Asiens IWF

Ost- und Südostasien baut eigenen Währungsfonds für Krisenfälle auf

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die so genannte ASEAN-plus-3- Gruppe, bestehend aus der südostasiatischen Allianz und den Ländern China, Japan und Südkorea, hat sich am Sonntag auf die Details eines gemeinsamen Währungsfonds geeinigt. Das geht aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua hervor. Über den Fonds, der nach einer Stadt im Norden Thailands als Chiang Mai Initiative Multilateralization (CMIM) benannt wurde, wird bereits seit der Asienkrise 1997/98 diskutiert. Seinerzeit hatten die Kreditbedingungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Krise in der Region erheblich verschärft und den Ruf nach mehr Unabhängigkeit von den Finanzinstitutionen des Westens laut werden lassen.

Der Fonds soll einen Umfang von 120 Milliarden US-Dollar haben. China und Japan werden je 38,4 Milliarden US-Dollar und Südkorea 19,2 Milliarden einzahlen. Den Rest werden die zehn ASEAN Mitglieder Myanmar (Burma), Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha, Malaysia, Singapur, Indonesien, Brunei und die Philippinen aufbringen. Der CMIM wird künftig mit Krediten einspringen, wenn eines seiner Mitglieder in Zahlungsschwierigkeiten gerät. (Kürzlich hatte ich an dieser Stelle fälschlich berichtet, dass der Fonds bereits existiert.)

Die beteiligten Regierungen sprachen zurückhaltend davon, dass der CMIM den IWF ergänzen werde, doch das neue Selbstbewusstsein der Region ist kaum zu übersehen. Der philippinische Finanzminister Margarito B. Teves meinte, dass man zum Glück noch nicht die Probleme Europas oder der USA habe, aber nun besser vorbereitet sei. Damit spielt er auf die Tatsache an, dass die meisten Staaten in der Region traditionell über ausgeglichene Haushalte verfügen, die mitunter sogar Überschüsse ausweisen. Eine Ausnahme bildet hier vor allem Japan, das während seiner Dauerkrise in den 1990er Jahren auf Druck der USA eine hohe Staatsverschuldung aufgebaut hat.

Aus dem Xinhua-Bericht geht nicht hervor, in welchen Währungen die Reserven in den CMIM eingezahlt werden. China hat in den letzten Monaten Schritte unternommen, seine Währung Renminbi – eine Einheit heißt Yuan – auch im Außenhandel mit ausgewählten Ländern einzusetzen, um seine Abhängigkeit vom US-Dollar zu vermindern. Gut möglich, dass sich diese Tendenz mittelfristig auch im CMIM widerspiegeln wird.