Bagdad: Goldraub mit Maschinengewehren und Bomben

Im Irak breiten sich mit dem Abzug der US-Soldaten und dem politischen Chaos wieder Gewalt und Kriminalität aus

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Die Taktik der Terrorangriffe im Irak und in Afghanistan bestand neben Selbstmordanschlägen vornehmlich darin, mit selbstgebauten Bomben an Straßen oder in Fahrzeugen die Gegner anzugreifen. Schon lange war auch klar, dass es zwischen den Terroristen und Aufständischen, dem organisierten Verbrechen und anderen Kriminellen Verbindungen gibt.

In Bagdad haben nun Kriminelle gewissermaßen das Mittel des Terroranschlags mit mehreren Straßenbomben übernommen, um einen groß angelegten Raub mitten in der Stadt auszuführen. Nach Aussagen von Zeugen sollen 10 mit AK-74 und anderen Maschinengewehren bewaffnete Männer in einen Goldmarkt eingedrungen sein. Kein Wunder, dass bei den hohen Preisen, die mit Gold derzeit weltweit in der Krise erzielt werden, das Edelmetall auch für Verbrecher attraktiv wird.

Die Eindringlinge schossen wild um sich und töteten mindestens 14 Menschen, plünderten dann die Geschäfte und flohen mit dem Gold und dem Bargeld. Einer der Räuber wurde bei dem Überfall ebenfalls erschossen. Vor der Flucht legten die Räuber mehrere Bomben, von denen allerdings nur eine explodierte, die aber wohl auch dazu beitrug, ihren Rückzug zu sichern. Dass den Kriminellen dies am helllichten Tag gelungen ist, weist auf die schwache Sicherheitslage hin, möglicherweise hatten sie auch Kontakte mit irakischen Polizisten.

Da der Überfall mit dem Bombenanschlag dem Vorgehen von sunnitischen Aufständischen gleicht, könnten natürlich diese nun dazu übergegangen sein, ihr "Wissen" nicht für eine politische Botschaft, sondern zur persönlichen Bereicherung oder zur Beschaffung von Kapital für weitere Aktionen einzusetzen. Mit dem Abzug der US-Soldaten und der Auflösung der zumeist sunnitischen, von den USA bezahlten Awakening-Milizen, die lokal für Sicherheit sorgten, steigt mit den politischen Wirren nach der Wahl die Gewalt im Irak wieder deutlich an. Hatten sich manche der sunnitischen Aufständischen den Milizen angeschlossen, weil sie so Geld verdienten, ihre Viertel sichern und ihren Geschäften nachgehen konnten, was erheblich zur ethnischen Reinigung, aber auch zum Abschwellen der Gewalt beitrug, so könnten sie nun sich wieder den aufständischen Gruppen anschließen oder in die kriminelle Szene eintauchen, da die herrschende Arbeitslosigkeit sie dazu zwingt. In letzter Zeit kam es vermehrt zu Überfällen auf Banken und Schmuckgeschäften. Meist gingen die Räuber mit brutaler Gewalt vor und erschossen Anwesende.