Afghanische Regierung will mehr Kontrolle über internationale Truppen

Auch der UN-Sonderbeauftragte bestätigte, dass bei einem Luftangriff der internationalen Truppen mehr als 90 Zivilisten, darunter 60 Kinder, getötet wurden.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nach dem UN-Sonderbeauftragten in Afghanistan, Karl Eide, hat ein Menschenrechtsteam der United Nations Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA) die Informationen von afghanischer Seite bestätigt, dass durch die Bombardierung eines Dorfes im Distrikt Shindand in der Nacht vom 21. auf den 22. August mindestens 90 Zivilisten (60 Kinder, 15 Frauen und 15 Männer) getötet und 15 weitere Personen verletzt worden sind. 7-8 Häuser seien völlig zerstört, einige andere schwer beschädigt worden. Der Vorfall gebe Anlass zu ernsthafter Besorgnis der Vereinten Nationen. Eide ruft erneut die Koalitions- und Nato-Truppen zur Änderung der Strategie und zum Schutz von Zivilisten auf. Immerhin äußerte Eide im Gegensatz zu den Verantwortlichen der Truppen unter US- und ISAF-Führung sein Bedauern gegenüber den Betroffenen.

Der afghanische Präsident Karsai, der die Truppen bislang mit wenig Erfolg immer wieder aufforderte, auf Zivilisten Rücksicht zu nehmen, scheint sich nun gezwungen zu sehen, tatsächlich einzuschreiten. Die Stimmen im Land, die fordern, dass die für die Massaker an Zivilisten Verantwortlichen bei den US- und Nato-Truppen zur Rechenschaft gezogen werden müssen, wurden nach den letzten Vorfällen lauter. Karsais Kabinett ordnete eine Überprüfung der Aktivitäten der ausländischen Truppen unter besonderer Berücksichtigung der Befehlsstrukturen und Verantwortlichkeiten an und forderte ein Ende von Luftangriffen in zivilen Gebieten, illegaler Festnahmen von Zivilisten und unilateraler Razzien. Verteidigungs- und Außenministerium werden mit Vertretern der internationalen Truppen verhandeln.

Die Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIHRC) kritisierte die zunehmenden Opfer unter Zivilisten. Seit Januar seien mehr als 900 Zivilisten Opfer von Angriffen von Aufständischen oder von Operationen der internationalen Truppen geworden. Bis Juni, so berichtete ein Vertreter der Organisation Al-Dschasira, seien die meisten Zivilisten durch die Aktionen der Aufständischen umgekommen, aber die leztzten Bombardierungen hätten das Gleichgewicht verschoben.