Auch Moody's stuft Griechenland auf Ramschstatus herab

Die Europäische Zentralbank sichert sich mit einem Abschlag gegen einen Ausfall ab

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Nachdem schon die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) Griechenland Ende April auf Ramsch-Niveau herabgestuft hatte, setzte nun Moody's nach. Die Kreditwürdigkeit für griechische Staatsanleihen senkte Moody's gleich um vier Stufen von "Ba1" auf "A3" herunter. Erstaunlich ist diesmal auch hier die Begründung. Bisher wurde Griechenland bisher wegen seinem hohen Haushaltsdefizit und seiner hohen Verschuldung herabgestuft, denn die hohen Schulden könnte zur Pleite des Lande führen. Doch nun ändert auch Moody´s die Begründung, um auch diese absurde und drastische Einstufung zu begründen.

"Negative Folgen"

Wie schon zuvor Fitch Spanien für seine Sparanstrengungen abgestraft hat, erklärt plötzlich auch Moody's die Herabstufung der Bonität mit den negativen Folgen, die Sparmaßnahmen auf das Wirtschaftswachstum haben. Es ist klar, dass der drastische Sparkurs sich auf das Wachstum auswirken wird und die Länder, die den Kurs einschlagen, zurück in die Rezession schicken oder sie darin halten werden. Es gibt sogar Experten, die behaupten, da wären "Verrückte an der Macht".

Aber es scheint ohnehin egal, welchen Weg die Regierungen einschlagen. Die selbsternannten Bonitätswächter finden immer einen Weg, um eine Abstufung gegen Euroländer zu begründen. An deren Analysefähigkeit muss man allerdings zweifeln, wenn man sich anschaut, dass sie Banken wie Lehman Brothers noch am Tag vor dem Absturz mit Bestnoten bedacht wurden. Dass sie offenbar auch keine Schimmer von der erneut dramatischen Lage in Ungarn hatten, sagt auch viel über sie aus (siehe Ungarn: "Pleite 2.0".

Absurde Abstufung

Aber eine Abstufung Griechenlands auf das Niveau Islands ist schon deshalb absurd, weil die EU ein Rettungspaket in einer Höhe von 110 Milliarden Euro gespannt hat. Insgesamt sollen Euroländer ja sogar mit 860 Milliarden gestützt werden. Doch offenbar will man Länder in die Pleite treiben (siehe Wetten gegen den Euro).

Während die EU‑Kommission keinen Grund zur Sorge um die finanzielle Lage in Griechenland sieht, verlangt nun die Europäische Zentralbank (EZB) für griechische Staatsanleihen einen Abschlag. 5 Prozent werden auf Hellas-Bonds fällig, wenn Banken sie als Sicherheiten für Zentralbankgeld hinterlegen wollen, sagte ein EZB-Sprecher am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Mit der Abstufung werden die Finanzierungskosten weiter in die Höhe geprügelt und der Kapitalabfluss wird zunehmen. Der Abfluss von Geld ins Ausland geht weiter. Die Athener Zentralbank gab bekannt, in den ersten vier Monaten des Jahres seien 18,5 Milliarden Euro abgeflossen.

Refinanzierungskosten für Griechenland steigen

Auch die Refinanzierungskosten für Griechenland steigen weiter. Griechische Anleihen rentieren bei 8,65 Prozent, als fast 6 Prozent höher als deutsche Staatsanleihen. Die Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps /CDS) auf griechische Anleihen stiegen auf fast 800 Basispunkte. Das bedeutet, es müssen jährlich 800.000 Euro gezahlt werden, um 10 Millionen Euro zu versichern. Nur mal zum Vergleich, als die Sozialisten nach dem Wahlsieg im Oktober 2009 das Defizit einigermaßen realistisch einschätzten, das die konservativen Vorgänger verschwiegen hatten, begann die Spekulation mit CDS-Papieren. Der Preis stieg vor sieben Monate auf infografik-so-spekuliert-man-gegen-griechenland/50099692.html: 125.000 Euro jährlich.