BND: Iran könnte in einem halben Jahr eine Uranbombe zünden

Nach Informationen des "Stern" sollen deutsche Firmen beim Bau von iranischen Trägerraketensystemen behilflich sein

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Experten des Bundesnachrichtendienst sind der Überzeugung, dass Iran binnen sechs Monaten eine Atombombe herstellen kann. Nach Irans-Atomwaffenprogramm-In-Monaten-Bombe/706266.html: Informationen der Illustrierten Stern, die sich auf Quellen innerhalb des BND gründen, soll Iran außerdem mit großer Vehemenz an der Entwicklung von Trägerraketen arbeiten, die Ziele auch in Europa treffen könnten. An diesem Projekt sollen auch deutsche Firmen beteiligt sein, so die andere "Bombe" im Stern-Bericht.

Der Iran habe genügend Zentrifugen, um waffenfähiges Uran herzustellen, lauten die Erkenntnisse des BND, der davon ausgeht, dass iranische Techniker mittlerweile die "komplette Anreicherungstechnologie" beherrschen. Nach Schätzungen seiner Fachleute wäre der Iran dazu in der Lage, innerhalb der nächsten sechs Monate "die Uranbombe zu zünden". Ein baldiger unterirdischer Atombombentest, wie ihn Nordkorea vor kurzem durchführte (was allerdings umstritten ist, wie übrigens auch die viel propagierte Behauptung, wonach die iranische Mittelstreckenrakete Shabab-3 Europa bedrohen könnte), würde den BND also genausowenig überraschen wie den israelischen Premierminister Netanjahu und viele andere, die im Westen vor den wahren Absichten des iranischen Nuklearprogramms warnen.

Brisant ist auch die andere Nachricht aus dem Stern-Bericht: Wie schon bei früheren Atomprogrammen etwa in Libyen und im Irak vermutet wurde, sollen deutsche Firmen auch an den iranischen Aufrüstungsbemühungen beteiligt sein. Zwar nicht am Bau der Bombe selbst, aber an der Weiterentwicklung von Trägerraketen. Mehrere deutsche Unternehmer, "vor allem Mittelständler", sollen sich gesetzlichen Auflagen und verschärften UN-Sanktionen zum Trotz auf Geschäfte mit einem iranischen "Chefbeschaffer" eingelassen haben, dessen Enttarnung sich der Stern rühmt. Die ungenannten deutschen Firmen sollen einem 50jährigen Iraner, dessen Name mit Said Mohammad Hosseinian angegeben wird, bei der Beschaffung von Know How und fehlenden Komoponenten geholfen haben.

Said Mohammad Hosseinian steuert angeblich ein Netzwerk von 100 Briefkastenfirmen, denen dieselbe Adresse in Teheran gemeinsam ist. Die Organisation SHIG (Shahid Hemat Industrial Group) für die Hosseinian arbeiten soll, wird von der Webseite IranWatch als Tochter der iranischen Aerospace Industries Organization (AIO) angegeben - verantwortlich u.a. für die Mittelstreckenrakete Shahab-3, die wiederholt als mögliche Trägerrakete ina Spiel gebracht wurde. Die SHIG wird auch in der UN-Resolution 1747 aus dem Jahre 2007 unter jenen "Einheiten" aufgelistet, die in nukleare Aktivitäten und solche, die den Bau ballistischer Raketensysteme zum Ziel haben, verwickelt sind.

Man darf gespannt sein, wie die USA, die den deutschen Banken schon bei ihren Geld-Geschäften mit Iran warnend auf die Finger klopften, auf die BND-Erkennntnisse über deutsche Raketenhilfe reagieren.

Den Iran-Experten, wie dem Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, die davon ausgehen, dass das iranische Atomprogramm zivil ausgerichtet ist, widersprechen die vom Stern zitierten Einschätzungen der Fachleute übrigens nicht direkt. Im wesentlichen Zitat ist nur von der Fähigkeit, die Bombe zu bauen und zu zünden, die Rede: "Wenn sie wollen, können sie in einem halben Jahr die Uranbombe zünden."

Die Überraschung für die BND-Fachleute steckt darin, dass dies "denen vor ein paar Jahren niemand zugetraut" hätte.