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Bei der Verschlüsselung brauchen die britischen Abgeordneten Hilfe

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Die britische Regierung will ein Gesetz durchsetzen, um Verschlüsselung von Daten zu kontrollieren. Vorgesehen ist vermutlich, daß von der Regierung anerkannte Krypto-Anbieter bei Behörden die Verschlüsselung hinterlegen müssen.

Dagegen wendet sich eine Gruppe von etwa 30 britischen Netizen mit unterschiedlichen politischen Neigungen, die sich nicht das Netz durch "wohlmeinende Bürokraten" kaputtmachen lassen wollen. Man ruft dazu auf, sich Abgeordnete auszusuchen und ihnen zu erklären, warum dieses Gesetzesvorhaben nichts taugt.

"Erwähne 'encryption' gegenüber einem gewöhnlichen Abgeordneten, und die Augen werden glänzen und die Unterlippe zucken. Sie brauchen Hilfe ... Wir sind nicht sicher, aber wir glauben, daß unsere Politiker bei all ihrer Begeisterung über dieses herrlich aufregende Internetding überhaupt nichts davon verstehen. Wir glauben, daß sie nicht wissen, welchen großen Fehler sie begehen."

Um die Abgeordneten zu informieren, will man, um sie nicht mit Spam zu bombardieren, den sowieso niemand beachtet, einen einzigen Hauptbrief an jeweils einen Abgeordneten schreiben und darin "ruhig" die Probleme erklären. Dann können andere einfach eine Postkarte schicken und erklären, daß sie mit dem Absender des jeweiligen Hauptbriefes übereinstimmen. Um dies zu organisieren und neue Informationen über das Gesetzesvorhaben zu geben, wurde die Website Stand.org.uk eingerichtet.

Die Kryptogegner sind der Meinung, daß das Gesetzesvorhaben aus dem Wirtschaftsministerium schlecht sei, weil es dem E-Commerce schade, deren Umsetzung viel Geld kosten werde, die Verbraucher einem solchen System kein Vertrauen entgegenbrächten und man die Firmen zwinge, ins kryptofreundlichere Ausland abzuwandern. Verbrecher würden sowieso keine staatlich zugelassenen Verschlüsselungssysteme benutzen, und die Kontrollen seien überdies leicht zu umgehen. Man bittet, doch Stand.org zu melden, wenn man von einer Strafverfolgung gehört habe, die gescheitert sei, weil man den Krypto-Code nicht knacken konnte.

Im Unterschied zum Abhören von Telefongesprächen müsse nur ein lokaler Inspektor der Polizei die Erlaubnis geben, die Kommunikation übers Internet abzuhören und sei es nicht vorgesehen, daß man nach der Überwachung über den Vorgang informiert werde: "Es wird sogar illegal sein, Ihnen zu sagen, daß man Ihre Mail gelesen hat." Und wenn schon die Polizei die privaten Mails lesen kann, dann können dies auch Kriminelle, wenn sie sich Zugang zu den Computern schaffen, auf denen die Schlüssel zentral hinterlegt werden.

Stand.org verspricht, in der nächsten Zeit noch ein paar überraschende und lustige Techniken anzubieten, aber die will man noch nicht verraten. Man verspricht auch, daß eine Beteiligung nicht viel Zeit und Aufwand kosten werde: "Vertraut uns. Wir sind wahrscheinlich genauso faul wie ihr. Wahrscheinlich noch fauler."