Chinas Wachstumschmerzen

Die Volksrepublik hat Probleme, ihren Strombedarf zu decken. Kohlepreise streben neuen historischen Höchstständen entgegen

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China hat seit Wochen erhebliche Probleme mit seiner Stromversorgung. Die Engpässe waren zwar für den Sommer erwartet worden, wenn fast überall in den Städten die Klimaanlagen angehen. Allerdings treten sie bereits seit März und damit wesentlich früher als gedacht auf. Mancherorts behelfen sich die Behörden damit, den Strom zu rationieren, zum Beispiel, indem Großverbraucher eingeschränkt werden.

Hintergrund ist die Tatsache, dass der Bau neuer Kraftwerke und der Ausbau der Netze nicht dem wachsenden Bedarf nachkommt. Für diesen Sommer wird nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg ein Fehlbedarf von 40 Gigawatt (GW) erwartet. Das ist immerhin in etwa so viel, wie derzeit konventionelle Großkraftwerke in Deutschland in den letzten Wochen jeweils tagsüber in Zeiten des höchsten Verbrauchs bereit stellen.

Die Zeitung Peopls's Daily schreibt, dass gegen Ende 2010 manches Projekt aufgrund der rigorosen Umweltauflagen zur Steigerung der Energieeffizienz vorübergehend eingestellt wurde. Daher sei nun der Verbrauch höher. Außerdem gebe es in manchen Regionen Probleme, weil die Frühjahrshochwasser auf sich haben warten lassen. Die Wasserstände in den Stauseen seien daher niedriger als sonst, und die Wasserkraftwerke liefern entsprechend weniger Strom.

Hinzu kommen steigende Kohlepreise in Verbindung mit einer Politik, die die Preise für die Stromkunden in den meisten Provinzen niedrig hält. Zumindest ein Teil der Unternehmen beklagt sich, dass sie kaum ihre Unkosten herein bekommen, und schränkt daher die Stromlieferungen ein. Die Kohlepreise steigen bereits seit sieben Wochen in Folge und haben in China inzwischen das Niveau von 2008 erreicht, als der Preis für Kohle sich zusammen mit vielen anderen Rohstoffen im Vorfeld des Ausbruchs der atlantischen Finanzkrise auf historische Höchststände hochgeschraubt hatte.

Kohle deckt in der Volksrepublik rund 70 Prozent des Strombedarfs. In einigen Regionen gibt es wegen der Stilllegung von Bergwerken Schwierigkeiten, ausreichend Kohle zu fördern. China ist inzwischen zum Nettokohleimporteur geworden und entsprechend treibt die hohe Nachfrage die Preise in die Höhe. Hinzu kommen aufgrund des hohen Ölpreises wachsende Transportkosten.