Was die Unterlagen von Nato-Konferenzen verraten

Seite 2: Aufschlussreicher Blick in die Tagungsunterlagen

Darum geht es auch, wenn die seit 2015 in Essen stattfindenden Jahreskonferenzen des militärisch-industriellen Komplexes hinter verschlossenen Türen stattfinden.

Was die Militärs dabei im Einzelnen verheimlichen, das zeichnet sich schon durch einen Blick auf die Unterlagen der Nato-Jahreskonferenzen ab, die der Öffentlichkeit nur noch teilweise vorliegen. Es geht ganz generell um die Kriegsführung im 21. Jahrhundert.

Waren es anfangs noch zweihundert Militärs, so beraten nunmehr jedes Jahr circa dreihundert Spitzenfunktionäre der Nato-Armeen und mit ihr verknüpfter Bereiche sowie aus sogenannten Partnerstaaten etwa über den Drohnenkrieg.

Weitere Themen sind die Kriegsführung in Staaten ohne erklärten Kriegszustand (expeditionary warfare), der Einbezug des Weltraums und der Einfluss von künstlicher Intelligenz auf das Schlachtfeld-Management. Diskutiert wird zudem, wie am besten mit der Öffentlichkeit umzugehen sei, um eine maximale Unterstützung für die Abschreckungs- und Aufrüstungspolitik der Allianz zu erreichen.

Zu den Sponsoren der Konferenzen gehören aktuell der weltgrößte Atomrüstungskonzern Lockheed Martin, der die Atombomber für den Nuklearkrieg und Hyperschall-Waffen für den Überraschungsangriff produziert, der Kampfdrohnenproduzent General Atomics sowie ein Produzent atomar bestückter Lenkflügelraketen Raytheon Systems (alle aus den USA).

Hinzu kommen der französische Atomrüstungskonzern Thales, Airbus Defense sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das u.a. mit Messerschmidt und der Nasa kooperiert, etwa bei der Drohnenrüstung.

Die einladende Strategieschmiede versteht sich als "der Katalysator der Nato für die Verbesserung und Umgestaltung der gemeinsamen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte". Sie beabsichtigt, "durch unabhängige Überlegungen und Analysen wirksame Lösungen" für militärische Herausforderungen zu liefern.

Die erste vom JAPCC ausgerichtete Konferenz befasste sich 2005 mit der Frage: "Wie kann die gemeinsame und integrierte Luft- und Weltraummacht relevant bleiben?" Diskutiert wurde, wie die Integration der Arsenale im Sinne militärischer Ziele effektiver gestaltet werden kann.

Die Folgekonferenzen befassten sich mit der Entwicklung des Drohnenkonzepts der Nato, also mit dem Einsatz ferngesteuerter Flugobjekte in einem Kampfgebiet. Sie vergleichen den Stand der Drohnentechnik damals "mit dem Zeitpunkt, zu dem der Wright Flyer 1903 erstmals abhob".

Sie sollten Recht behalten, inzwischen entwickelt das Militär Konzepte zum abgestimmten Einsatz von Aufklärungs- und Kampfdrohnen, Schwärmen von Minidrohnen im Zusammenwirken mit bemannten Flugobjekten und mit Clouds künstlicher Intelligenz, deren Informationen auch weltraumgestützt verarbeitet werden können.

2007 besprach die Konferenz Expeditionary warfare auch Aktionen der Luftwaffe, die ohne Kriegserklärung durchgeführt werden können.

Auf den folgenden Konferenzen ging es unter anderem über Entscheidungsüberlegenheit im Hightech-Krieg mithilfe von internetbasierter Cyber- und Drohnen-Kriegsführung sowie über ökonomische, politische, zivile und ökologische Aspekte der Kriegsführung bis hin zu nuklearen Angriffen: Die Future Vector-Konferenz 2014 befand laut Manuskriptseite 141, es sei anzuzweifeln, dass es keinen großen Krieg mehr in Europa gebe. Sie forderte einen angemessenem Mix aus nuklearen und konventionellen Fähigkeiten.

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