Zurück in die Uni

Der Berliner Online-Service setzt auf Studenten und erntet dafür Lob von der Bundesregierung

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Internetunternehmen drängen zunehmend auch in Bereiche vor, die bisher unter staatlicher Obhut standen. Zu den begehrtesten Institutionen zählen dabei zweifelsohne die Universitäten. Sie versprechen nicht nur lukrative Investitionsmöglichkeiten, auch die junge Zielgruppe ist fast geschlossen in den Mauern der Lernfabriken versammelt. Online-Unternehmen setzen dabei vor allem auf die Zusammenarbeit öffentlicher und privater Partner.

Pünktlich zum Start des Wintersemesters drängt ein weiterer Service auf dem Markt, und das auf gleich internationaler Ebene. Das Uni-Netzwerk E-Loft stellt seine Dienstleistungen zeitgleich aus Berlin, Paris, Rom, Mailand und Madrid zur Verfügung. Zielgruppe sind nach Angaben des Unternehmens "Studenten zwischen 17 und 27 Jahren". Das Konzept ist nicht neu, der Einsatz indes schon: Ähnlich dem New Yorker Stadtmagazin village voice versucht E-Loft sich mit Service und Information aus dem Meer ähnlicher Dienstleister abzuheben. Zugegebenermaßen stehen die Chancen nicht schlecht, denn solche Internet-Startups liegen auch bei der Bundesregierung voll im Trend.

Im Zentrum des Konzeptes von E-Loft nämlich steht die Kooperation zwischen Privatunternehmen und dem öffentlichen Sektor. Das Netzwerk will nicht etwa nur über Clubbing, Sport, Konzerte unterrichten, E-Loft soll sich zugleich zu einer Plattform für wissenschaftliche Belange entwickeln. Zusammen mit dem offiziellen Internetportal der Hauptstadt sollen in den kommenden Monaten Gesprächsforen etwa mit Hochschulprofessoren und Bildungspolitikern angeboten werden. Durch die Zusammenarbeit mit der Stadt will das E-Loft-Team den Usern mit Tipps zu Meldegelegenheiten, Wohngeld und BAföG auch den oft beschwerlichen Weg durch den Behördendschungel erleichtern.

Das Unternehmen konnte bislang erste Vernetzungen zwischen Universitäten aufbauen. So beteiligen sich die TU München, die Universitäten in Biccoca (Mailand). La Sapienza (Rom), Autónoma und Juan Carlos (beide Madrid), die London Business School und die Universität in Southampton an dem Projekt, um den Wissenschaftstransfer zwischen Studenten, Fakultäten und Universitäten zu optimieren. Das Vorhaben scheint auch für herkömmliche Geschäftsbereiche interessant, denn zu den Partnern von E-Loft zählen unter anderem die Deutsche Bahn, Ricardo, die Financial Times Deutschland, die AOK und Bertelsmann, dessen Stiftung eine der bundesweiten Wortführerinnen bei der Kooperation von Privatwirtschaft und dem Bildungssektor ist.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Stephan Hilsberg, befürwortete die Initiative im Gespräch mit Telepolis am Dienstag. Man dürfe nicht denken, dass sich der Staat mit der Förderung solcher Unternehmen aus der Verantwortung ziehe, so Hilsberg. Auch die Tatsache, dass die Vernetzung zwischen Universitäten und Wirtschaft von privaten Initiativen übernommen wird,beunruhigt den SPD-Politiker nicht.

"Diese privaten Dienstleistungsunternehmen handeln natürlich wie die gesamte Wirtschaft aus Eigeninteresse", zugleich entlasteten sie die öffentliche Hand aber. "So werden Ressourcen für andere wichtige Bereiche frei", erklärte Hilsberg, der aber im gleichen Atemzug zur Wachsamkeit aufrief. Beispielsweise bei den Ingenieurswissenschaften habe man in den vergangenen Jahren Aufsichtspflicht vermissen lassen. "Dadurch sind schon Probleme entstanden, weil nur die Bereiche Unterstützung erfahren haben, die wirtschaftlich rentabel erschienen", sagte Hilsberg.