Wettrüsten bei Überwachungsdrohnen der US-Grenze zu Mexiko

Mit der Verwendung militärischer Technik bei der US-Polizei ergeben sich auch bei Drohnen Probleme, die Drogenkartelle rüsten auf

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Die Sicherheitsbehörden in den USA, vor allem Eingreif- und Spezialgruppen der Polizei, werden seit 2002 mit Gerät vom Militär ausgerüstet und verändern damit ihre Präsenz und ihr Vorgehen, denn auch die Taktik wird nach militärischem Vorbild eingeübt. Das reicht von gepanzerten Fahrzeugen über Granatwerfer oder Maschinengewehre bis hin zu Drohnen.

US-Präsident Obama versuchte, aufgeschreckt durch das Vorgehen der Polizei 2014 in Ferguson, im Mai 2015, mit einer Anordnung gegen den exzessiven Abverkauf der Rüstungstechnik vom Pentagon an die Polizei vorzugehen. Verboten werden soll der Verkauf von Rüstungstechnik wie gepanzerte Kettenfahrzeuge, bewaffnete Flugzeuge, Fahrzeuge und Boote, Granatwerfer, Waffen und Munition mit großem Kaliber, Bajonette oder manche Kampfuniformen. Man habe sehen können, so erklärte Obama, dass "Militärausrüstung manchmal bei den Menschen den Eindruck entstehen lässt, dass es sich um eine Besatzungsmacht im Unterschied zu einer Sicherheitskraft als Teil der Kommune handelt, was die Bewohner entfremden und einschüchtern kann".

Noch findet hier kein Wettrüsten statt, wohl aber im Fall der Drohnen, die zunächst in den Kriegen in Afghanistan und im Irak eingesetzt wurden und nun auch der zum Heimatschutzministerium gehörenden Grenzbehörde CBP dazu dienen, die Grenze nach Mexiko zu überwachen und Schmuggler und Migranten zu beobachten. Der über die Grenze laufende Drogenschmuggel wird von Kartellen organisiert, die genügend Ressourcen haben, um in ein Wettrüsten einzusteigen. So wurde das Hochziehen des Grenzzauns etwa mit dem Bau von langen Tunnels oder eben auch schon mal mit dem Einsatz von Drohnen beantwortet. Im Oktober wurde ein neu gebauter Tunnel entdeckt, in dem ein Zug die Drogen transportieren sollte. GPS-gesteuerte Drohnen ersetzen nun zunehmend Tunnels oder andere Flugzeuge, ein erheblicher Teil des Drogenschmuggels wird auch über selbst gebaute U-Boote oder unbemannte Torpedos abgewickelt.

Predator-Drohne der Grenzschutzbehörde. Bild: CBP

Ebenso wie die Drogenkartelle Experten beschäftigen, um selbst Drohnen für den Schmuggel zu bauen, versuchen sie auch Möglichkeiten zu erkunden, wie sich die Drohnen der Grenzschutzbehörde durch Spoofing oder Stören der GPS-Systeme beeinflussen lassen. Im Visier sind dabei weniger die großen Predator-Drohnen, sondern kleinere, vielfach von Polizeibehörden und dem Grenzschutz eingesetzte Drohnen. ShadowHawk, eine der ersten militärischen Systeme, die an Polizeibehörden zum Grenzschutz verkauft wurde, verwendet angeblich, wie DefenseOne berichtet, militärische Verschlüsselung und ändert jede halbe Sekunde die GPS-Frequenz, für kleinere Drohnen sind Sicherheitsmaßnehmen aber oft zu teuer, so dass das Budget nicht ausreicht, und auch wie Anti-Jamming-Systeme vom Gewicht zu schwer.

Nach Timothy Bennett vom Heimatschutzministerium betrifft die Hauptsorge das Spoofing, also das Senden von falschen GPS-Daten, um den Flug zu beeinflussen. Offenbar können so die Drogenkartelle verhindern, dass die Grenzbehörde die Schmuggelwege genau erfassen. CBP wird aber mehr auf kleinere Drohnen setzen müssen, weil sich der Kauf der teuren großen Predator- bzw. Reaper-Drohnen bislang nicht gerechnet hat.

Der Generalinspekteur des Heimatschutzministeriums kam in einem Bericht im letzten Jahr zu dem Schluss, dass das Drohnenprogramm bislang gescheitert ist und die Behörde sich die Ausgaben schöngerechnet hatte. Gerade als für fast eine halbe Milliarde US-Dollar weitere 14 Reaper-Drohnen gekauft wurden, konstatiert der Bericht, dass die Einsatzkosten ein Vielfaches der angenommenen Kosten waren, während man nur ein Fünftel der anvisierten Flugstunden leistete und Drohnen gerade einmal bei 2 Prozent der Festnahmen an der Grenze zu Mexiko beteiligt waren. Von den bis dato gekauften 11 Drohnen sind 2 abgestürzt. Besser sei es, die Gelder in Alternativen zu investieren. Als Folge wurden die Gelder gekürzt, die dann aber nicht reichen, kleinere Drohnen zu kaufen, die gegen Spoofing und Jammen geschützt sind.

Das Heimatschutzministerium finanziert mittlerweile Forschung und Entwicklung zur Verbesserung der Drohnen und anderer unbemannter Systeme zur Grenzüberwachung. Als besonders wichtig angesehen werden Systeme zur Entdeckung von Bewegung, die auch entscheiden können, wann ein Alarm ausgelöst werden soll, und die Personen oder Fahrzeuge am Boden verfolgen können. Man würde auch gerne "high-altitude, long-endurance" (HALE)-Drohnen haben, die über Wochen lang in großer Höhe über einem Gebiet schweben können. So werden auch am Boden verankerte Luftschiffe mit Überwachungstechnik getestet. Ein solches riss sich vor kurzem los, was einigen Schaden verursachte (USA: Ein militärisches Überwachungs-Luftschiff geht AWOL).

Ein Bericht des Heimatschutzministeriums vom Januar 2015, der jetzt erst veröffentlicht wurde, geht im Gegensatz zum Generalinspekteur davon aus, dass unbemannte Systeme zur Grenzüberwachung effizient und kostensenkend sein können, zumal wenn keine militärischen, sondern kommerziell hergestellte Drohnen erworben oder auch mit einem 3D-Drucker fabriziert werden. Es seien aber auch Probleme damit verbunden: eine Verdichtung des Verkehrs in der Luft, im Wasser und zu Lande, mehr Kollisionen und Unfälle sowie verstärkter Missbrauch, aber auch Ablehnung seitens Bevölkerung, wenn sie sich ausgespäht sieht.