"Amerika führt die freie Welt"

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, bislang der Favorit, setzt auf Patriotismus und militärische Macht

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Sollte Barack Obama die Präsidentenwahlen 2012 verlieren, könnte es mit den USA noch weiter den Bach hinuntergehen. Sarah Palin hat zwar schon einmal verkündet, doch nicht anzutreten zu wollen. Dass sie ihre Entscheidung auf "viele Gebete" begründete, macht nicht gerade Hoffnung auf große Vernunft. Auch dass sie, in der Reihenfolge, Gott, die Familie und die Nation Vorrang vor allem anderen einräumte, spricht zwar deutlich für die Stimmung bei den Konservativen und Rechten, lässt aber keine Beruhigung aufkommen, schließlich ist so gut wie sicher, dass Obama verlieren wird, sollte nicht überraschend die Wirtschaft boomen - oder ein neuer Krieg ausbrechen.

Der bislang aussichtsreichste Kandidat der Republikaner, die von der Tea-Party-Bewegung vor sich her getrieben werden, ist derzeit Mitt Romney, der frühere Gouverneur von Massachusetts, der 2008 John McCain unterlegen war. Er versucht sich als Reagan-Nachfolger zu stilisieren und hat deutlich konservativere Positionen als früher bezogen.

Romney setzt, wie er jetzt in einer Rede zur Außenpolitik deutlich machte, auf die alten Konzepte, nämlich auf Nationalismus, Patriotismus und den Anspruch der USA, die globale Supermacht zu sein. Er verspricht ein neues "amerikanisches Jahrhundert", nachdem dieser Anspruch doch gerade von Bush und Cheney militärisch, politisch und wirtschaftlich zerstört worden ist. Lernfähig scheint Romney nicht zu sein, er propagiert - auch angesichts der gewaltigen, durch die Kriege verstärkten Verschuldung - weiterhin die Demonstration militärischer Potenz: "Wenn Amerika stärker ist, ist die Welt sicherer." Romney verspricht, die Kürzungen im Verteidigungshaushalt zu stoppen. Die Devise:

"The United States should always retain military supremacy to deter would-be aggressors and to defend our allies and ourselves. If America is the undisputed leader of the world, it reduces our need to police a more chaotic world."

Romney malt ein Bild großer Bedrohungen für die USA aus, die Alternative ist natürlich er, der das "amerikanische Jahrhundert" bringt, schließlich seien die USA weiterhin die stärkste wirtschaftliche und militärische Macht: "Amerika führt die freie Welt, und die freie Welt führt die ganze Welt." Der Führungsanspruch der USA scheint bei aller Naivität Ausdruck des Kalküls zu sein, die Amerikaner für sich zu gewinnen:

"If you do not want America to be the strongest nation on Earth, I am not your President.You have that President today."

Mit dem Schüren des Patriotismus, die global führende Nation zu sein, lassen sich die innenpolitischen Konflikte verdecken, so die Hoffnung.

Die USA könne nicht eine von mehreren Weltmächten sein, verkündet er: "Amerika muss die Welt führen, sonst wird es jemand anders machen. Ohne amerikanische Führerschaft, ohne die Klarheit des amerikanischen Ziels und der amerikanischen Entschlossenheit, wird die Welt ein viel gefährlicherer Ort. Freiheit und Wohlstand würden dann sicher zu den ersten Opfern gehören." Man müsse zwar die Rolle der internationalen Organisationen stärken, die würden aber gerne Verhandlungen über Ergebnisse stellen, weswegen die USA auch weiterhin alleine handeln müssten.

Man mag kaum glauben, dass solche Rhetorik Widerhall findet, Romney setzt aber noch einen drauf und sagt, die USA seien mehr oder weniger eine auserwählte Nation, jedenfalls ein Ausnahmeland, weil man die Tyrannei zurückgewiesen und die Demokratie gewählt habe. Als böse gelten Iran, Venezuela, Kuba und Nordkorea, aber auch China und Russland.