80 Prozent der Amerikaner betrachten Fettleibigkeit als ernstes Problem für die Gesellschaft

Die Kampagnen haben Wirkung gezeigt, Fettleibigkeit gilt als größeres Problem als Rauchen oder Trinken, gleichwohl wächst die Zahl der Adipösen weiter

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die seit Jahren laufenden Kampagnen und Warnungen vor den Folgen der "Epidemie" der Fettleibigkeit haben gewirkt. Jahr für Jahr ist in den USA nach Umfragen die Meinung verbreiterer geworden, dass Fettleibigkeit für die Gesellschaft ein "extrem ernsthaftes Problem" darstellt. Die im digitalen Zeitalter gewachsene Sorge um den Körper, der exakt gewartet, trainiert, ernährt und bewegt werden muss, um gesund und jugendlich zu bleiben und möglichst lange durchzuhalten, sieht zunehmend im schlanken, wenn nicht dürren Körper das Ideal, während die Dicken und Fetten ihre Sorg- und Eigenverantwortungslosigkeit deutlich vor Augen stellen: adipös ist bös.

Nach Gallup-Umfragen, in denen ab 2003 gefragt wird, ob Fettleibigkeit, Rauchen oder Alkoholkonsum ein extrem, sehr, mittel wichtiges oder kein Problem für die Gesellschaft darstellen, hat sich unter den US-Amerikanern die Fettleibigkeit als Renner entwickelt. Ab 2003 nahm unter der Bush-Präsidentschaft die Sorge vor den Folgen von allen drei Verhaltensweisen allgemein für drei Jahre zu, aber während Rauchen und Alkoholkonsum seit 2006 konstant blieben (Rauchen stieg von 66 auf 67%, Alkoholkonsum fiel von 53 auf 47%), wurde Fettleibigkeit als immer bedenklicher angesehen.

2003, ein Jahr nach dem Start der Gesundheitskampagne von Bush, galt Rauchen (56%) fast noch ebenso "extrem" problematisch wie Fettleibigkeit. Ab 2006 löste sich Fettleibigkeit vom Rauchen ab und wurde zum größten Problem. 81 Prozent sehen es nun als ernsthaftes, darunter 38 Prozent als extrem ernsthaftes Problem an, hingegen ist Rauchen für 67 Prozent und Alkoholkonsum nur für 47 Prozent ein ernsthaftes Problem. Nur 3 Prozent sagen, Fettleibigkeit sei kein Problem für die Gesellschaft.

Allerdings bedeutet dies nicht, dass die US-Amerikaner deswegen stärker auf ihr Gewicht achten. Erst vor kurzem hatten Wissenschaftler, u.a. von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) davor gewarnt, dass die Zahl der Fettleibigen weiter anwachsen werde, wenn die die Fettleibigkeit fördernde Lebenswelt nicht drastisch verändert werde. Jetzt sind 36 Prozent fettleibig, bis 2030 könnten es schon 42 Prozent sein.

Und erstaunliche 57 Prozent der Amerikaner sagen, es sei sehr oder extrem wichtig, dass der Staat Antifett-Programme starte. Extreme Unterschiede gibt es hier allerdings zwischen den politischen Kulturen. Bei den Republikanern sagen zwar auch 79 Prozent, Fetteibigkeit sei ein sehr oder extrem ernsthaftes Problem für die Gesellschaft, staatliche Programme halten aber nur 27 Prozent für sehr wichtig. Bei den Demokraten ist das Problembewusstsein mit 83 Prozent ein wenig stärker ausgeprägt, aber hier fordern gleich 82 Prozent staatliche Programme. Die Unabhängigen stehen mit 55 Prozent in der Mitte.