Briten müssen mit weiteren sechs schlechten Jahren rechnen

Der britische Finanzminister hat schlechte Nachrichten

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Der britische Finanzminister Osborne kündigt sechs weitere dürre Jahre für die Menschen in Großbritannien an. Das Wirtschaftswachstum fällt schwächer aus als erwartet, es müssen mehr Schulden gemacht werden, die Inflation nimmt zu, also wird das Jammertal länger.

Dieses Mal gibt es keinen äußeren Feind, wenn der Lebensstandard fällt, die Arbeitslosigkeit steigt und die öffentlichen Ausgaben gekürzt werden müssen. Es sei denn, man macht die EU und vor allem Deutschland dafür verantwortlich, obgleich Großbritannien ein Kernland für die Finanzindustrie und ihre Auswüchse war und ist.

Dieses Jahr wird der Lebensstandard der Briten mit -2,3 Prozent am stärksten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs schrumpfen, sagt Osborne, die von der Eurozone ausgehende Krise werde die Talfahrt noch verschlimmern. Nächstes Jahr werde es 2,8 Millionen Arbeitslose geben, weil das erwartete Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent in diesem Jahr 2012 auf 0,7 Prozent fallen wird. Es muss noch mehr gespart werden als bislang geplant, und es müssen viele Milliarden mehr an Schulden gemacht werden, genauer: weitere 111 Milliarden Pfund in den nächsten 5 Jahren. Man biete aber Führung in harten Zeiten an, so der Finanzminister.

Die Angestellten im öffentlichen Dienst müssen besonders leiden, was den großen Streik heute noch einmal verstärken dürfte. Es gab und wird viele Entlassungen geben - über 700.000 in den nächsten 5 Jahren - , bis 2015 werden die Angestellten im öffentlichen Dienst, nachdem ihre Gehälter 2012 und 2013 eingefroren sind, durchschnittlich nur ein 1 Prozent mehr verdienen, also weit unter der Inflation. Allgemein wird, wer mehr als 40.000 Pfund verdient, bis 2015 fünf Prozent an Einkommen verlieren, wobei die Reichen zwar vielleicht auch ärmer werden, aber dies nicht bemerken werden. Es trifft vor allem den Mittelstand und die einfachen Angestellten. Das gesparte Geld - Osborne rechnet mit mehr als 6 Milliarden - soll u.a. in Infrastrukturmaßnahmen investiert werden

Alles hänge davon ab, ob die Eurozone die Krise löse, versichert Osborne, die britische Regierung selbst werde eisern sparen. Ansonsten werde auch Großbritannien nächstes Jahr in die Rezession fallen. Allerdings steht, so hat die Ratingagentur Fitch erklärt, die Kreditwürdigkeit AAA von Großbritannien in Frage - mit den bekannten Folgen für die Ausgabe von Staatsanleihen.