Be Binky – es tut eh nix zur Sache

Neben der Spur

Binge Social Media kommen ein bisschen aus der Mode. Gott sei Dank gibt es Binky

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Es ist ja so, dass sich eigentlich nicht allzu viel mit diesen Social Media geändert hat. Wie immer sehen wir Statusmeldungen, dass das Leben schön ist, Fotos von Strandparties oder Städtereisen, Aufnahmen von Essen und Selfies, dass es einem die Schuhe ausziehen würde, wäre man nicht gerade dabei, ein Selfie zu schießen.

Aber vielleicht ist es auch so, dass einen diese ewigen Timelines langsam aber sicher in die Langeweile treiben, wenn man immer nur "das Leben ist schön" liest und schon wieder das Entengesicht seiner Nachbarin auf dem Bildschirm findet. Oder es ist einfach so, dass seit dem Auftauchen dieses Entengesichts, das jetzt Präsident in den USA ist, der Grad an unerträglichem Schwachsinn, der über Twitter, Facebook und Konsortien verteilt wird, extrem zugenommen hat und man nicht mehr lesen mag, dass America wieder groß wird oder dass an allem X oder Y oder Z schuld sind.

Einerlei. Es ist nur so: Social Media war schon mal lustiger, oder?

Jetzt kann man auf eine solche eher frustrierende Erkenntnis dergestalt darauf reagieren, dass man die Apps und Websites einfach zu lässt, wieder mehr im Projekt Gutenberg liest und Facebook still und leise den Rücken zukehrt.

Oder man kennt Binky.

Diese App, die es im Store zu haben gibt und auf allen gängigen Smartphones sinnvolle Interaktion ermöglicht, ermöglicht eben keine sinnvolle Interaktion mehr. Oder eben schon. Denn Binky liefert einem die Timeline, die man so kennt, pappt ein paar Rezepte für Gemüse, ein paar Reisefotos und wirre Lebensphilosophien darauf und sagt zu Dir: Teil mich, kommentiere, sei Social!

Der Clou bei dem Ganzen: Es hat keinerlei Auswirkungen. Ein Binky-User hat keine wirklichen Freunde (gut hat man in Facebook eigentlich auch nicht), wird nirgends gelesen und geliked. Der will nur spielen. Wenn man dann dem alten Social-Media-Reflex nachgegeben hat und sich für 30 Minuten wieder genug Dopamin im Körper befindet, kann man die App wieder schließen und hat seine Umwelt mit neuen Posts über sein Leben, seine Ansichten und seine Vorlieben in Frieden gelassen. Und dann haben doch alles was davon. Vorerst.