"A Deplorable Cultus"

Am 6. und 7. Juni widmen sich Fachleute und Fans in Geldern dem Werk des englischen Fantasy-Autors J.R.R. Tolkien

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Während einige deutsche Schriftsteller, die ihre Besorgnis im Heidelberger Appell und in einigen Feuilletons ausdrückten, im Netz potentiell das Ende der Literatur sehen, brachte es für Autoren wie Thomas Pynchon oder John Ronald Reuel Tolkien tatsächlich eine erhebliche Ausweitung der Beschäftigung mit ihnen. Besonders deutlich wird dies bei Letzterem, der mit wenigen Werken eine Mythologie schuf, die sich ausgezeichnet für fan.htm: verschiedenste Interpretationen und Bezugnahmen eignet, ohne dass diese unbedingt von ihm selbst intendiert gewesen sein müssten.

Im Gegensatz zu Kongressen über viele andere Autoren fanden Tolkien-Veranstaltungen deshalb auch schon zu Prä-Internet-Zeiten keineswegs unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, sondern unter reger Beteiligung nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch von Fans, deren Begeisterung der Autor zu Lebzeiten als "deplorable cultus" kritisiert hatte. Trotzdem läuft am 6. und 7. Juni im Gelderner Wasserturm bereits der 30. Tolkien Tag der Deutschen Tolkien Gesellschaft. Neben dem fünfstöckigen Gemäuer, das den Veranstaltern zufolge "als Barad-dûr in neuem Glanz erstrahl[en]" soll, dient dort auch ein Eisenbahnwagon als Hörsaal.

Auf der Veranstaltung sprechen unter anderem Frank Weinreich über Tolkien und die Romantik, Helmut W. Pesch über Elbisch und "die Erfindung von Sprachen als Grundlage von Tolkiens Werk sowie Friedhelm Schneidewind über "das Böse im Werk von Tolkien". Außerdem soll es Informationen zur geplanten Hobbit-Verfilmung geben. Neben den Vorträgen, Lesungen und Ausstellungen laufen auch Workshops über das Bogenschießen oder das Met-Brauen sowie Spiele. Der Eintrittspreis beträgt 2,50 Euro für einen und 4 Euro für beide Tage.