"Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer fordert 1,5 Millionen Zuwanderer pro Jahr

Zuwanderung gegen Fachkräftemangel

Gegen fehlende Fachkräfte hilft Zuwanderung. Wie sie organisiert wird, ist Gegenstand der Debatte.

(Bild: David Mark, Pixabay)

Fachkräftemangel erfordert nach Ansicht von Experten und Politikern mehr Zuwanderung. Gestritten wird nicht mehr über das Ob, sondern über das Wie. Das sind die Positionen.

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist ein anhaltendes Problem, das nach Ansicht von Experten und Politikern eine verstärkte Zuwanderung erfordert. Die "Wirtschaftsweise" Monika Schnitzer sprach in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung von 1,5 Millionen Zuwanderern pro Jahr.

Diese Anzahl werde benötigt, wenn man "abzüglich der beträchtlichen Abwanderung jedes Jahr 400.000 neue Bürger haben und so die Zahl der Arbeitskräfte halten" wolle. Schnitzer zeigte sich allerdings skeptisch, dass dieses Ziel erreicht werden könne.

Das kürzlich beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Ampelkoalition, das unter anderem ein Punktesystem mit Kriterien wie Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Bezug zu Deutschland einführt, sieht Schnitzer als Schritt in die richtige Richtung. Sie betonte jedoch, dass weitere Maßnahmen notwendig seien, um die Zuwanderung zu fördern und den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden.

Sie fügte hinzu:

Allerdings braucht es noch mehr. Etwa Ausländerämter, die Einwanderer nicht abschrecken, sondern Service bieten. Wir sollten nicht für jeden Job fordern, dass die ausländischen Fachkräfte Deutsch können. Sondern dafür sorgen, dass die Mitarbeiter der Ausländerbehörde Englisch können.

Kritik übt Schnitzer aber auch am deutschen Schulsystem. Es sei ein Armutszeugnis, dass jeder vierte Viertklässler nicht richtig lesen könne. Man müsse mehr in die Kinder investieren. Zudem müssten auch Mädchen und Frauen an technische Fächer herangeführt werden, denn gerade in den sogenannten MINT-Fächern fehlten Fachkräfte.

In seinem Sommerinterview sprach sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für mehr Zuwanderung aus. Die Welt zitiert ihn mit den Worten:

Damit wir eine gute Zukunft haben, damit unser Arbeitsmarkt funktioniert, damit unsere Wirtschaft wächst, werden wir gute Fachkräfte, Arbeitskräfte von außerhalb Deutschlands brauchen - sonst sind die Renten nicht sicher. Und das muss man und darf man dann auch überall in Deutschland sagen und muss sich dem Streit stellen.

Kritik an der Zuwanderungspolitik kam zuletzt vom CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Er sieht darin den Hauptgrund für die hohen Umfragewerte der AfD. Der Augsburger Allgemeinen sagte er vergangene Woche: "Alle Wahlforscher sagen uns, dass die AfD fast nur dieses eine Thema hat. Eine andere Flüchtlingspolitik der Bundesregierung würde dazu führen, dass die AfD wieder an Zustimmung verliere.

Merz plädierte für eine klare Trennung zwischen Asyl und geplanter Zuwanderung und schlug die Schaffung einer "Bundesagentur für Einwanderung" vor, um die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt zu steuern.

Die notwendige Zuwanderung soll nach den Vorstellungen der CDU weltweit über eine rein digitale Plattform organisiert werden. Und sie soll sich laut Merz an diejenigen richten, "die wirklich nach Deutschland kommen wollen und eine entsprechende Qualifikation vorweisen können".

Das Asylsystem soll laut Merz dagegen nur eine Frage klären: "Hat jemand Anspruch auf unseren Schutz, etwa weil er in seinem Heimatland verfolgt wird?"

Merz betonte aber auch die Notwendigkeit, den deutschen Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte attraktiver zu machen. Die Bundesrepublik sei derzeit "nicht das Sehnsuchtsland der gut Ausgebildeten in der Welt".

Er verwies auf Länder wie Großbritannien, Österreich und die Schweiz, die deutsche Fachkräfte wie Ärzte, Pflegekräfte oder Ingenieure anzögen. Deutschland müsse sich stärker um Hochqualifizierte bemühen.

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