Wie der Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert

Der Breitband-Wettbewerb in den USA

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Wie die New York Times berichtet, ist die Versorgung des Flächenstaates USA aktuell eine der größten Herausforderungen des amerikanischen Marktes: "Wie der Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert und die Entwicklung eines Autobahnsystems im 20. Jahrhundert bedeutet die Verkabelung Amerikas eine riesige Gelegenheit - und Risiken - für große und kleine Firmen. Der Gewinner wird monatliche Gebühren von vielen Millionen Haushalten und Geschäften bekommen."

Ein Hochgeschwindigkeits-Internetzugang ist für viele US-Amerikaner bisher schwierig oder gar nicht zu bekommen. In kleineren Orten kommen deshalb zurzeit oft kleine Firmen zum Zug, weil die Telefon- und Kabelgiganten nicht schnell genug sind. Leute, die es müde sind, mit einem langsamen Modem zu surfen, lassen sich Antennen aufs Dach montieren und sind bereit, neben der monatlichen Nutzergebühr dafür zusätzlich einige hundert Dollar anzulegen. Nach einer Studie von Nielsen/Netratings sind 39 Millionen US-Bürger bereits Breitband-Nutzer, das sind 13 Prozent der Bevölkerung.

Innerhalb eines Jahres steigerte sich diese Zahl fast um 50 Prozent. Die überwiegende Mehrheit, rund 70 Millionen, surft immer noch gemächlich, mit maximal einem 56K-Modem. Für den Hochgeschwindigkeitszugang zahlen die User zwischen 30 und 60 Dollar monatlich. In diesem Bereich ist viel Geld zu verdienen und es geht erst richtig los. Patrick Mahoney, ein Analyst der Marktforschungsfirma Yankee Group schätzt, dass die Einkünfte aus diesem einträglichen Geschäft von 7,4 Milliarden Dollar 2002 bis 2007 auf 20,8 Milliarden ansteigen werden. Und die Breitbandtechnologie setzt sich in den USA mit atemberaubender Geschwindigkeit durch, schneller als jemals eine Technologie zuvor.

Aber im internationalen Vergleich liegen die Amerikaner nicht an der Spitze. Nach einer Erhebung der UN-Organisation International Telecommunication Union" (ITU) surfen weltweit 62 Millionen Haushalte superschnell im Internet und die Südkoreaner liegen ganz vorn. 60 bis 70 Prozent aller Haushalte in Südkorea sind mit High-Speed unterwegs. Diese hohe Zahl wurde durch ein breites staatliches Förderungsprojekt erreicht, das asiatische Schwellenland gibt insgesamt 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Projekte der Informationstechnologie aus. Auch Hongkong, Japan und Kanada haben pro Kopf der Bevölkerung mehr Breitbandanschlüsse als die USA.

In Europa verfügen rund 20 Millionen Haushalte über einen High-Speed-Zugang zum Internet. Das Marktforschungsinstitut Forrester Research stellte fest, dass der europäische Markt in diesem Bereich 2002 um 92 Prozent gegenüber dem Vorjahr angewachsen ist. Man geht davon aus, dass bis 2008 von den insgesamt 50 Millionen europäischen Haushalten 71 Prozent über einen ADSL-Zugang verfügen werden, die Zahl der Kabelanschlussnutzer wird sich auf rund 10 Millionen verdoppeln, aber anteilig sinken, weil die Aufrüstung vorhandener Kabelnetze für interaktive Dienste zu teuer wird (vgl. 50 Million European Households - 30 Percent Will Have Broadband In 2008, Forrester Forecasts).

In Deutschland wählen sich die meisten Breitbandnutzer über einen Telefonanschluss ein. Quasi-Monopolist ist mit mehr als 90 Prozent Marktanteil die Deutsche Telekom mit ihren Kupferkabeln. Es gibt hierzulande eine Deutsche Breitbandinitiative, die sich Gedanken darüber macht, wie das Volk schneller mit Online-Informationen versorgt werden kann (vgl. Bürgerrechte für die Breitbandwelt). Ihre Analyse der Situation in der Bundesrepublik ist optimistisch:

Der überwiegende Teil der Großunternehmen in Deutschland verfügt bereits heute über breitbandige Zugänge meist auf der Basis von Lichtwellenleitern (Glasfaser). Die dominierenden Zugangsmöglichkeiten für die privaten Nutzer werden zunächst der breitbandige Anschluss über das Telefonnetz (DSL) und das Breitbandkabel sein, so weit letzteres mit einem Rückkanal ausgerüstet worden ist.... Im Bereich der mobilen Kommunikation bieten sich mit der dritten Mobilfunkgeneration (UMTS) und breitbandigen drahtlosen Anschlussnetzen (z.B. W-LAN) gute Chancen. Weitere Zugangsmöglichkeiten bestehen z.B. über Powerline-Technologien, Glasfaser-Hausanschlüsse sowie Satellitenverbindungen. Mit über 40 Millionen Anschlüssen, die im Telefonnetz durch DSL-Technologie erreichbar sind, mehr als 22 Millionen an das TV-Breitbandkabelnetz angeschlossenen Haushalten sowie den vergebenen UMTS-Lizenzen und W-LAN-Frequenzen verfügt Deutschland über hervorragende Ausgangsbedingungen, um die vorhandenen Potenziale auszuschöpfen und einen Spitzenplatz im internationalen Standortwettbewerb einzunehmen.

Die Telekom versorgt zurzeit 4 Millionen DSL-Kunden in Deutschland. Einige wenige Anbieter gibt es im Bereich der Kabelanschlüsse und als Flopp erwies sich zunehmend die so genannte Powerline-Technik, bei der das Internet über das Stromkabel ins Haus kommt.

In den USA sind dagegen die Telefongesellschaften ins Hintertreffen geraten, sie sind einfach zu langsam. Die Kabelgesellschaften legen sich mächtig ins Zeug und die meisten Amerikaner empfangen ihre Fernsehprogramme sowieso über Kabel. Die entsprechende Industrie hat bereits ungefähr 80 Milliarden Dollar ausgegeben, um ihre Systeme für den High-Speed-Zugang tauglich zu machen, allein 10 Milliarden davon in diesem Jahr. Landesweit wählen sich 68 Prozent der Breitband-Nutzer über Kabel ein, nur 31 Prozent nutzen DSL. Von der Zufriedenheit der Kunden her betrachtet, sind diese beiden Systeme gleichwertig, bestätigen Marktforscher. Es geht also vor allem darum, wer schneller ist und die von großer Konkurrenz und fallenden Telefongebühren gebeutelte Telefonbranche müsste sofort im großen Stil investieren, um das Rennen noch zu machen.