Bestechende Hardware

Endlich soll er kommen, der Aufzug in den Weltraum. Andere Hardware hingegen kann mich nicht überzeugen. Schon gar nicht bestechen

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Es wurde aber auch Zeit.

Japanische Wissenschaftler haben jetzt ein Projekt begonnen, das mit einem Aufzug ins Weltall enden soll. Also, streng genommen in den Orbit der Erde, auf 36.000 Kilometer Höhe. Wenn dasnicht mehr Orbit und schon Weltall ist, dann meinetwegen. Dann wäre allerdings auch der Aufzug in meiner Wohnung (erster Stock, Miethaus) schon ein Aufzug ins Weltall, das vermutlich direkt über dem Boden der Erde anfängt. Insofern wäre die Schweiz dem fortschrittlichen Japan tatsächlich ein wenig voraus, wenn ich auch vermuten muss, dass es zumindest in Tokyo bereits Aufzüge gibt.

Aber zurück zum Boden der Tatsachen. Dieser Aufzug hinauf auf 36 Kilometer Höhe soll 30 Personen auf einmal befördern. Vermutlich nicht in zu schneller Geschwindigkeit, weil der Fahrgäste wegen Be- und Entschleunigung dort als plötzlich schwerelos schwebende Fleischklöpse ankämen. Nein, die Fahrt könnte in Mopedgeschwindigkeit laufen. Wäre kein Problem. Man hätte ja Zeit und würde sich diese ewigen Raketenstarts sparen.

Immerhin: ich danke den japanischen Wissenschaftlern, dass sie jetzt endlich einen meiner Kindheitsträume umsetzen. Wenn das Ticket nicht so teuer ist, fahre ich da sicher mit. Auch wenn ich anhand der Kosten für eine Fahrt auf den "The Shard" in London befürchten muss, dass der Lift in den Weltraum für immer ein Traum bleiben wird. Jetzt erwarte ich mir allerdings auch endlich eine Umsetzung der Unterwasserstadt, die ich seit 45 Jahren aus Jugendbilderbüchern der Marke "So werden wir im Jahr 2000 leben" kennen. Da tut sich ja noch gar nichts, es sei denn man rechnet die langsame Flutung von New York und Miami durch den klimawandeltechnisch erhöhten Meeresspiegel dazu. Das lasse ich nicht gelten.

Nur ein Aufzug prickelt nicht, ich ließe mich damit auch nicht bestechen, wenn mir ein Politiker eine Freifahrt um Falle seiner Wiederwahl verspräche. Absurder Dreher hier? Nein nein, so absurd ist das nun auch wieder nicht. In Indien gibt es Politiker, die Ihren Wählern eine kleine Bestechung in der Form von kostenlosen Smartphones anbieten. Millionenbeträge gehen so in die unlautere Wahlwerbung. Hierzulande wäre das natürlich zu wenig. Ein Smartphone geschenkt zu bekommen hiesse ja, die Zahl der eigenen Ladekabel im Haushalt auf 25 zu erhöhen, das kann nun wirklich kein Politiker mehr verlangen.

Vielleicht ließe sich in Absprache mit Amazon aber etwas machen. Die haben gerade den zweiten kassiererlosen Supermarkt in Seattle aufgemacht und ließen sich sicher überreden, so einen Store auch in Deutschland zu eröffnen. Und wer dann eine bestimmte Partei gewählt hat, der darf einfach kosten- statt bargeldlos einkaufen.

Zum Beispiel ein Ladekabel, falls doch indische Sitten bei der nächsten Wahl einreißen sollten.