Auch Roboter lesen Bücher

Japanische Wissenschaftler haben einen Roboter entwickelt, der laut gedruckte Texte vorliest, was irgendwie grotesk wirkt.

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Die Menschen lesen angeblich weniger, so schrecken die Kulturapokalyptiker. Lesen, die Kulturtechnik seit der Renaissance verkommt, zumindest was gedruckte Information betrifft, die ebenfalls in der Renaissance entstand.

Vielleicht stehe wir ja an der Schwelle zu einer neuen Kulturtechnik und –kompetenz? Die kurze Phase der Dominanz von Schrift und Gedrucktem könnte Neuem weichen. Warum also nostalgisch das Alter verteidigen?

Die Japaner setzen eigentlich auf das Neue. Sie lieben Roboter, mehr als ihre Mitmenschen vom Ausland, und sehen unsere potenziellen Nachfahren auch schon gerne in der Rolle, alte Menschen zu versorgen. Umso verwunderlicher ist, dass nun japanische Wissenschaftler einen Roboter ( Video) gebaut haben, der rückwärts gerichtet ist und gedruckte Informationen lesen können soll.

Auch in Zukunft wird noch gelesen .... Bild: IPSRC
Auch in Zukunft wird noch gelesen .... Bild: IPSRC

Der Grund ist ein wenig schleierhaft, sieht man mal davon ab, dass der Bücherwurmroboter laut liest, also die leseabstinenten Menschen unterhalten kann. Dafür bräuchte es wiederum keinen Roboter. Ist aber egal, schließlich ist es einfach schöner, wenn menschenähnliche Wesen irgendetwas vorlesen. Dadurch wird das Gelesene wichtiger, als wenn nur eine Stimme sprechen würde.

Und wenn dann auch noch die möglichen Nachfolger des Menschen Printprodukte zu schätzen wissen, dann muss den Liebhabern des Buchs nicht bange werden, das elementare Bedürfnisse bedient und zudem "unter den Medien der gewaltloseste Vermittler" sein soll, wie es jüngst bei der Wächterorganisation des Buches mit dem schönen Namen Börsenverein des Deutschen Buchhandels hieß. Fragt sich nur, ob dem Roboter als Bücherfreund auch das geistige Eigentum wichtig ist? Vermutlich schon, wenn er nicht gerade ein Rebell ist, schließlich ist er selbst ein patentiertes Produkt.

Sind aber ganz abwegige Überlegungen, denn der ein Meter kleine bücherlesende Roboter Ninomiya-kun wurde von seinen Schöpfern am Information, Production and Systems Research Center (IPSRC), am Kitakyushu National College of Technology und der Shanghai Jiao Tong University geschaffen, um einmal gegen Geld Kindern und Alten vorzulesen, wenn er komplexere Texte lesen und mit mehr Gefühl vortragen kann.