Weltnaturgipfel "Montréal 2022": Das große Sterben und das Klima

Bild: Andrei Prodan auf Pixabay

Energie- und Klima kompakt: Knapp ein Drittel der Erde zum Schutzgebiet erklären, könnte Klimaschutz und Artenvielfalt dienen. Warum indigene Bevölkerungen Bedenken hegen.

Im kanadischen Montreal ist die 15. Weltnaturkonferenz in die zweite Verhandlungswoche gegangen. Verhandelt wird um nichts weniger als Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität auf diesem Planeten, befinden wir uns doch mitten in einem Massenaussterben.

Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben – das wäre ein Achtel aller auf der Erde vorkommenden Arten. Ein Viertel der Säugetierarten, jede achte Vogelart und 40 Prozent der Amphibienarten sind nach Angaben der Umweltorganisation Word Wide Fund for Nature (WWF) bedroht.

Das derzeitige Artensterben verläuft laut Bericht des Weltbiodiversitätsrats IPBES zehn- bis hundertmal schneller als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre – und es beschleunigt sich weiter.

Bei der Weltnaturkonferenz geht es aber nicht um den Schutz einzelner Tier- und Pflanzenarten wie bei der Artenschutzkonferenz, die kürzlich in Panama endete. Es geht vielmehr um den Erhalt der Biodiversität und von Ökosystemen als Ganzes. Nicht (nur) für den Erhalt der Natur an sich, sondern um ihre überlebenswichtigen "Ökosystemdienstleistungen" zu garantieren.

Ohne funktionierende Ökosysteme kann die Menschheit schlichtweg nicht überleben. In einem IPBES-Bericht heißt es:

Durch ihre ökologischen und evolutionären Prozesse erhält die Natur die Qualität der Luft, des Süßwassers und der Böden, von denen die Menschheit abhängt, verteilt das Süßwasser, reguliert das Klima, sorgt für Bestäubung und Schädlingskontrolle und reduziert die Auswirkungen von Umweltkatastrophen.

Etwa 75 Prozent der weltweiten Pflanzenarten, die dem Menschen als Nahrung dienen, auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen, darunter Kaffee, Kakao und Mandeln.

Meeres- und Festlandökosysteme sind die einzigen Senken für vom Menschen verursachte Kohlenstoffemissionen. Sie binden 5,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr (brutto, das heißt ohne die CO 2 -Freisetzung aus diesen Systemen) – das entspricht etwa 60 Prozent der globalen, von Menschen verursachten Emissionen.

Die Krise der Ökosysteme und das Massenaussterben sind ähnlich der Klimakrise ein hochkomplexes Phänomen, auch Ökosysteme können an einen Kipppunkt geraten, an dem sie zusammenbrechen oder sich in eine andere Art von Ökosystem verwandeln.

Das Beispiel, über welches vielleicht am häufigsten berichtet wurde, ist der Amazonasregenwald. Er könnte kurz vor dem Punkt stehen, an dem er sich in eine Savanne verwandelt. Der Regenwald, der mittlerweile seine Funktion als Kohlenstoffsenke verloren hat, spielt immer noch eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt des Kontinents, er speist die Wasserversorgung von Großstädten und Landwirtschaft.

Klimakrise und Biodiversitätsverlust bedingen einander. Arten verlieren ihre Lebensräume, weil es ihnen zu warm wird – etwa der größte Teil der Korallen. Gleichzeitig können andere Stressfaktoren dazu führen, dass Arten und Ökosysteme weniger widerstandsfähig gegenüber dem Klimawandel sind. Im Falle der Korallen wären das: Wasserverschmutzung oder mechanische Beschädigungen der Korallenriffe.

Ökosysteme erfüllen eine wichtige Funktion im Kampf gegen die Klimaerwärmung, sie binden etwa Kohlenstoff. In unseren Breitengraden könnte die Wiedervernässung von Mooren dabei eine wichtige Rolle spielen. Sie schützen auch vor den schlimmsten Auswirkungen von Extremwetterereignissen – so bilden Korallenriffe und Mangrovenwälder natürliche Barrieren gegen Wind und Wellen, sodass sie Stürme abmildern können.

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