinformationen liefern.

Wie ein roter Faden oder als ob sich die Referenten abgesprochen hätten, zog die ab Montag im Vorverkauf befindliche Faust-Aufführung ihre Kreise durch alle Vorträge. Endlich konnte ein Highlight der EXPO verkündet werden, und wer Lust hat, kann die Karten für die mehr als 20-stündige Uraufführung des kompletten Faust ab dem 24. Januar für knapp 400 DM erwerben. Aber es sind auch Sushi-Karten für die sechsteilige Fassung zu je 69 DM erhältlich, dann wird der Faust in Akten gestückelt angeboten. Nur beeilen sollte man sich, denn darin waren sich die Referenten einig, die Karten würden wohl innerhalb von drei Stunden ausverkauft sein. Der Vorverkauf findet unter der Rufnummer 0-2000 im Expo-Call-Center, im Expo-Café und in Reisebüros statt. Aber keine Sorge, die aufwendige Faust-Inszenierung von Peter Stein wird ohne EXPO-Aufschlag (ca. 15 Prozent) später in Wien und in Berlin wiederholt.

Äthiopischer Pavillion

Zurück zu den Fakten: Die EXPO wird 153 Tage dauern, bislang haben sich über 190 Länder und Organisationen angemeldet. Nach wie vor fehlen die Vereinigten Staaten, die haben sich zwar ein Sahnegrundstück gesichert, können aber bislang die Kosten nicht als Spenden zusammentragen. Der amerikanische Kongress hatte sich bereits 1992 gegen jegliche öffentliche Beteilung an Weltausstellungen ausgesprochen. Und die Wirtschaft mault, denn schließlich sollen die USA auf der Weltausstellung präsentiert werden. Zwar hat man eine ansehnliche Summe zusammengebracht, aber diese wird für die angedachte große Präsentation nicht ausreichen und nun weigern sich die bereitwilligen Spender, ihre Gelder für eine abgespeckte kleine Lösung zur Verfügung zu stellen. Noch hält die EXPO-Gesellschaft das Grundstück zusammen, aber viele Länder haben inzwischen Interesse an größeren Ausstellungsflächen bekundet. Und letztlich wird es langsam knapp, einen Zeitplan zu entwickeln, um überhaupt noch fristgemäß bis zum EXPO-Start am 1. Juni ein Gebäude fertig zu stellen.

Mit einer Ente wollten die Referenten auch gleich aufräumen, denn sie betonten, dass nicht die EXPO Gastgeber der Weltausstellung ist, sondern die Bundesrepublik Deutschland vertreten durch die Generalkommissarin Birgit Breuel. Die EXPO GmbH ist als Veranstalter für die Vorbereitung und Durchführung verantwortlich. Gesellschafter der EXPO 2000 Hannover GmbH sind die Bundesrepublik Deutschland mit 40 Prozent Anteil, das Land Niedersachsen mit 30 Prozent, Beteiligungsgesellschaften der Deutschen Wirtschaft mit 20 Prozent und die Landeshauptstadt Hannover mit sechs Prozent. Mit jeweils zwei Prozent gehören noch der Kommunalverband Großraum Hannover und der Landkreis Hannover dazu.

Besuchererwartungen

Themenpark: Wissen, Information, Kommunikation - Mit Robotern schwärmen, ZKM

Erwartet oder erhofft werden durchschnittlich 263.000 Besucher am Tag und mindestens 40 Millionen während der gesamten Weltausstellung. Diese Erwartung deckt sich mit den Erfahrungen der letzten Weltausstellungen. Davon sollen 70 Prozent der Besucher aus Deutschland kommen, 25 Prozent aus dem europäischen Raum und etwa 5 Prozent aus Übersee. Zielgruppen für die EXPO sind Touristen, Kinder und Jugendliche, Familien, Eventbesucher und Fachbesucher. Man erwartet aufgrund von Umfragen, dass jeder Besucher im Schnitt zwei Tage bleiben wird. Bei 31 % beträgt die geplante Aufenthaltsdauer nur einen Tag, 45 % planen zwei Tage, 17 % drei Tage, vier Prozent 4-6 Tage, drei Prozent eine Woche und ein Prozent über eine Woche. Selbst über die bevorzugten Besuchsmonate liegen schon einigermaßen verlässliche Zahlen vor, so wollen im Juni 2000 ca. 17 Prozent die Weltausstellung besuchen und im Juli 16 Prozent. Monate mit starken Besucherzahlen werden wohl der August mit 27 Prozent, und der September soll mit 38 Prozent Besucher wohl der am stärksten frequentierte Monat sein. Im Oktober wollen immerhin noch 21 Prozent zur EXPO nach Hannover kommen. Will man auf der EXPO bevorzugt behandelt werden, kann man bei der TUI einem VIP-Service (4 bis 10 Personen) buchen.

Sicherheit

Im Vergleich zur CeBIT oder Hannover Messe Industrie gibt es durch mehr Besucher pro Tag erhöhte Bedürfnisse nach Sicherheit. Aber die Sicherheitsanforderungen entstehen auch durch den höheren Geländeanteil von ca. 30-40 Prozent der ursprünglichen Fläche des Messegeländes. Schwierig wird die Situation durch den hoheitlichen Status der Länderpavillons und über 15.000 Veranstaltungen während der Weltausstellung. Besondere Aufmerksamkeit wird den Staatsgästen zuteil werden. So werden durchschnittlich pro Land mindestens drei besonders gefährdete Politiker oder Monarchen erwartet.

Besondere Sicherungsmaßnahmen sind an den Zäunen nicht vorgesehen, aber an den Eingängen wird es Metalldetektoren geben. Daneben muss die tägliche Ver- und Entsorgung gewährleistet werden. Pro Nacht werden sich wohl 600 LKW auf dem Gelände bewegen. Neben der Verkehrslenkung gehört das Parkplatzmanagement (25.000 Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum EXPO-Gelände) zu dem schwierigen Aufgabenbereich. In der Sicherheitszentrale stehen allein 36 Monitore zur Verkehrslenkung und zur Überwachung. Zu den Schwerpunktaufgaben gehören der Tagesbetrieb, der Verkehr und die Sicherheit. Vom BKA über das LKA bis hin zum Bundesgrenzschutz und der Polizei wird alles in der Sicherheitszentrale vertreten sein.

Themenpark: Mensch - Visionen als Lebenskraft des Menschen

Vermarktungskonzept

Für die Region Hannover und insbesondere für die Stadt Hannover bewirkt die EXPO einen Investitionsschub von über 4 Mrd. DM und wird Steuereinnahmen von ebenfalls ca. 4,5 Mrd. DM erwirtschaften. Der gesamte wirtschaftliche Nutzwert wird Studien zufolge bei über 17,6 Mrd. DM liegen. Dennoch wird es wohl ein Defizit von mindestens 400 Millionen DM geben. Dieses ergibt sich nach Angaben der EXPO GmbH aus der Mehrwertsteuer, die weiterhin abgeführt werden muss. Hier hatte man in den Chefetagen anders kalkuliert. Nachfragen auf das Defizit wurden ziemlich barsch abgefangen und immer wieder auf den Investitionsschub und die nachhaltigen Effekte für die Region verwiesen.

Zu Jahresanfang war auch zu hören, es sei an der Zeit, positive Meldungen zu verkünden, weil potentielle Besucher die Negativmeldungen satt hätten. Zur Finanzierung der EXPO tragen die Weltpartner als auch die Produktpartner mit bei. Im Themenpark können sich Firmen unter anderem auch durch Beiträge engagieren. Aus diesen Partnerschaften will die EXPO 660 Millionen Mark erwirtschaften.

Weltpartner

Im Workshop stellten sich auch die Deutsche Telekom und das Duale System Deutschland als Weltpartner vor. Einzelheiten zu den geplanten Vorhaben werden sich in kommenden Berichten widerspiegeln. Der "Grüne Punkt" wird Konzepte der Ressourcenschonung aktiv in das Geschehen rund um die Weltausstellung einbringen und die Telekom wird die Infrastruktur einschneidend verbessern. Schon heute betreibt die Telekom das Call-Center "0-2000". Beide bauen derzeit einen eigenen Pavillon und werden somit auch als Aussteller präsent sein.

Inhalte der EXPO

Die EXPO präsentiert sich mit vier Hauptsäulen:

  1. 1. Kultur- und Ereignisprogramm
  2. 2. Themenpark
  3. 3. Weltweite Projekte (281 in Deutschland anerkannte Projekte, sowie über 300 weitere weltweit)
  4. 4. Länder, Nationen und Internationale Organisationen

Kultur- und Ereignisprogramm

Mit der EXPO 2000 in Hannover möchte man die traditionelle Atmosphäre und das Flair von vergangenen Weltausstellungen wieder beleben. So war 1873 die Ausstellung in Wien von Strauß mitgeprägt worden. Leiter des Kulturprogramms ist Tom Stromberg, der schon mit dem Kraftwerk-Jingle im Mittelpunkt der Diskussion stand. Für das Kultur- und Ereignisprogramm stehen 200 Millionen Mark in der Planung.

Flambée

Ein dicker Brocken davon geht an die Faustaufführung, die bereits zu einem Drittel vorbestellt bzw. reserviert ist. So wird es nebenbei Theater, Tanz, Musik und Bildende Kunst geben. Letztere soll aber nicht den traditionellen Museumskonzeptionen folgen. Selbst der inzwischen denkmalgeschützte Hermesturm auf dem hannoverschen Messegelände wird als Kunstobjekt eingebunden. In einem Rundumlauf soll dort eine Fahne zur Begrüßung der Besucher geschwenkt werden. Es wird ein Riesenrad geben, welches aber auch ein Stück unter der Erde fahren wird. Himmel und Erde sollen so verbunden werden. Die Literatur soll hingegen nur eine kleine Rolle spielen.

Auf der Vergnügungsmeile gibt es diverse Spielstätten: Die neugebaute Disko (Fun 2000) auf dem neuen Gelände, die Arena als zentraler Veranstaltungspunkt, ein Open Air Kino und die Beat Box in Halle 11. Hierfür zeichnet Alan Bangs verantwortlich, der diverse Nachwuchsbands einladen wird, sich auf der EXPO zu präsentieren. Jeden Nachmittag wird es eine Parade (Umzug) geben und allabendlich soll die Feuer-, Licht- und Lasershow Flambeé die Besucher am neu zu schaffenden EXPO-See verzaubern. Durchschnittlich 12.000 Besucher werden das ca. 30 Minuten dauernde Programm verfolgen können. Im Mittelpunkt steht ein weißer Beetle als virtuelle Maus, der als Cursor die Aktionen auslöst.

Für die Jugend, eine der Hauptzielgruppen der EXPO, wird die Halle 19 auf dem Messegelände zur Fun-Sporthalle umfunktioniert. Darüber hinaus wird es acht weitere Spielflächen und Bühnen für das Flanierprogramm geben. Hier finden jeweils Aktionen und Unterhaltungen mit 20 Minuten Anteilen statt.

Ausgehend von den Erfahrungen von Sevilla möchte man möglichst Warteschlagen vor irgendwelchen Pavillons, Hallen oder Bühnen vermeiden, deshalb sucht die Expo schon heute Animationskünstler, die im Rahmen eines aktives Wartens als Krisenmanagement fungieren sollen. In einigen Bereichen wird der Warteraum die Besucher schon aktiv einbinden, so dass eigentlich nicht der Eindruck des Wartens entstehen soll.

Ziel der EXPO soll auch die Nachhaltigkeit der Projekte nach der Weltausstellung sein. So wird erwartet, dass das Kultur- und Ereignisprogramm auch nach der EXPO einen nachwirtschaftlichen Nutzen für die Region bewirkt. Man hofft auf ein "Weiterleben nach der EXPO".

Themenpark

Zu den vier Hauptsäulen der EXPO gehört der Themenpark, der wohl einer der Besuchermagneten werden wird. Das Thema lautet: "Die Entdeckung einer neuen Welt." Der 100.000 Quadratmeter große Park wird erst sechs Wochen vorher aufgebaut und soll einen Ausblick in die Welt des 21. Jahrhunderts bieten.

In einem Netzwerk von Einzelthemen wird der Besucher zu einer Abenteuerreise durch eine Erlebnislandschaft eingeladen. Hier sollen die Fragen der Zukunft sinnlich erfahrbar werden. Inhaltlich orientiert sich der Themenpark an den Zielsetzungen der "AGENDA 21", dem Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, welches auf der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro 1992 beschlossen wurde.

Planet of Visions

Man trifft am Eingang auf aufgeschlagene Bücher und den "Garten Eden", der vom Himmel fällt. Hier sollen die Sinne durch Düfte angeregt werden. Utopien der Vergangenheit und der Zukunft verknüpfen sich seit Menschengedenken zu Visionen. Dieses soll in diesem Bereich visualisiert und erlebbar gemacht werden. Hieroglyphen eröffnen sich dem Betrachter und enden in einer babylonischen Aufklärung. Man trifft auf Visionen von Städten und gesellschaftlichen Utopien. Großfamilien, Singles und homosexuelle Pärchen werden als kulturpolitische Anspielungen von Formen des Zusammenlebens gezeigt. IBM als Weltpartner vermittelt die Wünsche der Besucher und nimmt diese visualisiert im Bereich des 21. Jahrhunderts wieder auf.

21. Jahrhundert

In diesem Bereich wird der Besucher eine Vorstellung von realen Gegenständen erleben. Dabei wird er in die Rolle eines Archäologen versetzt, der das 21. Jahrhundert ausgräbt. So wird z.B. ein Nasenspray aus dem Jahr 2030 gegen Diabetes vorstellt. Diese heutige Utopie hält man für das Jahr 2030 für durchaus realistisch. Anhand von Beispielen der Städte Aachen, Dakar, Shanghai und Sao Paulo will man die Zukunft des 21. Jahrhunderts zeigen.

Ernährung

Hier soll sich dem Besucher in einer sinnlich spielerischen Ausstellung das Thema Ernährung eröffnen. Nahrung als Fest der Sinne oder als Abdeckung von Bedürfnissen, dieser Fragestellung will man sich im Wesentlichen nähern. In einer Wartezone am Eingang kann sich der Besucher mit den trockenen, aber informativen Inhalten des Bereiches vertraut machen. Durch ein Riesenei kann man dann z.B. auch ein Ei-Museum besuchen und sich mit genmanipuliertem Essen oder Bestandteilen auseinander setzen. Während der täglich wechselnden Nationentage gibt es die unterschiedlichen kulinarischen Genüsse wahrzunehmen.

Basic Needs

Die Grundbedürfnisse des Menschen sollen in Relativität zu unseren Ansprüchen gesetzt werden. Unter anderen arbeitet hier "Brot für die Welt" an der Ausgestaltung dieses Themenbereiches mit und versucht Lösungswege zu zeigen.

Energie

Dieser Bereich des Themenparks versteht sich als Exkursion. Gezeigt wird u.a., dass Energie nicht nur zur Lebensader der Menschheit gehört. Vielmehr werden auch die Gefahren und Risiken der fossilen Gewinnung und der Kernenergie verdeutlicht. So sollen Maßnahmen zur Schonung von Energieressourcen gezeigt werden. Ob dieses angesichts der Partner wie dem Mineralölwirtschaftsverband oder dem Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft gelingt, wird sich dort herausstellen.

Mobilität

Hier finden sich Assoziationen des Rades als Symbol der Mobilität, welches der Betrachter in der Dreidimensionalität durchlaufen kann. Aber auch die Schattenseiten der Mobilität mit Umweltzerstörung, Unfällen und Verkehrsstaus werden thematisiert.

Zukunft der Arbeit

In der elliptischen Welt wird der Betrachter zum Theatermaterial. Tänzer interagieren mit angebotenen Filmen zu Thematik. Leitthema wird sein: "Die Zukunft der Arbeit ist Veränderung". Arbeit soll aber auch als solidarischer Prozess dargestellt werden.

Wissen, Informationen, Kommunikation

Roboter vermitteln unterschiedliche Themenbereiche in einem blau durchfluteten Ausstellungsbereich. Diese Roboterschwärme können sowohl ausweichen als sich auch zu Themenverbünden zusammenschließen. So finden sich Geschichten über Schrift und Sprache, Kultur und Kommunikation, über den Mikro- und Makrokosmos.

Zukunft der Gesundheit

In Gesundheitssesseln kann sich der Betrachter visuell mit der Thematik auseinander setzen. Dabei wird der Besucher sanft geschaukelt und das Thema wird spürbar erlebbar.

Mensch

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Besucher selbst, seine Fähigkeit, Utopien und Visionen zu entwickeln. In einem schiffsähnlichen Korpus finden sich diverse thematische Würfel. Visionen der Menschheit sollen hier als Lebenskraft der Menschheit in interaktiven Einheiten vermittelt werden.

Geboten werden soll eine ausgewogene Mischung zwischen Unterhaltung und Information. Über mögliche Nachnutzungskonzepte wurde noch nichts berichtet. Neben dem deutschen Pavillon wird der Themenpark wohl einer der zentralen Anlaufpunkte für die Besucher der Weltausstellung werden. So heißt es in der Pressemeldung dann auch, dass täglich bis zu 300.000 Menschen erwartet werden. Der Themenpark hat die Zielsetzung: "Mut zu neuen Wegen zu machen und Zuversicht in die Zukunft zu vermitteln.

Weltweite Projekte

Weltausstellung in der ganzen Welt? Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltausstellungen stellen sich der Weltöffentlichkeit zeitgleich zur EXPO weltweit in 123 Ländern verschiedenste Projekte vor. In Deutschland sind 281 Projekte - davon 63 in Niedersachsen - von einer Jury als EXPO-Projekte anerkannt worden. Diese Projekte mussten auf andere Regionen übertragbar sein. Ein ebenso vereinbartes Ziel ist die Nachhaltigkeit der Projekte und das Decken mit dem Zielen der AGENDA 21. Kulturelle, touristische oder museale Projekte wurden ebenso wie temporäre Bereiche abgelehnt.

Man wählte 486 anerkannte Projekte aus 1.000 Vorschlägen aus. Besonders viele Projektideen stammten aus Indien, Brasilien und den USA. Diese werden aber nicht nur zur Weltausstellung präsentiert, sondern haben einen dauerhaften Charakter. Zwanzig internationale Organisationen sind während der EXPO 2000 in Hannover mit ihren Projekten präsent. In drei Veranstaltungswochen soll der wissenschaftliche Rahmen hergestellt werden. Eine Studie, die im Februar 2000 vorgelegt werden soll, wird zeigen, welcher Nutzen bei den einzelnen Projekten direkt auf die EXPO-Beteiligung zurückgeführt werden kann.

Postbox

Internationale Teilnehmer

Die EXPO 2000 will die Chance anbieten, auf 16 Hektar die Welt zu erleben. 186 Nationen und 14 Organisationen bauen entweder einen eigenen Pavillon oder mieten Ausstellungsflächen an. Jede Nation hat die Möglichkeit, einen Nationentag auszurichten.

Die Bundesregierung stellte 100 Millionen für die Teilnahme von Entwicklungsländern zur Verfügung. Allein 40 afrikanische Länder werden sich in einer eigenen Halle präsentieren. Diese Messehalle wird durch eine entsprechende Verkleidung dann sogar von außen den afrikanischen Kontingent symbolisieren. Eine alte Messehalle wurde z.B. nur von Kanada angemietet. Aber auch andere europäische Länder, die keinen eigenen Pavillon gebaut haben, werden in einer Gemeinschaftshalle vertreten sein. Auffallend ist die starke Präsenz der neuen Ost-Staaten wie Lettland oder Estland.

In der Regel präsentieren sich die Länder mit ihren traditionellen Hintergründen als Basis ihres nun modernen Staates. Dabei spielen kulturelle Hintergründe eine wesentliche Rolle. So erfährt man etwas über Olympia, Ausgrabungen in Jordanien oder zur Menschheitsgeschichte aus Äthiopien. Ungarn möchte seine 1000-jährige Geschichte des Staates widerspiegeln. Fast immer spielen entwicklungspolitische Hintergründe wie Bewässerung oder Aufforstungsprojekte eine Rolle bei der Präsentation. Man zeigt die Möglichkeiten als Ausblick in die Zukunft und will sich auch als entwicklungspolitisches Schwellenland anbieten. Aber auch die Weltreligionen wollen sich als kulturelle Basis für Lebensweisen in den sehr verschiedenen Ländern präsentieren.

Neben den Olympischen Spielen in Australien und dem Heiligen Jahr im Vatikan gehört die Weltausstellung "EXPO 2000" in Hannover zu den wichtigsten Großveranstaltungen des beginnenden 21. Jahrhunderts. Wenn auch eine gewisse Skepsis immer mitschwingt, überträgt sich doch auch eine Neugierde auf dieses Ereignis. Maßstab dafür ist sicher auch die Postbox auf dem neuen EXPO-Gelände, denn seit Eröffnung am 2. Dezember 1999 besuchen durchschnittlich 500 Besucher pro Tag die Aussichtsplattform in der 9. Etage des wohlgrößten Briefkastens der Welt.