Win98 Lite killt Internet Explorer

Deinstallationsprogramm kontert Microsoft-Argumentation, Kartellprozess wird unterbrochen, Larry Ellison schimpft Bill Gates.

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"Weil sie gesagt haben, dass es nicht funktionieren würde" und er selbst privat nur über einen "lahmen Rechner" verfügt, hat Shane Brooks vom Rechenzentrum der Universität Maryland ein Programm geschrieben, das Windows 98 von überflüssigem Ballast befreit. Mit letzterem ist Microsofts Internet Explorer gemeint, der laut wiederholten Aussagen der Hersteller vor dem Kartellgericht unerlässlich für das Funktionieren des Betriebssystemes sei.

Nach Angaben des Autors bricht sein Programm Win98 Lite die Verknüpfungen von Browser und Betriebssystem während des Installationsprozesses auf. Die Datei System.dat in der Win98 Registry wird dadurch fast auf die Hälfte reduziert, die stolz vermeldete Gesamtersparnis beträgt 32.5 Megabytes, was 368 Files in 37 Ordnern entspricht.

Eben diese Frage - ist der Explorer Teil des Betriebssystems oder nur aufgesetzt - war in den letzten Tagen in den Mittelpunkt des Kartellprozesses gegen Microsoft gerückt, dessen letzte Sitzung vor der Weihnachtspause am Mittwoch überraschend abgebrochen wurde. Verursacht wurde dies durch einen Antrag der Anwälte von Microsoft, Unterlagen über den Netscape-AOL Deal in die Verhandlung einzubeziehen. Richter Penfield Jackson räumte ein, dass dies eine "signifikante Änderung auf dem Spielfeld" sei.

Oracle CEO Larry Ellison, den eine intime Feindschaft mit Bill Gates verbindet , nützte die Gunst des öffentlichen Interesses am Prozess, um ein paar handfeste Invektiven nachzuschieben. Gates sei der "aggressivste und starrsinnigste Mensch" der ihm je untergekommen sei, sagte Ellison und führte nicht ganz zufällig an, dass er momentan privat sehr intensiv mit Büchern über den Kampf Churchills gegen Hitler beschäftigt sei.

Das Abschlankungsprogramm Win98 Lite sowie ein in der Betaversion vorliegender Deinstallierer zur nachträglichen Entfernung des Internet Explorers aus dem Betriebssystem wurden vom Autor zur freien "donation ware" erklärt. Er hätte freilich nichts dagegen, so Brooks auf seiner Homepage, wenn ihm jemand mit Hardware weiterhelfen könnte, weil sein privater Rechner immer noch zu langsam sei.

Der Kartellprozess gegen Microsoft wird am Montag, den 4. Januar fortgesetzt.