Afrika: Solarenergie auf dem Vormarsch

Nigerias Regierung will Solarparks mit einer Leistung von drei Gigawatt bauen lassen

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Afrika ist für den deutschen Medienkonsumenten noch immer vor allem ein Kontinent der Kriege, Katastrophen und des Hungers. Gute Nachrichten aus der Region machen hierzulande hingegen selten Schlagzeilen. Auch das beachtliche Wirtschaftswachstum, das viele subsaharische Länder in den letzten Jahren hingelegt haben, wird hierzulande kam wahrgenommen. 2013 wuchs die Wirtschaftsleistung in den Ländern südlich der Sahara im Durchschnitt um 4,7 Prozent, für 2014 erwartet die Weltbank 5,2 Prozent.

Mit der Wirtschaft wächst auch der Energiebedarf, und in vielen Ländern stellt sich die Frage, ob der alte Weg gegangen werden soll, den die Industrieländer vorgezeichnet haben, oder ob statt neuer Kohle- und Gaskraftwerke lieber auf erneuerbare Energieträger gesetzt werden soll. Äthiopien, eine der weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften, setzte sich zum Beispiel, wie seinerzeit berichtet, zum Ziel, seine Energieversorgung bis 2025 CO2-neutral zu gestalten. Solar- und Windenergieprojekte gibt es inzwischen in immer mehr afrikanischen Ländern, aber natürlich geht es selten um Entweder-oder-Entscheidungen. Auch neue Kohlekraftwerke werden gebaut, und mancher Regierungschef träumt auch noch vom Einstieg in die Atomwirtschaft.

In vielen Ländern ist allerdings Solarenergie die erste Wahl. Die bietet sich nicht nur wegen der starken Sonneneinstrahlung auf weiten Teilen des Kontinents sondern auch wegen des Preises an. In den meisten Ländern stellt sie nämlich in vielen netzfernen Dörfern die billigste Variante der Elektrifizierung dar. Aber auch in den Städten, wo es in den Spitzenlastzeiten während des Tages immer wieder zu Stromausfällen kommt, stellt sie inzwischen eine interessante Lösung dar.

Im Ölland Nigeria, das bereits Verträge mit China über den Bau von Windparks unterzeichnet hat, will man jetzt in Sachen Solarenergie regelrecht klotzen. In den Ölprovinzen an der Küste sollen in den nächsten Jahren Solarparks mit einer Leistung von drei Gigawatt entstehen, schreibt die Plattform Clean Technica. 30.000 neue Arbeitsplätze würden damit entstehen. Zum Vergleich: Alle bisher im Lande arbeitenden konventionellen Kraftwerke haben eine kombinierte Leistung von knapp 14 Gigawatt.

Wie es aussieht, startet in Afrika der Ausbau der erneuerbaren Energieträger gerade richtig durch. Rund 600 Millionen Menschen sind dort heute noch ohne Zugang zur Stromversorgung. Auch 65 Prozent der Primärschulen und 30 Prozent der Gesundheitseinrichtung verfügen nicht über elektrischen Strom, berichtet die britische Zeitung The Guardian. Wenn das UN-Ziel einer globalen Elektrifizierung bis 2030 erreicht werden soll, dann sind in vielen Fällen dezentrale Lösungen gefragt, und dafür sind in Zeiten hoher Treibstoffpreise Solar- und Windenergie die erste Wahl.