Wassergebühren für Landwirte: Steigen die Lebensmittelpreise weiter?

Mais benötigt im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen nicht viel Wasser, kommt aber nicht mit nichts aus. Foto: 1195798 auf Pixabay (Public Domain)

Leben mit der Dürre: Gebühren für Wasser sollen Bauern zum sparsamen Verbrauch motivieren. Auch für Tierhalter steigen die Kosten. Das sind die möglichen Folgen.

Nicht für die Kosten für Energie und Düngemittel dürften sich in Zukunft auf die Lebensmittelpreise im Supermarkt auswirken. Auch die Bewässerung wird aufgrund häufiger Dürren zum Kostenfaktor. Einige Bauern bewässern inzwischen sogar ihren Mais. Dabei ist er im Vergleich zu anderen Kulturpflanzen genügsam.

Glaubt man dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, herrscht in mehreren Bundesländern in tieferen Bodenschichten außergewöhnliche Dürre. Betroffen sind vor allem Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Brandenburg und Berlin. Auch in Schleswig-Holstein und in einigen Regionen Bayerns ist es seit Wochen zu trocken.

Zwar versorgte der nasse Januar die Böden bis zu einer Tiefe von 25 Zentimetern ausreichend mit Feuchtigkeit, doch wie Karten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung zeigen, sei es in einer Tiefe von bis zu 1,80 Meter immer noch viel zu trocken. Viele Pflanzen beziehen ihr Wasser aber gerade aus den tiefen Bodenschichten. Die geringen Niederschläge der letzten Jahre verursachten großflächige Dürre und Trockenheit in den Ober- und Gesamtböden. Erst durch lang anhaltenden Regen könnten sich die Grundwasserspeicher wieder auffüllen.

Aufgrund des Klimawandels seien Dürren in Europa deutlich wahrscheinlicher und auch intensiver geworden, erklärt Klimaforscher Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. In Deutschland sei es im Schnitt um zwei Grad wärmer geworden. Die Zeitspanne im Winter, während der sich Grundwasser, Seen und Böden wieder auffüllten, werde immer kürzer. Zudem gibt es zunehmend lang anhaltende Wetterlagen – wie etwa Hochdruckgebiete ohne Regenfälle.

Wollen Bauern ihre Felder bewässern, müssen sie wohl bald tiefer in die Tasche greifen. So sind in Rheinland-Pfalz Wassergebühren für die Entnahme von Grund- und Oberflächenwasser in der Land- und Forstwirtschaft vorgesehen. Für einen Kubikmeter Grundwasser werden dann sechs Cent, für einen Kubikmeter Oberflächenwasser 2,4 Cent fällig.

Auch in Bayern wird im kommenden Jahr eine Abgabe eingeführt. Im Saarland, in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ist die Wasserentnahme für die Landwirtschaft teilweise seit Jahrzehnten kostenpflichtig. Doch nicht überall werden dieselben Beträge erhoben: Während im Saarland der Kubikmeter 0,7 Cent kostet, müssen Bauern in Sachsen-Anhalt zwei Cent berappen.

In Sachsen-Anhalt wird über eine Erhöhung der Preise diskutiert. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen wird über Wasserentnahmeentgelte für die Landwirtschaft nachgedacht. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind die Bauern von Gebühren bislang freigestellt.

Doch auch für die Milchbauern steigen die Wasserpreise. Eine Milchkuh trinkt zwischen 70 und 150 Liter am Tag. Zweimal täglich läuft die Melkanlage, müssen Milchtank und Melkzeug mit Trinkwasser gespült werden. Großverbraucher müssen deutlich mehr für Wasser zahlen, manche doppelt so viel wie vorher. Die Bauern können die höheren Kosten nicht einfach an die nächste Handelsstufe weiterreichen, klagt Ruth-Maria Frech, Ortsvorsitzende des Bauernverbandes in der Gemeinde Icking in Oberbayern. Eigentlich müssten die Landwirte einen deutlich höheren Milchpreis verlangen, den aber keine Molkerei zahlen will.

Dürre plus Wassergebühren als Kostentreiber

Laut Destatis sind die Wasserpreise zwischen 2018 und 2022 im Bundesmittel stärker gestiegen als in den acht Jahren zuvor. Der durchschnittliche Preis lag im Jahr 2022 bei etwa 1,83 Euro je Kubikmeter. Im Jahr 2018 waren es noch zehn Cent weniger.

Der Verband kommunaler Unternehmen begründet den starken Preisanstieg unter anderem mit den Folgen des Ukrainekriegs, Corona, aber auch mit höheren Energiekosten für die Trinkwasserversorger. Nun könnte die Dürre als weitere Ursache hinzukommen.

Allerdings gibt es große regionale Preisunterschiede: So zahlen Bauern in Niedersachsen 1,43 Euro und in Baden-Württemberg bis 2,33 Euro je Kubikmeter. Ein Fixkostenanteil von rund 75 Prozent umfasst die Bereitstellung der Infrastruktur. Nur 25 Prozent der Kosten betreffen den tatsächlichen Trinkwasserverbrauch.

Wenn Pflanzenbauer und Tierhalter mehr Geld für Wasser berappen müssen, könnte sich dies auch auf die Lebensmittelpreise auswirken. So ähnlich wie in Südeuropa, wo sich Dürre bereits auf die Preise von Exportprodukten aus. In Spanien, Portugal und in Italien gibt es bereits massive Ernteausfälle im Olivenanbau.

Die Mengen an geernteten Oliven sinken seit zwei Jahren, während die Preise für Olivenöl weiter steigen. Laut Erhebung der EU kostet Olivenöl im europäischen Mittel heute 50 Prozent mehr als vor zwölf Monaten. Demnach stiegen die spanischen Lebensmittelpreise innerhalb von zwölf Monaten um 16,5 Prozent – EU-weit sogar um 19,2 Prozent.

Wasserhandel am Terminmarkt

Vor dem Hintergrund von Wetterextremen infolge des Klimawandels ist die Verfügbarkeit von Wasser samt Wasserpreisen immer unsicherer. Vor zwei Jahren startete die US-Terminbörse CME den weltweit ersten Terminkontrakt mit Wasser. Ziel soll es sein, den Wassernutzern – speziell Landwirten – zu helfen, die Risiken und konkurrierenden Anforderungen an Wasserversorgung und -nachfrage besser auszugleichen.

Der Wasser-Terminkontrakt ermöglicht es Käufern und Verkäufern, einen festen Preis für die Lieferung einer festen Wassermenge zu einem späteren Zeitpunkt zu vereinbaren, ohne dass Landwirte das Wasser-Versorgungsrisiko nicht steuern können, erklärt Clay Landry, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Westwater Research.

Allerdings bestehe das Risiko, dass die großen landwirtschaftlichen und industriellen Akteure und die großen Versorgungsunternehmen den anfälligen Wirtschaftssektor stark beeinflussen, befürchtet UN-Wasserexperte Pedro Arrojo-Agudo. Denn neben Landwirten und Versorgungsunternehmen, die sich Preise sichern wollen, könnte ein Terminmarkt auch Spekulanten wie Hedgefonds und Banken dazu verleiten, auf Preise zu setzen. Dies könnte zu einer spekulativen Blase führen.

Wie lässt sich ein fairer Preis berechnen?

Im Gegensatz zu Öl wird Wasser nicht als Ware auf dem Markt gehandelt, um Einnahmen zu erzielen. Daher bleibt Wasser, trotz seiner Bedeutung für die Pflanzenproduktion, in der Regel von der Bewertung landwirtschaftlicher Vermögenswerte ausgenommen.

Trotz zahlreicher Versuche, den Wert von Wasser "in Abwesenheit von Märkten" zu schätzen, fehle bisher eine belastbare und verbindliche Ermittlung des Wertes von Wasser für die Landwirtschaft, erklärt Paolo D‘Odorico von der Universität Berkeley in Kalifornien. Er und sein Team haben in einer Studie von 2020 untersucht, wie man für Wasser einen fairen Preis ermitteln könnte.

In den meisten Ländern der Welt gibt es keine handelbaren Wasserrechte. Ausnahmen sind Australien, USA, Mexiko, Chile, China, Spanien und Südafrika. Wasser ist entweder an die Eigentumsrechte des Landes gebunden oder wird als öffentliches Gut behandelt. Mangelndes Bewusstsein für den Wert von Land und Wasser sei ein wesentlicher Faktor, der die ländliche Entwicklung und die Landwirtschaften behindere, so die Autoren.

Will man in Bewässerungsinfrastruktur investieren, müsse man landwirtschaftliche Produktionssteigerungen bewerten und die Gewinne bzw. Kosten, die sich aus der Nutzung der Bewässerung ergäben. Wegen Unterschieden im Erntepreis und in der Wassernutzungseffizienz sei der Wert von Wasser für die Herstellung von Mais, Sojabohnen und Reis durchweg höher als für Weizen.

Dies sei das Ergebnis des kombinierten Effekts von Unterschieden im Erntepreis und in der Wassernutzungseffizienz. Auch die zusätzlichen Kosten für die Bewässerungsinfrastrukturen, und deren Wartung und Betrieb seien schwer abzuschätzen.

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