Bei der Effizienz haperts reichlich

Um das Energiesparen wird zwar viel Wirbel gemacht, aber im volkswirtschaftlichen Durchschnitt zeigt die Propaganda wenig Wirkung. Vor allem die Industrie tut sich schwer

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ein sparsamerer Energieeinsatz, mehr Energieeffizienz also, ist neben der Umstellung auf erneuerbare Energieträger die wichtigste Säule, auf der Klimaschutz und Energiewende ruhen. Doch damit geht es in Deutschland nicht recht voran. Wenn überhaupt, dann hat sich der Energieeinsatz pro Wirtschaftsleistung in den letzten Jahren nur in Trippelschritten verringert.

Für 2010 vermeldet die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), dass die Effizienz praktisch auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr verharrte. Derzeit werden im volkswirtschaflichen Mittel 6,2 Gigajoule Primärenergie pro 1000 Euro Bruttoinlandsprodukt (GJ/BIP) eingesetzt. (Ein Joule entspricht einer Wattsekunde, ein GJ also 280 Kilowattstunden.)

Auf die einzelnen Sektoren heruntergebrochen war die Energieeffizienz 2010 in der Industrie rückläufig, soll heißen: Dort wurde verschwenderischer als 2009 gewirtschaftet. Gewerbe, Handel und Dienstleistungen blieben hingegen auf dem Vorjahresniveau, während die privaten Haushalte einen Effizienzzuwachs von 7,5 Prozent verzeichneten. Der Einsatz von Strom war jedoch in allen drei Sektoren effizienter als im Vorjahr.

Energieeffizienz AGEB.jpg
(Bild: AGEB)

Wie die Grafik zeigt, gab es die großen Zuwächse an Effizienz vor allem in der ersten Hälfte der 1990er Jahre, als große Teile der ostdeutschen Industrie stillgelegt und die dortigen Gebäudeheizungen modernisiert wurden. Einen weiteren, wenn auch nicht ganz so starken, Schub gab es ab Ende der 1990er Jahre, das heißt, nach dem Antritt der Schröder-Fischer-Regierung.

In der langfristigen Betrachtung, so die AGEB-Statistiker, hat vor allem der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit durchschnittlich drei Prozent jährlich seit 1990 seine Energieeffizienz steigern können. Industrie und private Haushalte bringen es hingegen auf einen Durchschnitt von 1,4 Prozent. Gesamtwirtschaftlich stieg die Effizienz seit 1990 im Mittel um 1,8 Prozent pro Jahr. Notwendig für das Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung sei hingegen ein Wert von deutlich über zwei Prozent pro Jahr.

Die internationale Beraterfirma PwC hatte, wie berichtet, für die Volkswirtschaften der G-20-Länder auch die spezifischen CO2-Emissionen ausgerechnet und in einer Studie veröffentlicht. Demnach wurde in Deutschland 2010 0,1 Prozent mehr Treibhausgas pro Wirtschaftsleistung ausgestoßen als im Vorjahr.

Für das laufende Jahr liegen noch keine Angaben zur Energieeffizienz vor, jedoch schon ein Überblick über den Energieeinsatz. Demnach hat es in der ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahr einen um 4,2 Prozent geringeren Energieverbrauch gegeben. Die Statistiker führen das vor allem auf das im Vergleich zu 2010 deutlich mildere Wetter zu Jahresbeginn zurück.

Die Erneuerbaren legten in den ersten neun Monaten um 3,3, Braunkohle um 2,7 und Steinkohle um 0,5 Prozent zu. Die Atomkraftnutzung ging hingegen um 20,6 Prozent zurück. Ebenfalls ein Minus gab es mit 9,3 Prozent beim Erdgas und mit 3,3 Prozent beim Mineralöl. Besonders große Fortschritte haben unter den Erneuerbaren übrigens die Windkraft mit plus 16,5 Prozent und die Fotovoltaik mit plus 58 Prozent gemacht. Leider sind die AGEB-Statistiker sparsam mit Angaben über die absoluten Anteile der einzelnen Energieträger an der Versorgung. Nur über die Erneuerbaren ist zu erfahren, dass ihr Anteil am Primärenergieverbrauch insgesamt nur leicht zugenommen hat, weil es bei der Wasserkraft ein Minus gab, und nun bei 10,5 Prozent liegt.

Der Zuwachs bei der Steinkohle geht übrigens auf das Konto der Stahlindustrie und nicht der Kraftwerke, wie man angesichts der Abschaltung einiger Atomkraftwerke meinen könnte. Im Stromsektor gab es beim Steinkohleeinsatz ein leichtes Minus. Dafür wurde mehr Braunkohle verbrannt, was natürlich für das Klima nicht unbedingt gute Nachrichten sind, denn die Braunkohle hat von allen fossilen Energieträgern die höchsten spezifischen CO2-Emissionen.