Weniger Zeit vor dem Fernseh- und Computerschirm macht Kinder dünner

Bei einem Versuch haben übergewichtige Kinder, deren Medienkonsum halbiert wurde, an Gewicht verloren und weniger gegessen - mehr körperlich bewegt haben sie sich aber nicht

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Kürzt man die Zeit, die Kinder sitzend vor dem Fernseher oder mit Computerspielen verbringen, dann hat dies nach einer Studie von Psychologen der State University of New York in Buffalo, die in den Archives of Paediatric and Adolescent Medicine erschienen ist, deutliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Körpergewicht.

Für ihre Studie führten sie Versuche mit 70 Kindern im Alter von 4 bis 7 Jahren durch, die aufgrund ihres Body Mass Index (BMI) und nach Alter und Geschlecht zu dem dicksten Viertel zählten und mehr als 14 Stunden wöchentlich die beiden Medien benutzten. In den Wohnungen der Hälfte der Kinder statteten die Psychologen alle Fernsehgeräte und Computer mit einer Zugangssperre und einer Zeituhr aus. Alle Familienmitglieder erhielten unterschiedliche Zugangscodes, so dass die Geräte für die Kinder nur für eine bestimmte Zeit in der Woche eingeschaltet blieben. Die Kinder konnten zwar selbst entscheiden, wann und wie lange sie an den Geräten sitzen. War die vorgegebene Zeit überschritten, blieben die Geräte aber für den Rest der Woche ausgeschaltet. Wurde der Zugangscodes von anderen Familienmitgliedern von den Kindern entdeckt, so seien diese wieder geändert worden.

Der Versuch erstreckte sich über zwei Jahre. Jeden Monat wurde die Zeit um 10 Prozent gekürzt, bis die Kinder nach einem halben Jahr nur noch die Hälfte der gewohnten Zeit vor dem Fernseher oder dem Computer saßen. Durchschnittlich sank der Medienkonsum um 17,5 Stunden wöchentlich, in der Kontrollgruppe um 5,2 Stunden. Die Kinder, deren Medienkonsum beschnitten wurde, erhielten ein wenig Geld und Lob, wenn sie die Restriktionen einhielten. Den Eltern, auch die der Kontrollgruppe, die ihrem Medienkonsum und ihrer sitzenden Lebensweise weiter frönen konnte, wurden Tipps für Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten, bei denen die Kinder nicht sitzen müssen.

Bei den Kindern mit dem halbierten Medienkonsum sank die tägliche Kalorienaufnahme von 1.550 um 300, bei der Kontrollgruppe um 150. Nach zwei war auch der BMI um 0,2 Punkte gesunken, bei der Kontrollgruppe um 0,1. Bei den Kindern aus höheren sozioökonomischen Schichten konnte eine stärkere Abnahme des BMI festgestellt werden. Zwar saßen die Kinder, deren Medienkonsum beschnitten war, weniger herum, aber sie waren deswegen nicht körperlich aktiver. Die Psychologen vermuten, dass nicht nur das lange Sitzen vor den Medien dicker macht, sondern dass die Kinder dabei auch mehr Werbung für Genussmittel ausgesetzt sind, weswegen sie mehr essen.

Und sie sagen, dass nach den Ergebnissen des Versuchs eine Veränderung der Wohnsituation, was Zugang und Präsenz von Medien oder auch von gesunden Lebensmitteln wie Obst angeht, für die Entwicklung „positiven Verhaltens“ von Kindern gut wäre. Allerdings müssten sich da vor allem auch die Erwachsenen und Geschwister verändern, was außerhalb eines Versuchs vermutlich schwieriger sein dürfte. Zudem sind technische Sperren wohl auch keine wirkliche Lösung für einen zu hoch eingeschätzten Medienkonsum.