65 Gedichte aus 1830 Depeschen

HaikuLeaks durchsucht die Cablegate-Dokumente nach Passagen, die der Form nach japanischer Poesie entsprechen

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Je größer eine Menge an Daten, desto besser lässt sie sich künstlerisch nutzen. Das beweist gerade die Website HaikuLeaks, auf der Formulierungen aus den Cablegate-Diplomatendepeschen veröffentlicht werden, die der Form japanischer Haiku-Gedichte entsprechen.

In ihrer engen Definition bestehen Haikus aus drei Wortgruppen. Die erste davon hat fünf "Motren" (die in anderen Sprachen meist mit Silben gleich gesetzt werden), die zweite sieben und die dritte wieder fünf. Zieht man den definitorischen Rahmen noch enger, müssen Haikus zusätzlich ein Jahreszeitwort enthalten. Haben die Verse nicht die Natur zum Gegenstand, spricht man in Japan eher von Senryu. Weniger enge Definitionen sehen ein Haiku schon dann vorliegen, wenn ein Gedanke oder eine Stimmung in höchstens 17 Silben formuliert wurden.

Aufgrund ihrer einfachen Struktur können Haikus auch zufällig entstehen und lassen sich relativ leicht automatisiert in beliebigen Texten finden, etwa auf Hiddenhaiku.com. Auch HaikuLeaks sucht mit Hilfe des Python-Moduls Haiku Finder von Jonathan Feinberg. Was dabei herauskommt, hört sich dann zum Beispiel so an:

Changing tack, Li
launched into a spirited
defense of free trade