Asthma-Zigaretten und Science-Fiction-Staubsauger

Das Berliner Museum der Dinge vergibt Pflegschaften

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Auch wenn es in Kirchen und bei Familienpolitikern andere Interpretationen gibt: Für die meisten Kinder und Erwachsenen ist Weihnachten vor allem ein Fest der Dinge. Aus diesem Grund nutzt auch das Berliner Museum der Dinge die Jahreszeit, um auf seine "Dingpflegschaften" aufmerksam zu machen. Das sind "symbolische Patenschaften" für Werbefiguren, Haushaltsgeräte, Möbel und andere Gegenstände aus der Sammlung des etwa 500 Quadradmeter großen "offenen Depots", das Anfang der 1970er Jahre als zweites Archiv der Künstler- und Industriellengruppe Werkbund ins Leben gerufen wurde.

Unter dessen etwa 25.000 Objekten aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert befinden sich nicht nur designerisch anerkannte Objekte, sondern auch Alltagsgegenstände, die Aufschlüsse über die Zeitgeschichte zulassen. "Individuell gestaltete Notprodukte" und "Funktionssurrogate" haben ebenfalls Eingang in die "museale Versuchsanstalt" gefunden. Zwölf Mal jährlich wird ein Ausstellungsstück zum "Ding des Monats" gekürt. Aktuell ist das ein Staubsauger aus der "Super"-Reihe von Siemens, dessen Design offenbar von der Science Fiction der 1960er Jahre inspiriert war.

Mit einer Dingpflegschaft können natürliche und juristische Personen gegen eine Spende zwischen 30 und 500 Euro ihren Namen auf der Website und im Foyer des Museums mit einem bestimmten Gegenstand verbunden. Außerdem gibt es ein Jahr lang freien Eintritt. Zur Auswahl stehen derzeit etwa 200 Dinge, darunter eine Laterna Magica aus dem 19. Jahrhundert, das Siemens-Kofferradio Transetta von 1961, die futuristisch gestaltete Wolfenbütteler Fernseh-, Radio- und Phonokombination Komet 60, eine "Brummifahrer"-Sparbüchse von 1971, die Kleine LS-Hausapotheke von 1940 (genehmigt gem. §8 des Luftschutzgesetzes) und ein Sony Ericsson Z610i von 2006. Bereits vergeben sind ein Bildwerfer für Filme von 1900, Neasthmal-Atropinzigaretten gegen Asthma, der Hochfrequenz-Strahlapparat Energos aus den 1920er Jahren und das Kofferadio Puck aus der als Designstandort unterschätzten DDR.