8,6 Millionen Deutsche würden gerne mehr arbeiten

Vermutlich verdient ein guter Teil des "ungenutzten Arbeitskräftepotenzials" schlicht zu wenig

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Erstaunlich viele Menschen in Deutschland wollen mehr arbeiten, als sie können. Nach dem Statistischen Bundesamt sehen sich 8,9 Millionen Menschen unterbeschäftigt, was allerdings meist auch heißt, dass mit Mehrarbeit oder, wie bei Erwerbslosen, überhaupt Arbeit auch mehr verdient werden soll. Das Bundesamt bezeichnet die Menschen, die mehr arbeiten wollen, aus welchen Gründen auch immer, als "ungenutztes Arbeitskräftepotenzial". Die Frage wäre, ob bei ausreichendem Einkommen das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial auch so hoch wäre.

Zu dem ungenutzten Arbeitskräftepotenzial zählen nicht nur die 3,2 Millionen Erwerbslosen (2009), sondern auch die Unterbeschäftigten und die Stille Reserve. 2009 hat es in Deutschland 4,2 Millionen Unterbeschäftigte gegeben, 10,9 Prozent der Erwerbstätigen sehen sich so – nicht nur Teilzeitbeschäftigte, sondern auch Vollzeitbeschäftigte, von denen 4,8 Prozent gerne mehr arbeiten bzw. verdienen würden.

Zur Stillen Reserve gehören Menschen, so das Statistikamt, "die weder erwerbstätig noch erwerbslos sind, aber dennoch eine hohe Nähe zum Arbeitsmarkt aufweisen" – selbst wenn sie nicht aktiv nach Arbeit suchen. Das "ungenutztes Arbeitskräftepotenzial" aus Erwerbslosen, Unterbeschäftigten und der Stillen Reserve hat in Bezug auf die Gesamtheit aus Erwerbspersonen und Stiller Reserve im Alter von 15 bis 74 Jahren einen Anteil von 20,1%.

Deutschland liegt bei den Arbeitslosenzahlen im europäischen Vergleich auf Platz 7, beim "ungenutzten Arbeitskräftepotenzial" hingegen auf Platz 20. Auch das dürfte darauf verweisen, dass viele gerne mehr verdienen wollen – oder müssen.