Carrotmob soll Druck machen

Ökostrom-Wechselwoche vor den Atom-Demonstrationen

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Nach dem Carrotmob-Prinzip sollen Stromkunden zu Ökostromanbietern wechseln. Bevor Ende April die großen Protestaktionen bei Hamburg und Gorleben gegen die Laufzeitverlängerung der Atommeiler und gegen die Inbetriebnahme des Salzstocks als unterirdisches Lager für strahlenden Abfall starten, ruft der Deutsche Naturschutzring Stromverbraucher mit einer "Wechselwoche" vom 10. - 18. April zum Anbieterwechsel auf. Stromkunden sollen zu Anbietern wechseln, die keinen Strom aus Kern- und Kohlekraftwerken im Portfolio haben. Der DNR empfielt als Infoportal während der Aktionswoche die Projektseite " Atomausstieg selber machen" für Hintergrundinformationen, Aktionen und Links zu Ökostromanbietern.

Obwohl schon seit 1998 die Möglichkeit besteht, den Stromanbieter einfach zu wechseln haben erst knapp 20% der Stromkunden davon Gebrauch gemacht. Laut Umfragen spielen zwar 43% mit dem Gedanken, ihren Anbieter zu wechseln, aber immer noch sind 4/5 Dauerkunden bei den vier großen Energiekonzernen Vattenfall, RWE, E.ON oder EnBW. Zudem gibt es eine Inflation immer neuer "Stromprodukte", bis hin zu Hausmarken von Supermarktketten. Dahinter verbergen sich meist preisgünstigere Tarif-Varianten mit herkömmlichem Strommix inklusive Kohle- und Atomstrom sowie einige, durch den Zukauf von RECS-Zertifikaten, zu Ökostrom umdeklarierte Angebote. Beides ergibt keinen Anreiz Ökostrom-Erzeugerkapazität zuzubauen.

Das Umweltbundesamt hatte vor zwei Jahren einen Anlauf genommen, einen "Blauen Engel für Ökostrom" einzuführen, um mit dem eingeführten und allgemein bekannten Ökolabel den undursíchtigen Dschungel der "Stromprodukte" und -tarife (mittlerweile bundesweit über 900) zu lichten und gleichzeitig den grassierenden Wust immer neuer Ökostromlabel zu beseitigen. Leider wurde jetzt bekannt, dass das Projekt gescheitert ist. Zu indifferent und uneins war die Gemengelage der Interessen im federführenden Umweltbundesamt selbst. Die Jury Blauer Engel, das Aufsichtsgremium des Blauen Engels, will das misslungene Verfahren jetzt endgültig stoppen.