Was will Herrchen?

Hunde können unterscheiden, wann sie gemeint sind und wann nicht - eine Fähigkeit, die bisher als typisch menschlich galt

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Natürlich wird jeder Hundebesitzer sofort bestätigen, dass sein Haustier jedem Menschen in Sachen Intelligenz mindestens gleichwertig ist. Die Forschung ist dazu etwas anderer Meinung: Bestimmte Fähigkeiten meint man, nur beim Menschen nachweisen zu können. Allerdings zeigen viele Tierarten in Unterbereichen, für die sie aufgrund ihrer Lebensweise besonders spezialisiert sind, erstaunliche Leistungen. Das gilt beim beliebtesten Haustier, dem Hund, vor allem für die Kommunikation. Der Hund braucht ausgefeilte Kommunikations-Strategien, weil er von der Evolution als soziales Wesen geprägt wurde.

Credit: Current Biology, Téglás et al.

Deshalb wundert es auch nicht, dass viele Herrchen und Frauchen episodisch von geradezu blindem Verständnis berichten können. Die Wissenschaft hat es da schwerer, sie braucht nachvollziehbare Experimente, um eine Fähigkeit als gegeben anerkennen zu können. So weiß man von Hunden zum Beispiel schon, dass sie sehr gut erkennen können, welches Objekt ein Mensch gerade beobachtet.

Die Tiere registrieren, wohin ihr Herrschen schaut und können auch unscheinbare menschliche Signale interpretieren, die eine Richtung angeben. Zudem bemerken sie schnell, wenn ein Mensch mit ihnen kommunizieren will.

Von einem weiteren solchen Versuch berichten jetzt ungarische Biologen im Fachmagazin Current Biology. Die Forscher spielten dabei 16 Hunden zwei verschiedene Videos vor. In dem einen Film blickte eine Frau eher beiläufig auf einen von zwei Behältern an ihrer Seite. Im anderen Video hingegen etablierte die Testerin zunächst Blickkontakt mit dem Zuschauer (also dem Hund), signalisierte also die Absicht zur Kommunikation - und sah dann zur Seite.

Die Hunde konnten zwischen beiden Situationen gut unterscheiden. Sie folgten dem Blick der Testerin nur dann, wenn diese zunächst Blickkontakt aufgebaut hatte - die Tiere merkten also, dass sie gemeint waren. Das klingt zunächst nicht sensationell, ist aber eine im Tierreich ungewöhnliche Leistung.

Interessanterweise verhalten sich menschliche Säuglinge im Alter von sechs Monaten sehr ähnlich. Die Forscher vermuten daher, dass Hunde womöglich eine kleinkind-ähnliche Kognition entwickelt haben könnten, entweder als Ergebnis oder auch als Voraussetzung ihrer engen Einbindung in die menschliche Umgebung. Das würde auch erklären, meinen die Wissenschaftler, warum manch Hundebesitzer sein Tier wie ein kleines Kind behandelt.