Wird die EXPO ein Flop?

Weit weniger Eintrittskarten für den Eröffnungstag verkauft als geplant

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Statt der eingeplanten 250.000 wollen am 1. Juni nur 87.000 Besucher auf das Gelände der Weltausstellung kommen. Dabei hat sich die EXPO für den 1. Tag ein besonderes Programm einfallen lassen. Doch scheinbar schreckt der hohe Sondereintrittspreis die Massen.

Ein Eröffnungstag gilt immer als etwas Besonders. Das ist bei Fußballweltmeisterschaften oder Olympiaden so und man hatte auch für die EXPO 2000 in Hannover mit einem Besucheransturm gerechnet. Unzählige Veranstaltungen sind für den 1. Juni auf dem Gelände der Weltausstellung geplant. Der Eröffnungstag steht unter dem Motto "Rituale - Feste - Zeremonien der Welt" und will spektakuläre Veranstaltungen aus allen Kontinenten bieten. Geplant sind ein Wüstenritual aus der Sahara, ein Dschingis-Khan-Fest aus der Mongolei, ein Kampfspiel mit 300 Teilnehmern aus Korea, afrikanische Maskenrituale, tanzende Derwische, brasilianischer Karneval, Aborigines und die "katalonischen Menschentürme". Auf den EXPO-Bühnen werden internationale Stars einen Ausschnitt der Weltmusik bieten.

Aus diesem Grund verlangt man auch statt 69 DM einen höheren Eintrittspreis von 120 DM. Doch bislang wurden erst 87.000 Karten im Vorverkauf abgesetzt, wovon allein die Bahn 75.000 erworben hat. Prognosen gingen von mindestens 250.000 Besuchern aus. Doch auch der Kulturchef der EXPO Tom Stromberg hat seine Erwartungen in einem Fernsehinterview inzwischen auf ca. 100.000 Besucher heruntergeschraubt. An dem erhöhten Eintrittspreis soll es allerdings nicht liegen, denn bei Langzeitveranstaltungen werden die ersten Tage erfahrungsgemäß eher schleppender besucht. Ursache für diesen schlappen Vorverkauf kann auch nicht die EXPO-Gala mit Thomas Gottschalk sein, die abends im Fernsehen übertragen wird. Sie ist im Eintrittspreis erst gar nicht enthalten.

Doch es kommt noch schlimmer, denn in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung wird der Veranstaltungsprofi Jürgen Hoffman zitiert, der auch die vorausgesagten 40 Millionen Besucher für nicht erreichbar hält. Er sieht eher 25 Millionen Besucher als eine realistische Größe. Noch ist der Widerspruch nicht deutlich, denn die EXPO spricht in diesem Zusammenhang von 40 Millionen Besuchstagen und geht davon aus, dass der durchschnittliche Besucher die EXPO für zwei Tage besucht. Damit läge man bei 20 Millionen Besuchern und sogar unterhalb der Einschätzung von Herrn Hoffman. Nur klingen die bisherigen Ticket-Verkaufszahlen auch nicht gerade beruhigend, denn bislang sollen erst 2,5 Millionen Tickets verkauft worden sein. Vertraglich abgesichert seien 16,9 Millionen Karten.

Hauptgrund soll die Haltung der potenziellen Besucher sein, die erst einmal die Medienberichterstattung abwarten wollen. Zum anderen werden sich die EXPO-Besucher vom Wetter, den Ferien und dem Lustfaktor zu einem Besuch auf der Weltausstellung leiten lassen. Möglicherweise will sich der potenzielle Besucher auch nicht in ein Korsett mit fester Terminplanung einbinden lassen. Das beweist auch die immer noch schleppende Parkplatzbuchung. Die Haltung zur Weltausstellung ist wohl am ehesten mit dem Familienausflug in einen Freizeitpark vergleichbar. Zur Zeit soll die EXPO keine Vorabverkaufszahlen mehr bekannt geben, aber dazu sollte man dann folgenden HAZ-Kommentar lesen.