Berlusconis religiöse Weißwaschung scheitert an Papst Benedikt

Der italienische Regierungschef wollte sich endlich von dem Makel befreien, von der Eucharistie ausgeschlossen zu sein, weil er nach Scheidung sich wieder verheiratet hat.

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Die Italiener haben ihren Erfolgsmenschen, den Milliardär Silvio Berlusconi wieder gewählt, vielleicht auch in der Hoffnung, dass der Fuchs, der so gut und mit allen Wassern gewaschen sein Vermögen vermehren konnte, dasselbe doch auch für Italien leisten könnte. Medienmogul Berlusconi war eitel genug, sich Schönheitsoperationen zu unterziehen, die trotz des vielen Gelds nicht besonders gelungen sind.

Berlusconi will geliebt werden und flirtet schon einmal gerne, beispielsweise mit seiner Gleichstellungsministerin Mara Carfagna, Juristin, aber auch Ex-Showgirl. Ihr soll er während einer Talkshow gesagt haben: "Ich würde dich sofort heiraten, wenn ich nicht schon verheiratet wäre." Das ist der Ministerpräsident, der sich auch gerne die Gesetze nach eigenem Gusto zurecht bastelt, um den Erwerb seines Vermögens und sich selbst nicht zu gefährden, allerdings schon zum zweiten Mal. Nach der Scheidung 1985 hatte er 1990 die Schauspielerin Veronica Lario geheiratet.

Nun wollte Berlusconi endlich einmal auch religiös sein Lebenswerk richtigstellen, was er durch gesetzliche Aktivitäten der Regierung schon weitgehend geschafft hat. Er fragte also bei einem Aufenthalt in seiner sardischen Luxusvilla in Porto Rotonda beim dortigen Bischof an, ob die katholische Kirche nicht endlich einmal das Kommunionsverbot für Geschiedene, die sich wieder verheiratet haben, aufheben könne. Ob den Ministerpräsidenten tatsächlich sein Seelenheil treibt, dürfte fraglich sein. In Italien würde es sich freilich besser machen, wenn der Regierungschef nicht mit dem Makel behaftet wäre, ein Sakrament gebrochen zu haben. Katholisch darf nur einmal geheiratet werden, dann ist Schluss. Wer sich dagegen sträubt, dass eine Ehe, die von Gott gestiftet wird, gar nicht geschieden werden kann, macht sich nach Ansicht des Vatikans vor Gott schuldig, begeht eine schwere Sünde und wird eben mit dem Entzug der Eucharistie bestraft, wo Brot und Wein durch geheimnisvolle Transsubstantion in Leib und Blut Christi verwandelt wird.

Aber Papst Benedikt XVI. hat die Rufe seines hochgestellten Schäfleins Berlusconi nicht erhört. Anders als die Abgeordneten der Regierungskoalition will der Papst nicht auf das Sakrament der Ehe verzichten. So sagte er, freilich ohne auf Berlusconi direkt einzugehen, das Menschen, die schwere Sünden begangen haben, also sich scheiden ließen und noch einmal geheiratet haben, nicht an der Komunion teilhaben können. Aber die katholische Kirche ist streng, bietet aber auch schon mal Auswege: "Die Sünde und besonders die schwere Sünde widersetzt sich dem Tun der Eucharistischen Gnade in uns. Andererseits: Diejenigen, die aufgrund ihrer Situation nicht kommunizieren können, werden in der Wunsch-Kommunion und der Teilnahme an der Eucharistiefeier Kraft und Heilswirksamkeit finden.“