Wer schon als Schüler beliebt ist, soll später ein höheres Einkommen erzielen

Nach einer US-Langzeitstudie ist Beliebtheit in der High School ein Gradmesser für soziale Kompetenz, die sich auch im Arbeitsleben als "soziales Kapital" auswirkt

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Das Feld der Wissenschaft ist breit. Es gibt unzählige Möglichkeiten, Verbindungen herzustellen, was auch gemacht wird. Wissenschaftler der University of Chicago, der Essex University und des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) haben untersucht, ob sich die Zahl der Freunde, die ein Schüler im letzten Jahr der High School hat, auf das Einkommen als Erwachsener auswirkt.

Grundlage der Studie waren Daten aus der Wisconsin Longitudinal Study. Hier wurden über 4.300 Mädchen und Jungen in ihrem letzten Schuljahr im Jahr 1957 gebeten, bis zu drei Mitschüler des gleichen Geschlechts als ihre besten Freundinnen oder Freunde zu nennen, registriert wurde auch, von wie vielen sie wiederum als beste Freundin oder bester Freund bezeichnet wurden. Bis 2004 wurden regelmäßig weitere Befragungen durchgeführt, um neben anderen Daten Familieneinkommen, Verdienst und Zahl der Freunde zu eruieren. Die Zahl der Freunde gilt den Wissenschaftlern als Indiz für soziale Fähigkeiten, die man auch am Arbeitsplatz benötigt, um in Teams arbeiten zu können. Daher sprechen sie von "sozialem Kapital".

15 Prozent gaben einen besten Freund, 30 Prozent zwei Freunde und 44 Prozent drei an, 11 Prozent nannten niemanden, 41 Prozent der Nominierungen waren reziprok. Für das spätere Einkommen spielt keine Rolle, wie viele beste Freunde ein Schüler nannte, sondern nur von wie vielen dieser als Freund bezeichnet wurde, also wie anerkannt er ist. Jede Nennung bringt 35 Jahre später ein 1,9 Prozent höheres Einkommen, immerhin knapp halb so viel, wie ein zusätzliches Jahr Ausbildung erbringen würde. Wer also besonders gesellig ist und von anderen begehrt wird, verdient mehr, weil er sich offenbar auch gut in Arbeitszusammenhängen bewegen kann. Wer schon in der Schule beliebt war, habe, so die Wissenschaftler, die "Regeln des Spiels" verstanden, wie man von andere akzeptiert und unterstützt wird.

Wichtig für Freundschaftsnetzwerke sind nach der Studie die frühen Familienerfahrungen (gute Beziehungen zur Mutter und/oder zu den Geschwistern), die Homogenität der Schüler (ähnliche Herkunft, Religion, Schicht der Familie) und die Größe der Klassen. Schüler in homogenen und größeren Schulen hatten beispielsweise mehr Freundschaften. Schulen auf dem Land und in kleinen Städten erhöhen auch die Freundschaftsnetzwerke in den Klassen. Relativ ältere und klügere Schüler sind eher anerkannt, während die Einkommensschicht der Familie des Schülers hier keine große Rolle zu spielen scheint. Schüler, die einen höheren IQ hatten, nannten mehr Schüler und wurden auch von anderen entsprechend öfter als Freunde bezeichnet. Für die Wissenschaftler ein Zeichen, dass Schüler, die besser sind, auch als Freunde attraktiver sind und die Möglichkeiten der sozialen Interaktion effektiver nutzen können.