Wieder einmal: Wasser auf dem Mars

Nach einer Auswertung von Daten der Sonde Mars Odyssee scheint sich die Existenz von großen Mengen an Wasser bestätigen zu lassen - eine Meldung, von der sich die angeschlagene Nasa wahrscheinlich einen neuen Schub verspricht

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Mars ist der Planet, auf den sich die meisten Hoffnungen richten, dass man dort Leben finden könnte. Aber er ist auch der Kandidat für eine bemannte Fahrt und die erste Erkundung eines anderen Planeten durch den Menschen, der damit einen Schritt weiter in den Weltraum eindringen würde. Manche träumen auch von Stationen auf dem Mars oder gar von einem Terraforming des roten Planeten. Für alle Ziele wäre aber die Existenz von Wasser wichtig. Und das Vorhandensein dieses Lebenselixiers sollen nun Daten der Sonde Mars Odyssey 2001 mit großer Wahrscheinlichkeit bestätigen.

Neutronenmessung auf den Mars projiziert. Die blaue Farbe am Südpol weist auf eine hohe Konzentration von Wasserstoff an der Oberfläche hin

Schon im März lieferte das Gammastrahlen-Spektrometer erste Hinweise darauf, dass in der Nähe des Südpols eine große Menge an Wasserstoff in einer Eisschicht dicht unter Oberfläche sein müsse ("Da ist wirklich eine Menge Eis"). Das Instrument erfasst zusammen mit zwei Neutronen-Detektoren die Menge und Verteilung von 20 Elementen wie Sauerstoff, Magnesium, Kalzium oder eben Wasserstoff. Die chemischen Elemente geben durch die Strahlung aus dem Weltall unterschiedliche Energie in Form von Gammastrahlen ab, die vom Spektrometer gemessen werden. Dabei stoßen die Teilchen der kosmischen Strahlung auf Atome, wodurch Neutronen freigesetzt werden, die wiederum mit anderen Atomen zusammenstoßen, die dann Gammastrahlung abgeben. Durch die Messung der abgegebenen Neutronen mit den Detektoren lässt sich auch die Menge des Wasserstoffes im obersten Meter der Marsoberfläche berechnen. Allerdings beinhaltet weder die Existenz von Wasserstoff noch die von Eis ein notwendiges Vorhandensein von Wasser.

Dass es noch immer Wasser auf dem Mars gibt, wird schon lange vermutet. Noch aber wurde dafür kein Beweis entdeckt. Offenbar sind sich Wissenschaftler, die die Daten des Gammastrahlen-Spektrometers auswerten, nun ziemlich sicher, dass sie die Existenz von großen Mengen an gefrorenen Wasser direkt unter der Marsoberfläche am Südpol bestätigen können. Wie BBC meldet, will die Nasa am Donnerstag diesen Fund, der in einem Artikel in der am Freitag erscheinenden Zeitschrift Science beschrieben wird, in einer Pressekonferenz bekannt geben. Der beabsichtigte Überraschungseffekt dürfte mit der Ankündigung bereits misslungen sein, die Jim Garvin vom Mars Exploration Program der Nasa vor einigen Tagen auf einer Veranstaltung gemacht hat.

Die gebeutelte Nasa, der schon einige geplante Missionen gestrichen wurden, darunter auch eine bemannte Raumfahrt zum Mars, benötigt solche aufregenden Neuigkeiten dringend. Ob allerdings dieser Beweis für die Existenz von Wasser einer Überprüfung besser standhält als die angeblich auf einem Marsmeteoriten gefundenen Spuren von Mikroorganismen, die passend vor der Landung von Pathfinder auf dem Mars für eine spektakuläre Meldung sorgten, muss natürlich erst abgewartet werden, zumal vorweisbare spektakuläre Funde für die Nasa zur Finanzierung weiterer Missionen politisch lebenswichtig sind. Bislang lässt die Bush-Regierung wenig Interesse an einer wissenschaftlichen Erkundung des Weltraums oder gar an bemannten Missionen erkennen. Im Vordergrund steht die militärische Nutzung und Sicherung des Weltraums.

Terra Sirenum: das erste Infrarotbild von Mars Odyssee

Genauere Einzelheiten findet man allerdings in der Vorabmeldung noch nicht. Angeblich sei die Eismenge so groß, dass sie geschmolzen den ganzen Planeten mit einem 500 Meter tiefen Meer bedecken würde. Die Wissenschaftler würden davon ausgehen, dass sich auch am Nordpol Wasser finden lasse, was aber erst Ende des Jahres bestätigt werden könnte. Sollte es tatsächlich Wasser in Form von Eis am Südpol direkt an der Oberfläche geben, so könnte auch eine unbemannte Mission eine Probe entnehmen und analysieren oder gar mit zurück auf die Erde bringen. Dumm ist nur, dass die bislang geplanten Sonden - der europäische Beagle 2 und die beiden Mars-Rover der Nasa - nicht dort landen werden, wo sie die Chance hätten, auf Wasser stoßen.

Vielleicht also wäre der Fund - und die mit Wasser verbundene Möglichkeit der Existenz von Leben - ein Mittel für die Nasa, eine neue Mission zu planen oder doch Menschen auf den Mars zu schicken. zumindest kommt die Meldung passend zur Forderung des Abgeordneten Nick Lampson und anderen Politikern, dass die Nasa sobald wie möglich Menschen zum Mars schicken soll (Mission to Mars). Lampson hat den "Space Exploration Act of 2002" eingebracht, in dem verlangt wird, dass spätestens 20 Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes die Entwicklung und Demonstration einer wiederverwendbaren Fähre für einen bemannten Flug zum Mars sowie für eine Station und Forschungseinrichtung auf dem Planeten stattfinden soll.

Auf Slashdot wird inzwischen heiß diskutiert, was die Meldung, dass das Vorhandensein von Wasser auf dem Mars bestätigt worden sei, bedeutet. Zur Vorsicht wird eher wenig gemahnt, schon eher überlegt man, ob es nun wichtiger sei, das Marswasser vor irdischer Kontamination zu schützen oder die Erde vor möglichem fremden Leben durch eine zurückgebrachte Probe zu bewahren. Natürlich geht es um die jetzt eher mögliche Besiedlung des Planeten, aber auch um das Terraforming, um ihn für Menschen bewohnbar zu machen. Ab jetzt scheint alles einfach zu sein:

Having ice on mars solves two major problems with shipping human beings to mars, and even creating a settlement there.

First, now we only need to ship enough water to keep them alive for the trip there, thus saving an incredible amount of energy.

Second, which is not so obvious. We only need to send enough oxygen for the trip there. Why? Well, ice is water, water is H2O

Und ein Anderer rät zur Eile:

We should colonize mars now before we destroy ourselves with nuclear weapons or other weapons of mass destruction. I would think it could be done relatively cheaply with all that water already on the planet.