Assange ist nur eine Eintagsfliege

Der Redaktionsleiter der Time zur Entscheidung gegen Assange und für Zuckerberg als Person des Jahres 2010

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Obgleich WikiLeaks-Sprecher Julian Assange in der Online-Abstimmung für die Person des Jahres 2010 an erster Stelle und weit vor Facebook-Gründer Mark Zuckerberg lag, hat die Time lieber letzteren dazu gemacht.

Vermuten durfte man hinter dieser Entscheidung, dass Time damit einem Konflikt mit der amerikanischen Öffentlichkeit und der Regierung ausweichen wollte. Jacob Weisberg, Chefredakteur von Slate, bezeichnete die Entscheidung als "feige". Richard Stengel, Redaktionsleiter der Times, begründet gegenüber Yahoo!News die Wahl allerdings damit, dass der Erfolg von Zuckerberg lange Zeit anhalte, während Assange nur eine Eintagsfliege sei: "Assange ist vielleicht schon in einem halben Jahr vom Radar verschwunden", so Stengel, zumal es keinen Assange ohne Bradley Manning gebe. In fünf Jahren sei er nur noch "eine Fußnote".

Die Menschen würden zu kurzzeitig denken, bei der Entscheidung für die Person des Jahres würde die Time nicht nur die letzten sechs Wochen berücksichtigen, sondern auch auf Jahre hinaus denken. Und da sei die Entscheidung für den 26-jährigen Milliardär richtig, denn Facebook zeige, dass "etwas tief in der menschlichen Person stattfinden, das sich verändert und entwickelt".

Während Stengel bei Assange nicht auf die mögliche Bedeutung von WikiLeaks eingeht, sondern nur auf dessen Person anspielt, setzt er hingegen bei Zuckerberg nur auf Facebook und übertreibt dabei schon ein wenig: "Gibt es eine größere Story? Ich glaube nicht." Facebook habe 2010 mit einer halben Milliarde Nutzern eine "kritische Masse" erreicht, zudem habe es den Film über Zuckerberg gegeben.