Alles bereit für den Untergang

Neben der Spur

Die International Strategy for Cyberspace der US-Regierung sieht auch militärische Vergeltung für Cyberattacken vor. Ach, so geht die Welt also unter.

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In unserer Kindheit war der Weltuntergang eine einfache Sache. Da stand ja der Russe vor Berlin, oder schon dahinter. Also war es ganz simpel. Eines Morgens würde das Telefon beim amerikanischen Präsidenten läuten und eine besorgt tuende Stimme eines freudig erregten Generals würde sagen Mr. President, we are under attack and nuclear bombs will...nuke us. Und der Präsident würde sagen Us? The US?, und darauf der General Yes, Mr. President.. Und darauf würde der Präsident sein ganzes Arsenal mit dem roten Knopf starten und danach ein letztes Frühstück einnehmen. So hörte sich das damals an.

Heute sind trotz Klimaerwärmung und der Medienpräsenz von Horst Seehofer Weltuntergangsszenarien irgendwie aus der Mode gekommen. Sie taugen gerade noch für Kabarett der Marke Nuhr. Nicht wirklich bedrohlich.

Immerhin tut die US-Regierung ihr Möglichstes, damit sich doch noch ein wenig Schauder einstellt. Denn wenn die Welt schon untergehen soll, dann bitte schön militärisch. Und nicht, weil alle immer mehr hitzefrei bekommen.

Die International Strategy for Cyberspace mag jetzt nicht sofort jedem etwas sagen. Aber sie wäre immerhin noch ein schönes Eskalationsmittel bis hoch zum Weltkrieg. Denn wenn sich eine Cyberattacke als von einem Staat ausgehend herausstellte und die USA darunter litten, dann könnte es zu Waffengewalt kommen. Immerhin, man erkennt an, dass das Internet nicht unbedingt immer witzig sein muss. Es ist sozusagen in den Rang einer stillschweigend einsetzbaren Waffe aufgerückt. Und da kann man schon mal atomar antworten. Das hat schon seinen Sinn.

Für alle, denen das zu weit vorne liegt, ist immerhin der aktuelle Judgement Day auf den 21. Mai 2011 festgelegt worden. Inklusive T-Shirt. Und für die lieben Haustiere ist auch schon vorgesorgt. Damit wir auch im Paradies in Hundescheisse treten können.

Streng genommen sind wir aber schon untergegangen. Täglich, denn eine Menge an kleinen schwarzen Löchern durchwandern täglich die Erde. Das kann ich belegen. Jeder dritte Emmentaler trägt klare Spuren davon an seinem Laib.

Es sei bis zum nächsten grossen Loch aber gesagt, dass Cyberangriffe, zum Beispiel auf iranische Atomanlagen, durchaus auch von den USA ausgehen könnten. Theoretisch. Sowas machen die Guten nicht. Und dass man bereits ein System zur Verteidigung gegen solche Angriffe baut. Vielleicht, weil das andere futuristische bisher nicht so wirklich funzt. Da muss schnell anderer Bedarf geschaffen werden.

Irgendeinen unsichtbaren Feind zu haben, das ist scheinbar immer wichtig. Und einen drohenden Weltuntergang. Dann schmeckt das Frühstück erst.