17,6 Prozent der ausländischen Mitbürger ohne deutschen Pass sollen Hartz-IV-Leistungen beziehen

Für die Bild-Zeitung ist der Anteil der Hartz-IV-Empfänger unter den in Deutschland lebenden Ausländern ohne deutschen Pass "alarmierend" hoch

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Wie die Bild-Zeitung untere Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen Bundesamts berichtete, beziehen ausländische Mitbürger ohne Pass, die hier arbeiten dürfen, mit einem Anteil von 17,6 Prozent mehr als doppelt so oft Hartz-IV-Leistungen wie Deutsche mit einem Anteil von 6,9 Prozent, wozu natürlich auch Deutsche mit Migrationshintergrund gehören. Von den 6.753.621 Ausländern ohne Pass wären dies 1.188.411.

Gründe für den höheren Anteil, der eigentlich kaum verwunderlich ist, werden in der Zeitung nicht erwogen, die aber damit eine negative Stimmung gegen Ausländer verbreitet. Man habe bereits letztes Jahr "alarmierend hohe Quoten aufgedeckt", heißt es hingegen. Zitiert wird Arbeitsministerin von der Leyen mit dem Satz: "Einwanderung in unsere Sozialsysteme wollen wir nicht." Sie habe umsteuern wollen, aber nach Bild nichts getan. Geschehen sei nur, dass die Hartz-IV-Quoten bei den Libanesen mit 90 Prozent und den Albanern mit 120 Prozent - nach Bild: "faktisch unmöglich" - wegen nicht verlässlicher Daten herausgenommen wurden. Das könnte freilich auch heißen, dass die übrigen Daten ebenfalls nicht ganz korrekt sind.

Jetzt führen die Iraker mit 64 Prozent, die Afghanen mit 52 Prozent und die Pakistani mit 47 Prozent die Statistik an, was so interpretiert wird: "Im Extremfall beziehen zwei von drei Migranten aus dem betroffenen Land staatliche Hilfsleistungen für Langzeitarbeitslose." Dass dies Länder sind, in denen westliche Staaten Krieg führen oder dies wie im Fall des Irak bis vor kurzem getan haben, wird hingegen nicht erwähnt. Verkrampft wird am Ende noch erwähnt, um sich vor Kritik zu schützen: "Die Bundesagentur für Arbeit geht nicht davon aus, dass die Betroffenen keinen Job wollen." Welche Klientel Bild bedient, lässt sich etwa auf dem einschlägigen ausländerfeindlichen Blog Politically Incorrect unter dem Titel "Die Kosten der Zuwanderung steigen" und den dort veröffentlichten Kommentaren leicht erkennen.

Eine jüngst veröffentlichte Studie hat bei österreichischen Chefredakteuren und Geschäftsführern von Medien herausgefunden, dass 46 Prozent sagen, Massenmedien hätten einen negativen Einfluss auf den Integrationsprozess. Und 57 Prozent der Medienmacher sind der Überzeugung, "dass die Berichterstattung über Zuwanderung tendenziell negativ ist". Boulevardmedien wie die "Kronen Zeitung" würden vor allem eine ausländerfeindliche Grundhaltung bedienen. In aller Regel wird über Migration im Kontext von "Problem/Konflikt" oder "Kriminalität" berichtet.

Interessant ist auch diese Statistik aus dem Artikel des Standard: "18 Prozent der in Österreich lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund, in Wien sind es sogar 38 Prozent. Und wie sieht es mit Diversität in Österreichs Redaktionsstuben aus? Laut Studienautorin Karin Zauner bewegt sich der Anteil gerade einmal bei 0,5 Prozent."