Website für den Rückkauf gestohlener Gegenstände

Ein Beitrag zum Thema kreative Geschäftsideen

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Trotz mancher Krise bei den Dot.coms regiert hier im Web noch immer der Einfallsreichtum. Anders als bei früheren Eroberungen oder Aneignungen von neuen Ländern oder Bodenschätzen geschieht die Aneignung von Ressourcen in der virtuellen Welt tatsächlich über die Schaffung von Informationslandschaften, die desto attraktiver sind, je neuartiger die Einfälle hier gebaut werden, selbst wenn sie bald wieder verschwinden, um wieder etwas Anderem Platz zu machen. Und weil das Web noch immer global ist, weswegen die einzelnen nationalen Gesetzgebungen an durchgreifender Regulierung scheitern, tummelt sich im Web auch allerhand Zwielichtiges. Eine Website beispielsweise bietet sich als Plattform für Diebe an, die das Gestohlene wieder an die ehemaligen Eigentümer, vielleicht auch an Andere zurückverkaufen wollen.

Natürlich würde man da bei www.theburglar.com/ - übrigens, was geistiges Eigentum angeht, gleich als Trademark gesichert - gleich aufschreiben, schließlich verkündet man groß, was man nicht mache: "TheBurglar.com ist kein Marktplatz für Diebe und Kriminelle. Wir bieten die Möglichkeit an, anonym nach einem Gegenstand zu suchen, von dem man annimmt, dass er gestohlen wurde." Und wenn es um entführte Menschen oder Tiere gehe, habe man damit gar nichts zu tun, obwohl das doch auch vielleicht ganz lukrativ sein könnte. Selbstverständlich fördere man auch nicht Diebstahl und Einbruch, sondern man versuche nur, den Eigentümern von vermissten Gegenständen zu helfen, ihr Eigentum wieder zu erlangen, während - die gute Tat! - dadurch der Geldfluss auf dem Schwarzen Markt reduziert werde - indem er wohl - ein wenig zumindest - auf die rechtschaffene Hehlerwebsite TheBurglar.com umgelenkt wird. Diebstahl ist, wie man als Begründung für die Geschäftsidee - ob sie patentiert ist, habe ich nicht herausfinden können - lesen kann, mittlerweile eine internationale Branche geworden, so dass auch das Kaufen und Verkaufen über das Web sich internationalisieren muss.

Konsequent werden diejenigen, die gestohlene Gegenstände in ihrem Besitz haben, als "Finder" bezeichnet. Sie können ein Formular mit einer Beschreibung des Gegenstandes und anderen Details ausfüllen, das dann einer Liste hinzugefügt wird. Interessant wird das deswegen, weil TheBurglar.com dem "Finder" eine "Belohung" in Aussicht stellt, die von dem bestohlenen Besitzer bzw. von dessen Versicherung bezahlt wird. Und wenn der "Finder" anonym bleiben will, was man ja annehmen sollte, wenn es um gestohlene Gegenstände geht, dann bietet sich TheBurglar.com als Mittler an, an den die Belohung und der Gegenstand geschickt werden kann. Ist der Gegenstand verifiziert, so wird das Geld ausgezahlt, ohne Namen oder Adresse aufzudecken. Das verlangt dann natürlich auch viel Vertrauen vom ehrlichen Finder. Ach ja, Finder sind beispielsweise Mütter von Jugendlichen, die das, was ihre Sprösslinge sich auf ungesetzliche Weise angeeignet haben, gerne an die Eigentümer zurückgeben würden, ohne dass da irgendwie Polizei oder Gerichte sich einmischen.

Eigentlich sollte man ja meinen, dass ein solches Geschäft für Hehlerwaren nicht ganz rechtens sein kann. Betrieben wird TheBurglar.com von Dänen. Der Hauptsitz, so liest man, befinde sich in Kopenhagen, aber man habe das Büro an einen geheimen Ort verlegen müssen. Registriert ist die Website auf einen in Kopenhagen lebenden Dänen, der auch einen Online-Shop betreibt und TheBurglar.com wahrscheinlich als lukrativen Einfall anbietet. Geld habe man genug für die nächsten zwei Jahre. Überdies würden "Lifestyle-Investigatoren" sagen, dass es interessant sei, TheBurglar.com die nächsten zwei bis 10 Jahre zu beobachten. Und wer sich die zukunftsträchtige Website (ohne die Mitglieder) sichern will, der habe jetzt 5 Millionen Mark zu zahlen - später wird es natürlich teurer. Finanziert wird TheBurglar.com angeblich durch Versicherungsgesellschaften, die als Mitglieder Beiträge zahlen und dafür auf den Listen nach Gegenständen suchen können, um Geld zu sparen. Wer als Privatperson nach einem vermissten Gegenstand sucht, muss nur den Finder die über Emails und anonym ausgehandelte Summe zahlen, TheBurglar.com erhält aber keinen Anteil.